Josef Gottfried Pargfrider
Quick Facts
Biography
Joseph Gottfried Ritter von Pargfrieder, auch Pargfrider (* um 1787 in Ungarn; † 30. Jänner 1863 in Kleinwetzdorf, Gemeinde Heldenberg), war Armeelieferant und Erbauer der Gedenkstätte Heldenberg in Niederösterreich.
Leben
Die Herkunft Pargfrieders liegt bis heute im Dunkeln und es ranken sich um ihn zahlreiche Legenden, die teilweise auf ihn selbst zurückgehen. Sein Vater ist unbekannt; Pargfrieders eigene Behauptung, es sei Kaiser Joseph II. gewesen, ist unbewiesen. Eine DNA-Analyse, die dies klären könnte, wurde bislang noch nicht durchgeführt. Diesen Geschichten zufolge soll er 1782 – nach anderen Angaben 1775 – als illegitimes Kind Josephs II. mit einer schönen Jüdin in Schloßhof geboren worden sein und später in Znaim eine kleine Greißlerei betrieben haben; nach anderen Angaben war er der (uneheliche) Sohn einer gewissen Anna Moser, Ehefrau eines Försters im Schloss Marchegg, in dem damals die Habsburger und der österreichische Hochadel ihrem Jagdvergnügen nachgingen. Dass er bereits von klein auf das Bürgerrecht der Städte Buda und Pest besaß, könnte auf enge verwandtschaftliche Beziehungen dorthin deuten; ebenso gibt es Gründe für die Annahme, er habe Verbindungen zur Stadt Freudenthal in Böhmen.
Er lieferte ab den Napoleonischen Kriegen Lebensmittel, Schuhe und Stoffe an die österreich-ungarische Armee und gelangte dadurch zu Reichtum. Um 1830 lebte er in Pest (Ungarn), wo er eine Fabrik besaß. 1832 kaufte er Schloss Wetzdorf, das er renovierte und erneuerte. Er unterstützte die Bevölkerung von Großwetzdorf und Kleinwetzdorf großzügig durch Bezahlung der Arztkosten, der Medikamente und des Schulgeldes.
Nach der Schlacht bei Custozza und der Niederschlagung der Aufstände in Ungarn ließ er 1849 in seinem Schlosspark eine Heldengedenkstätte errichten. Er war mit Feldmarschall Maximilian von Wimpffen († 1854) und Feldmarschall Radetzky befreundet, denen er ihre hohen Spielschulden zahlte. Dafür mussten sie in ihrem Testament verfügen, sich am Heldenberg bestatten zu lassen. Feldmarschall Radetzky wurde am 19. Jänner 1858 in Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph feierlich am Heldenberg beigesetzt.
Pargfrieder schenkte 1858 die Gedenkstätte dem Kaiser. Er wurde mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet und in den österreichischen Ritterstand erhoben. Die Nobilitierung Pargfrieders erfolgte dabei nicht aufgrund der Ordensverleihung, da gemäß den Statuten dieses Ordens mit einer Verleihung kein Anrecht auf einen adeligen Titel verbunden war.
Pargfrieder, der persönlich sehr bescheiden lebte und unverheiratet war, ließ sich nach seinem Tod ohne Trauergäste auf einem Milchwagen in die Gruft am Heldenberg bringen und dort, mit einer Ritterrüstung und einem roten Mantel bekleidet, sitzend bestatten. Alle Schuldscheine hatte er vorher vernichten lassen, sodass seine Erben die Schulden nicht mehr eintreiben konnten. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wäre Pargfrieder als Jude beinahe exhumiert worden.
Pargfrieder hatte zwei (inoffiziell) anerkannte uneheliche Kinder, mit Elisabeth von Mottoni (geb. v. Urbanovich): Mit seinem Sohn Joseph Freudenthal (später Joseph Mayer) dürfte er sich bald entzweit haben; seine Tochter Josephine Freudenthal († 1862) heiratete Heinrich von Drasche-Wartinberg, den Besitzer der Ziegeleien am Wienerberg, der auch Pargfrieders beträchtliches Vermögen erbte.
Literatur
- Sachbücher
- Constantin von Wurzbach: Parkfrieder, Gottfried Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 21. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 304–307 (Digitalisat).
- Hannes Stekl: Pargfrider (Parkfrieder) Josef Gottfried von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 7, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0187-2, S. 325.
- Daniela Hagenbüchl: Der Heldenberg. Führer durch die Gedenkstätte in Kleinwetzdorf, Niederösterreich. Großwetzdorf 2000.
- Belletristik
- Stefan Heym: Pargfrider. Roman. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-72648-4.
- Gerd Schilddorfer, David G.L. Weiss: Narr. Thriller. LangenMüller, München 2010, ISBN 978-3-453-43602-2.