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Germany
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Tanja Bogusz
German sociologist and anthropologist

Tanja Bogusz

The basics

Quick Facts

Intro
German sociologist and anthropologist
Places
Work field
Gender
Female
Birth
Place of birth
Hamburg, Germany
Age
55 years
The details (from wikipedia)

Biography

Tanja Bogusz (* 1970 in Hamburg) ist eine deutsche Soziologin und Anthropologin. Sie lehrt und forscht derzeit als Gastprofessorin an der Universität Kassel zur „Soziologie sozialer Disparitäten“.

Ausbildung

Tanja Bogusz lernte zunächst den Beruf der Industriemechanikerin in der Fachrichtung Maschinen- und Systemtechnik beim Berufs- und Fortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Pinneberg bei Hamburg und bei Krüger Apparatebau, einem Unternehmen zur Fertigung von Stromabnehmern und Busanzeigern, in Hamburg-Schenefeld. 1996 begann sie mit ihrem Studium der Soziologie, Romanistik und Journalistik an den Universitäten Hamburg und an der Université Paris X – Nanterre. Später studierte sie an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), dort unter anderem bei den Soziologen Pierre Bourdieu, Michel de Fornel und Pierre Encrevé. Ihren Magister schloss sie 2004 an der Freien Universität Berlin ab. Von 2004 bis 2006 promovierte sie an der Freien Universität Berlin bei Wolf Lepenies. Daraufhin war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für allgemeine und theoretische Soziologie bei Hartmut Rosa an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2008 bis 2012 war sie wissenschaftliche Assistentin am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin. 2010 nahm sie eine Gastprofessur an der EHESS Paris wahr. Am dortigen Institut für Sozialwissenschaften arbeitete sie zeitgleich als Dozentin. Von 2012 an war sie Forscherin am Centre Marc Bloch in Berlin und leitete darin mit Jérémie Gauthier und Camille Roth die Arbeitsgruppe „Aktuelle und vergleichende Sozialwissenschaften“. 2015 bis 2016 hatte sie eine Gastprofessur am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin inne. 2016 reichte sie ihre Habilitation zum Thema „Experimentalismus und Soziologie. Von der Krisen- zur Erfahrungswissenschaft“ an der Friedrich Schiller Universität Jena ein. Seit 2016 ist Bogusz Gastprofessorin für „Soziologie sozialer Disparitäten“ an der Universität Kassel.

Forschung

Tanja Bogusz forscht vor allem in den Bereichen Soziologische Theorie, insbesondere der Praxistheorie, den Science and Technology Studies, der qualitativen Sozialforschung, sowie der international vergleichenden Kultur- und Sozialanthropologie.

In ihrer frühen Forschung widmete sie sich vor allem kultursoziologischen Fragestellungen, so in ihrer Dissertation „Institution und Utopie – Ost-West-Transformationen an der Berliner Volksbühne“, in der sie einen Strukturvergleich der beiden Felder der Kulturproduktion in der DDR und der BRD auf Grundlage ihrer Tätigkeit als Statistin und Komparsin an der Berliner Volksbühne vorlegte. Durch ihre Kenntnisse der französischen Sprache und die frühen Studien- und Forschungsaufenthalte in Frankreich entwickelte sie früh ein soziologisches Profil im Bereich der neueren französischen neopragmatistischen Philosophie, insbesondere zu Bruno Latour und Luc Boltanski, sowie Philippe Descola. Bogusz übersetzte mehrere Aufsätze französischer Soziologen ins Deutsche, wie „Pensée mythique et pensée scientifique“ („Mythisches Denken und wissenschaftliches Denken“) von Claude Lévi-Strauss oder „Les deux natures de Lévi-Strauss“ („Die zwei Naturen bei Lévi-Strauss“) von Philippe Descola.

Einen Schwerpunkt ihrer heutigen Arbeit bildet einerseits die Soziologie des Öffentlichen und der Kritik. Hier beschäftigte sich Bogusz intensiv mit Luc Boltanskis und Laurent Thévenots Idee der Soziologie der Rechtfertigung, die sie mit zahlreichen Vorträgen und Schriften, u. a. dem Buch „Zur Aktualität von Luc Boltanski“ in den deutschen Sprachraum mit einführte. Andererseits forscht sie zu Methodologie und dem Verhältnis von Naturalismus und Konstruktivismus als Paradigmen für die Sozialwissenschaft und zum Ökologiebegriff in der Soziologie. Dafür begleitete sie 2012 eine meeresbiologische Expedition zur Biodiversitätsforschung nach Papua-Neuguinea. In ihrem jüngeren Werk verortet sie sich mehr im Bereich der Science and Technology Studies und der Erforschung von Mensch-Umweltbeziehungen. Bogusz nutzt dabei die pragmatistische Philosophie nach John Dewey für die Etablierung des von ihr entwickelten Soziologischen Experimentalismus, hier insbesondere unter den Schlagworten sozialer Kollaboration, Heterogener Kooperation und von Inter- und Transdisziplinarität.

Ökologien des sozialen Zusammenhaltes

Tanja Bogusz konnte 2017 zusammen mit Jörn Lamla, Franziska Müller, Anke Ortlepp, Kai Ruffing und Sabine Ruß-Sattar erfolgreich das interdisziplinäre Graduiertenprogramm „Ökologien des sozialen Zusammenhalts. Heterogenität und Hybridität im synchronen und diachronen Vergleich“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel einwerben.

Sie ist Mitglied der Steuerungsgruppe des Graduiertenzentrums Umweltforschung und -lehre an der Universität Kassel.

Mitgliedschaften

Tanja Bogusz ist Vorstandsmitglied der Sektion Kultursoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), sowie Mitglied der Sektionen Soziologische Theorie, Umweltsoziologie, sowie Wissenschafts- und Technikforschung der DGS. Darüber hinaus ist sie Mitglied der European Association for the Study of Science and Technology (EASST) und des Centre d'études des mouvements sociaux (CEMS/IMM), EHESS Paris, sowie des Editorial Boards der Zeitschrift Pragmata, Association des études pragmatistes. Sie ist Gutachterin für diverse Fachredaktionen, darunter die Zeitschrift für Soziologie, die Österreichische Zeitschrift für Soziologie, das Journal of Classical Sociology, Science & Technology Studies, Space and Culture, Mattering Press und Anthropologie des connaissance.

Kuriosa

2018 benannten die Taxonomen Alberto Cecalupo und Ivan Perugia die Meeresschnecke Joculator boguszae nach Tanja Bogusz, die sie 2012 auf einer meeresbiologischen Expedition nach Papua-Neuguinea begleitete. Verschiedene Institutionen werteten dies als lebendiges Beispiel für den Erfolg von interdisziplinär ausgerichteten Science and Technology Studies in Zeiten ökologischer Krisen und biodiversitärer Verluste.

Publikationen (Auswahl)

Monografien (Auswahl)

  • Institution und Utopie – Ost-West-Transformationen an der Berliner Volksbühne. Transcript, Bielefeld 2007. ISBN 9783899427820.
  • Zur Aktualität von Luc Boltanski. Einleitung in sein Werk. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010. ISBN 9783531164250.
  • Experimentalismus und Soziologie. Von der Krisen- zur Erfahrungswissenschaft. Campus, Frankfurt am Main & New York 2018. ISBN 9783593509365.

Herausgeberschaften (Auswahl)

  • Wozu Pragmatismus? Schwerpunktheft Berliner Journal für Soziologie, 3/4 2013 (mit Henning Laux).
  • Émile Durkheim – Soziologie, Ethnologie, Philosophie. Frankfurt am Main /New York: Campus, Reihe „Theorie und Gesellschaft“ 2013 (mit Heike Delitz).

Aufsätze (Auswahl)

  • Experimentalismus statt Explanans? Zur Aktualität der pragmatistischen Forschungsphilosophie John Deweys. In: Zeitschrift für Theoretische Soziologie 2/2013, Schwerpunkt: „Soziologische Erklärungen und explanative Soziologie“, S. 52–65.
  • Öffentliche Soziologie als experimentalistische Kollaboration. Zum Verhältnis von sozialwissenschaftlicher Theorie und Methode im Kontext disruptiven sozialen Wandels (mit Martin Reinhart). In: Selke, Stefan und Annette Treibel-Illian (Hg.): Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Wiesbaden: Springer VS 2017, S. 345–359.
  • From Crisis to Experiment. Bourdieu and Dewey on Research Practice andCooperation, in Schatzki, Theodore R. und Anders Buch (Hg.): Questions of Practice in Philosophy and Social Theory. London & New York: Routledge 2018, S. 156–175.
  • Doing Biodiversity. Heterogene Kooperationen in der Erforschung von Mensch-Umweltbeziehungen, in: Henkel, Anna und Henning Laux (Hg.): Die Erde, der Mensch und das Soziale: Zur Transformation gesellschaftlicher Naturverhältnisse im Anthropozän. Bielefeld: Transkript 2018, S. 65–90.
  • Ende des methodologischen Nationalismus? Soziologie und Anthropologie im Zeitalter der Globalisierung, in: Soziologie, Heft 2 / 2018, S. 143–156.
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