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Otto Franzius
German engineer

Otto Franzius

The basics

Quick Facts

Intro
German engineer
Places
Gender
Male
Place of birth
Bremen, Germany
Place of death
Hanover, Germany
Age
58 years
Politics:
The details (from wikipedia)

Biography

Otto Franzius (* 30. Mai 1877 in Bremen; † 29. März 1936 in Hannover) war ein deutscher Bauingenieur für Wasserbau und 1933 bis 1934 Rektor der Technischen Hochschule Hannover.

Leben

Otto Franzius war ein Neffe von Ludwig Franzius. Er studierte an der TH Berlin, München und Dresden unter anderem bei Hubert Engels, der wiederum früher für seinen Onkel gearbeitet hatte. Für seinen Entwurf einer Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel erhielt er 1903 den Schinkelpreis. 1904 wurde er preußischer Regierungsbaumeister des Wasserbaufaches bei der Wasserbau-Inspektion Rathenow. Anfang 1906 wechselte er zur Kaiserlichen Werft Kiel, wo er 1907 zum Marinehafenbaumeister ernannt wurde.

Ab 1909 arbeitete er als Assistent an der TH Berlin. Vom 1. April 1913 an war er Staatsbaurat in seiner Geburtsstadt Bremen, bis er zum 1. November des Jahres einen Ruf als Professor für Wasserbau an die TH Hannover erhielt, deren Rektor er 1933 bis 1934 auch war. 1933 trat Franzius in die NSDAP ein. Wegen guter Beziehungen zur Parteiführung wurde er rückwirkend zum 1. Januar 1929 aufgenommen (Mitgliedsnummer 114.614). Als Rektor war er mitverantwortlich für die Streichung von Gustav Noske als Ehrenbürger der Technischen Hochschule Hannover, die Relegation des Studenten Kurt Otto aus politischen Gründen sowie letztlich auch der Vertreibung des Honorarprofessors Hugo Kulka von der Hochschule aus rassistischen Gründen. Auch gehörte er – wie alle professoralen Kollegen der TH Hannover – zu den Unterzeichnern des Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler im November 1933.

1935 äußerte er sich gegenüber Karl von Terzaghi, der ihn zu Weihnachten besuchte, jedoch negativ zu Hitler und hielt aufgrund der Aufrüstungspolitik einen Krieg mit der Sowjetunion für unvermeidlich. Das Gespräch war mit ein Grund dafür, dass Terzaghi ein Angebot von Fritz Todt für eine Professur in Deutschland ausschlug.

Durch eine technische Lösung prägte Otto Franzius bis heute das Stadtbild von Hannover: Im September 1925 beauftragte der neu gewählte Oberbürgermeister Arthur Menge Franzius, gemeinsam mit dem Stadtbauamt ein Projekt über den Bau eines Maschsees auszuarbeiten – eine Projektidee, die bereits kurz nach der Jahrhundertwende aufkam. Franzius zeichnete für den wasserbaulichen und wasserwirtschaftlichen Teil verantwortlich, das Stadtbauamt unter der Leitung von Karl Elkart für den städtebaulichen. Im Januar 1926 bewilligte der Magistrat der Stadt 14.000 Mark, um Dichtungsversuche zu unternehmen. Diese waren notwendig, weil das Projekt erstmals den Gedanken aufbrachte, den See nicht in die Masch einzugraben und von der durchfließenden Leine zu speisen. Vielmehr sollte der Maschsee schüsselartig auf die Masch und damit über den Pegel der Leine gebaut und durch ein Pumpwerk gespeist werden. Dadurch wurde auch das Problem einer drohenden Verschlammung des Sees durch im Flusswasser mitgeführte Schwebstoffe gelöst. Damit schuf Otto Franzius letztlich den Entwurf, der sich als tragfähig und finanzierbar erwies, auch wenn der erste Spatenstich erst am 21. März 1934 erfolgte und der See am 21. Mai 1936 eingeweiht wurde.

1930 reiste er auf Empfehlung seines früheren Lehrers Hubert Engels für sieben Monate nach China und setzte dessen Forschungen zu hydraulischen Modellen für den Gelben Fluss, den Huai He und den Kaiserkanal fort.

1933 wurde er Gründungspräsident des Rotary-Clubs Hannover.

Franzius war Mitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Bodenmechanik (Degebo).

Auszeichnungen

  • 1931: Ehrendoktor zum Dr.-Ing. E. h. auf Vorschlag der Abteilung Bauingenieurwesen der TU Braunschweig
  • 1903: Schinkelpreis in der Kategorie Wasserbau für den Entwurf zu einer Schwebefähre über den Kaiser-Wilhelm-Kanal
  • Benennung des Franziuswegs in Hannover-Nordstadt nahe der Universität
  • 2008: Benennung der Otto-Franzius-Straße in Hildesheim für seinen Vorschlag von 1918, die Trasse des Mittellandkanals so zu führen, dass Hildesheim durch einen Stichkanal angeschlossen werden konnte.

Heutige Bewertung: Umdeutung Franziusweg

2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat aus Fachleuten zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Franzius benannten Straße an. Franzius habe als Verfechter der Nazi-Ideologie die Entlassung von missliebigen Personen aus der Universität betrieben:

1957 war in der Nordstadt von Hannover der Franziusweg angelegt worden, der seinerzeit „nach dem Gründer der Versuchsanstalt für Wasserbau“, Otto Franzius benannt wurde. Aufgrund der NS-Vergangenheit des Namensgebers wurden um die Wende zum Jahr 2018 die Anwohner der Straße angeschrieben, die mehrheitlich für eine Umdeutung des Straßennamens und für Ludwig Franzius abstimmten: Der Stadtbezirksrat bestimmte daraufhin einstimmig, auf die neue Bedeutung des Straßennamens durch eine gesonderte Legendentafel am Straßenschild hinzuweisen.

Schriften (Auswahl)

  • Gemeinsam mit dem Marine-Hafenbaumeister Heinrich Mönch publizierte Franzius um 1905 eine Darstellung Der Bau der neuen Trockendocks auf der kaiserlichen Werft in Kiel.
  • Entwurf für eine Schiffbarmachung der Leine von Hannover bis Northeim: Im Auftrag des Vereins für die Leineschiffahrt. Göhmann, Hannover 1919.
  • mit Hermann Proetel: Der wasserwirtschaftliche Ausbau der Rur (Roer) in der Nord-Eifel. Hamel, Düren-Rheinland 1927.
  • Der Grundbau. Unter Benützung einer ersten Bearbeitung von O. Richter. Springer, Berlin 1927.
  • mit Wilhelm Buchholz und Karl Heinze: Die Wasserwege Niedersachsens. Hannover 1930.
  • Der Huangho und seine Regelung. Teil 1. In: Die Bautechnik. 9 (12. Juni 1931), Heft 26, S. 397–404.
  • Der Huangho und seine Regelung. Teil 2. In: Die Bautechnik. 9 (10. Juli 1931), Heft 30, S. 450–455.
  • Die Regelung des Hwai Ho, des Kaiserkanals usw. In: Die Bautechnik. 11 (19. September 1933), Heft 40, S. 568–578.
  • Die Rückkehr zur Landeskultur. Sonderabdruck aus der Monatsschrift Volk und Reich. 1933, Heft 8, S. 690–699.
  • Gutachten über die Peiner Kastenspundwand. Ilseder Hütte, Abt. Peiner Walzwerk, 1933.
  • Nationalsozialismus, eine Weltanschauung? In: Hannoversche Hochschulblätter. (März 1934) Nr. 6, S. 77–78.
  • Der Verkehrswasserbau: Ein Wasserbau-Handbuch für Studium und Praxis. Springer, Berlin 1927, in englischer Übersetzung Waterway Engineering. Cambridge 1936.

Literatur

  • Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover, 1831–1931. Bibliothek der Technischen Hochschule, Hannover 1931, S. 77.
  • Alfred Steck: Nachruf auf Professor Otto Franzius. In: Bautechnik. Jg. 14, Heft 19, Mai 1936, ISSN 0005-6820, S. 263–264.
  • Eduard Hünerberg: Nachgelassene Sammlung Prof. Otto Franzius, Hannover. Eine beachtliche Ostasien-Sammlung. Kunstauktionshaus Hünerberg, Braunschweig 1963 (Auktionskatalog).
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8, S. 507.
  • Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 120.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik. Synchron – Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8 (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. 6).
  • Susanne Kuss: Der Völkerbund und China. Technische Kooperation und deutsche Berater 1928–34. LIT, Münster u. a. 2005, ISBN 3-8258-8391-4 (Berliner China-Studien. 45; zugleich: Dissertation, Universität Freiburg 1998).
  • Michael Jung: Professoren für die Partei. In: Universität Hannover. Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover. Band 1. Hildesheim 2006.
  • Michael Jung: Voll Begeisterung schlagen unsere Herzen zum Führer. Die Technische Hochschule Hannover und ihre Professoren im Nationalsozialismus. BOD, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-8482-6451-3, S. 55, 57f., 91, 115–125, 214–220, 242, 256.
  • Michele Barricelli, Holger Butenschön, Michael Jung, Jörg-Detlef Kühne, Lars Nebelung, Joachim Perels: Nationalsozialistische Unrechtsmaßnahmen an der Technischen Hochschule Hannover. Beeinträchtigungen und Begünstigungen von 1933 bis 1945. Hrsg. vom Präsidium der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016, ISBN 978-3-7319-0429-8, passim; vollständig als PDF-Dokument

Franzius-Institut der Leibniz Universität Hannover

Otto Franzius errichtete 1914 das Institut für Grund- und Wasserbau am Lehrstuhl gleichen Namens. Mit dem Einzug in die heute denkmalgeschützten Neubauten nach Plänen von Franz Erich Kassbaum wurde das Institut 1927 in Hannoversche Versuchsanstalt für Grund- und Wasserbau umbenannt. Seit 1936 trägt es die zusätzliche Bezeichnung „Franzius-Institut“, seit 1972 heißt es „Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen“. Lehrstuhlinhaber war unter anderen Walter Hensen. In den 2000er Jahren gab die Universität dem Institut den Namen „Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen“ und verwendet auf ihrer Internetseite die Kurzbezeichnung „Franzius-Institut“. 2016 wurde es offiziell nach Ludwig Franzius umbenannt, nachdem eine Kommission zu dem Schluss kam, dass Otto Franzius in die nationalsozialistische Hochschulpolitik verwickelt war. Der neue Name ist Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen.

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