Josef Massenez
Quick Facts
Biography
Josef (Joseph) Massenez (* 26. Dezember 1839 in Grünstadt; † 24. Dezember 1923 in Wiesbaden) war ein deutscher Ingenieur und Industrieller.
Leben
Massenez war Sohn von Ludwig Massenez († 1881), eines Französisch-Lehrers am Progymnasium Grünstadt (damals zur bayerischen Pfalz gehörig), dessen Vorfahren aus dem Elsass eingewandert waren, und der Franziska Behlen († 1892). Massenez besuchte das Gymnasium Speyer und studierte zunächst Rechtswissenschaft an derLudwig-Maximilians-Universität; 1858 wurde er im Corps Franconia München aktiv. Als Inaktiver wechselte er – seinem Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften folgend – zum Bergbau und Hüttenwesen an der Bergakademie Leoben (Steiermark), wo Peter Tunner einer seiner akademischen Lehrer war.
In Ruhrort, Duisburg-Hochfeld, Nadja Hunya (Siebenbürgen) und Salzgitter arbeitete er als Hütteningenieur, insbesondere im Hochofenbau. Von 1874 bis 1891, offiziell bis 1893, leitete er den Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein in Hörde bei Dortmund, bis 1875 zusammen mit Hermann G. Beitter (1829–1875), dann mit Gustav Hilgenstock (1844–1913). In dieser Funktion trug er maßgeblich zur Entwicklung der deutschen Eisen- und Stahlindustrie bei (→ Stahlerzeugung). So initiierte er am 26. April 1879 – zusammen mit Gustave Léon Pastor von den Rheinischen Stahlwerken in Meiderich – die Patentierung des Thomas-Verfahrens in Deutschland, Österreich-Ungarn und Luxemburg. Der Weg zur großindustriellen Stahlproduktion im Ruhrgebiet wurde damit eröffnet. Am 22. September 1879 wurde in Hörde und Meiderich gleichzeitig der erste „Thomasstahl“ erblasen.
1885 gründete Massenez die Europäische Wassergas-Aktiengesellschaft, am 13. April 1889 die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft in Düsseldorf, heute Rheinmetall. Zwischen 1876 und 1879 engagierte er sich für die Wiedereinführung der Roheisenzölle (→ Schutzzollpolitik). 1885 sowie von 1887 bis 1891 war er Präsident der Dortmunder Handelskammer. Massenez war auch Initiator des Centralverbandes deutscher Industrieller, an dessen Gründung er 1876 beteiligt war, und Funktionär des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), aus dessen Vorstand er mit Ablauf des Jahres 1906 ausschied. Ferner gehörte er dem Preußischen Volkswirtschaftsrat an. 1885 trat er dem Deutschen Kolonialverein bei.
Den Lebensabend verbrachte Massenez in Wiesbaden, wo er sich nach faktischem Ausscheiden aus dem Hörder Verein 1891 als Zivilingenieur niedergelassen hatte, und – nach 1911 – auf der Burg Gutenfels über Kaub am Rhein. Zusammen mit seinem Sohn Otto erwarb Massenez zwischen 1903 und 1922 zahlreiche Patente in Deutschland und anderen europäischen Staaten; außerdem investierten sie mit dem Bergbauunternehmen Vivero Iron Ore Company Ltd. in die Mina de la Silvarosa beiVivero in Galicien. Die Technische Hochschule Charlottenburg ehrte ihn 1909 mit ihrem Ehrendoktor-Titel, die Stadt Dortmund durch eine Straßenbenennung im Ortsteil Hacheney.
Veröffentlichungen
- Die Hochofen- und Walzwerksanlage Phönix zu Laar bei Ruhrort. In: Die baulichen Anlagen auf den Berg-, Hütten- und Salinenwerken in Preußen (1864)
- Einige Bemerkungen zur Eisenzoll und Tarif-Frage (1876)
- Zur Klassifikation von Eisen und Stahl (1878)
- Mitteilungen über den Entphosphorungsprozess im Konverter (1880)
- On the Elimination of Sulphur from Pig Iron (1891)
- Dreißig Jahre Thomasverfahren in Deutschland. In: Stahl und Eisen, Sonderdruck (1909)
Literatur
- Nachruf in: Eisen und Stahl. Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen. Nr. 44, 1924, S. 216
- 75 Jahre Verein deutscher Eisenhüttenleute. 1860–1935. Düsseldorf 1935
- 100 Jahre Dortmund-Hörder Hüttenunion AG, Essen 1952
- Paul Hermann Mertes: 100 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Dortmund. Umrisse der Geschichte einer Ruhrhandelkammer 1863–1963. Dortmund 1963
- Barbara Gerstein: Massenez, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 16, 1990, S. 359 f.