Seneca Inggersen
Quick Facts
Biography
Seneca Reichsfreiherr von Gelting, geboren als Süncke Ingwersen, später genannt Seneca Inggersen, Reichsfreiherr von Geltingen, (* 23. März 1715 in Langenhorn (Nordfriesland), † 28. Dezember 1786 auf seinem Gut Rustenburg bei Den Haag, ± Oude Kerk in Voorburg) war ein nordfriesisch-niederländischer Kaufmann und Gutsherr.
Leben
Herkunft
Er wurde als zehntes Kind des Pferdehändlers Paul Ingwersen und der Pastorentochter Cäcilia Lucia Brodersen geboren und unter dem Namen Süncke Ingwersen ins Taufregister eingetragen. Sein Großvater, der evangelische Geistliche Diederich Brodersen, ist zugleich Vorfahr des Komponisten Johannes Brahms. Nach dem Bankrott und frühen Tod der Eltern wuchs er bei einem Onkel im Alten Christian-Alberts-Koog auf und kam zu einem Barbier in die Lehre, wo er sich auch medizinische Fähigkeiten erwarb.
Niederländische Ostindien Compagnie
Von 1734 an diente er für fünf Jahre als Adelborst (Seekadett) auf Schiffen der Niederländischen Ostindien-Companie. Wie üblich passte er bei der Einschreibung seinen nordfriesischen Namen der niederländischen Sprache an und nannte sich Seneca Inggersen.
1739 legte er eine Prüfung als „Oberchirurg“ ab und heuerte in diesem Rang erneut bei der Ostindien-Companie an. 1741 wurde er Stadtapotheker in Batavia. In den folgenden Jahren stieg er im Rang immer weiter auf und erhielt die Erlaubnis, mit Produkten, für die die Kompanie Monopole beanspruchte, privat Handel zu treiben. 1752 wurde er Vertreter und Geschäftsträger der Ostindien-Companie in Cirebon, einem Sultanat auf Java, wo er durch Beteiligungen am Kaffeehandel der Kompanie, aber auch durch eigenständige Zucker- und Rumproduktion sowie Holz- und Opiumhandel ein riesiges Vermögen erwirtschaftete.
Gutsherr
Nach dem Tod seiner ersten Frau kehrte Inggersen 1758 nach Europa zurück. Der dänische König Friedrich V., der von seinem Reichtum erfahren hatte, ließ ihn nach Kopenhagen rufen, verkaufte ihm 1758 das Gut Gelting und ernannte ihn 1759 zum Baron von Geltingen, alles in der Hoffnung, der erfolgreiche Kaufmann würde sich als Berater und Geldgeber in Kopenhagen niederlassen. Jedoch verpachtete Seneca Inggersen das Gut sogleich an seinen Bruder, einen ehemaligen Kapitän der Companie, Paul Ingwersen (1717–1792), und verlegte seinen Lebensmittelpunkt in die Niederlande.
Das Geltinger Herrenhaus wurde unter Seneca Inggersens Herrschaft ab 1770 ausgebaut und von dem Gartenarchitekten Johann Caspar Bechstedt mit einer kunstvollen Gartenanlage in Régence-Stil umgeben. In seinem Testament verfügte er die Freilassung der Leibeigenen. Das Gut befindet sich heute noch im Besitz der Nachkommen seiner dritten Tochter, der Familie von Hobe-Gelting. Sein Gut Rustenburg bei Den Haag ließ er im Stil des Rokoko ausstatten. Er wurde 1912 für den Bau des Friedenspalasts abgebrochen. Der Kirche seiner Heimatgemeinde stiftete er eine Orgel, auf der noch heute Konzerte stattfinden.
1777 ersuchte Inggersen beim Kaiser Joseph II. um Aufnahme in die Ritterschaft und um Erhebung in den Reichsfreiherrenstand, was ihm beides bewilligt wurde.
Familie
1742 heiratete Inggersen in Batavia Adriana van Loo (1726–1755), die Nichte des damaligen Generalgouverneurs von Niederländisch-Ostindien Johannes Thedens.
1763 heiratete er Charlotte Louise Baronesse von Spörcken (* 1733 Den Haag; † 1816 Hamburg), die Tochter von Rudolph Freiherr von Spörcken (1696–1766), Kammerherr und Gesandter von König Georg III. von Großbritannien. Seine Tochter Gertruyda aus erster Ehe heiratete am selben Tag den Bruder seiner Braut, Adolph von Spörcken.
1784 erstand er ein Familiengrab im Schleswiger Dom von den Nachkommen von Johann Adolph Kielmann von Kielmannsegg, wo seine Frau und seine jüngste Tochter Suzanna (1772–1795) beigesetzt wurden. Er selbst fand seine letzte Ruhestätte in der Oude Kerk von Voorburg.
Literatur
- Gertrud Silberhorn, Die Lebensgeschichte des Nordfriesen Seneca Ingersen Freiherr von Geltingen. In: Demokratische Geschichte, Bd. 16 (2004), S. 23-60. Übersetzung ins Holländische durch Bernard Dijkman, Een opperkoopman van de Verenigde Oost-Indische Compagnie: Het levensverhaal van Seneca Ingersen Baron von Geltingen (1715-1786)
- H. N. A. Jensen, Geschichte des Kirchspiels Gelting. In: Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd 3 (1837), S. 1-98, hier S. 38