Oskar Ehrhardt
Quick Facts
Biography
Oskar Ehrhardt (* 23. März 1873 in Strausberg; † 27. Januar 1950 in Göttingen) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer in Königsberg.
Leben
Oskar Ehrhardt stammte aus einer jüdischen Familie, die vor mehreren Generationen zum christlichen Glauben konvertiert war. In der von den Nationalsozialisten bereits 1930 erstellten „Auskunftei“ wird Oskar Ehrhardt als „nicht jüdisch“, jedoch „jüdisch versippt“ aufgeführt.Er war verheiratet mit Martha, geb. Rosenhain. Im Ersten Weltkrieg diente er als Stabsarzt in Lazaretten und leitete das Feldlazarett des 1. Armeekorps an der Ostfront. Hier lernte er Russisch. Wegen seiner russischen Sprachkenntnisse behandelte er zwischen den Kriegen viele russische Patienten. 1933 konnte er sich den Repressalien der Nationalsozialisten entziehen. Bei der Besetzung Königsbergs geriet er mit seiner Frau in "sowjetische Zivilgefangenschaft". Seine Frau verstarb hier auf dem Transport in ein Lager.Als man seine Identität erkannte, wurde er von der russischen Führung im Gebietskrankenhaus eingesetzt und genoss – wiederum wegen seiner Sprachkenntnisse – ein relativ hohes Ansehen bei den Russen. Am 31. Oktober 1947 wurde Ehrhardt aus Kaliningrad ausgewiesen und zog zu seiner Tochter nach Göttingen. Ehrhardt erlag den Folgen eines Verkehrsunfalls in Göttingen (a.a.O. Rostock), wohin in der Nachkriegszeit viele Königsberger Hochschullehrer gekommen waren.
Beruflicher Werdegang
Ehrhardt studierte Medizin an der Albertus-Universität Königsberg und promovierte 1897 bei Ernst_Neumann (Pathologe) am Pathologischen Institut über eine erfolgreiche Milzverpflanzung. Er wechselte anschließend als Assistenz- und Oberarzt zur Chirurgie bei Anton von Eiselsberg, habilitierte sich dort 1903 und erlangte 1910 die Professur. Parallel dazu eröffnete er 1900 eine Arztpraxis und operierte in zwei Privatkliniken. 1901 veröffentlichte er den für die Medizingeschichte wichtigen Bericht über den „preußischen Messerschlucker“ Andreas Grünheide., worüber er nach dem Krieg selber referierte (siehe Einzelnachweis).
Im Sommer 1918 übernahm er als Professor und Chefarzt die Leitung der Chirurgie im Königsberger Elisabeth-Krankenhaus. Der weitere Werdegang ab 1933 ist dem Abschnitt "Leben" zu entnehmen.
Rettung von Kulturgütern
Aus dem Schutt der zerstörten Universität rettete Ehrhardt nicht nur Carl Friedrich Hagemanns Kant-Büste, sondern auch Spinozas Tractatus theologico-politicus. Auf abenteuerlichen Wegen gelangte der weltberühmte Traktat an die Universität Haifa. Des Weiteren fand er eine Urkunde zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Ludimar Hermann, dazu das handschriftliche Zirkular (Original) des damaligen Dekans der Philosophischen Fakultät, des Astronomen Prof. Hans Battermann vom 11. Februar 1913 über den Zeitpunkt für die Überreichung – und das Dankesschreiben von Ludimar Hermann an die Universität.
Werke
- Ueber Geschwülste der weiblichen Brustwarze. In: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 50 (1899), S. 373–388
- Dr. Laurentius Wilde, Leibarzt des Herzogs Albrecht, und die Anfänge der medizinischen Wissenschaft in Preußen. Breslau 1905
- mit Carl Garrè: Nierenchirurgie. Ein Handbuch für Praktiker. Karger 1907. GoogleBooks