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Biography

Johann Adam Vogt (*14. Februar 1773 in Kassel; † 14. Mai 1845 in Helsa) war ein deutscher Grebe (Ortsvorsteher, Bürgermeister) in Helsa. Er ist Verfasser einer Helsaer Chronik und von beruflichen Tagebüchern, so genannten Almanachen. Von den zuletzt genannten sind fünf aus den Jahren 1828, 1834, 1835, 1839 und 1840 erhalten geblieben.

Leben

Johann Adam Vogt wurde 1773 in der Unterneustadt in Kassel geboren. Seine Eltern waren der Metzgermeister Nikolaus Vogt (1742–1821) und Anna Catharina, geb. Gröll (1747–1808) Er war seit dem 14. Mai 1794 mit Anna Margarete, geborene Brethauer verheiratet. Sie hatten zwei Töchter, Anna Katharina (* 1795) und Anna Elisabeth (* 1798). Zwei seiner drei Brüder sind 1809 nach "Amerika" in die Stadt "Neujork" ausgewandert. Heinrich und Georg starben dort in den Jahren 1834 und 1812. Vogt war gelernter Metzger, von ca. 1800–1823 Gastwirt "Im weißen Roß" in Helsa, gewählter "Ortsvorsteher" von Helsa ab 1797, Bürgermeister ab 1808 und Mitglied in zahlreichen Kommissionen, z. B. von 1800 bis 1835 als "Gerichts-Taxator". 1845 stirbt J. A. Vogt in Helsa.

Helsa-Chronik des Bürgermeisters Vogt

Die Helsa-Chronik berichtet unter dem Titel "DENKWÜRDIGKEITEN aus dem Altertum bis auf die gegenwärtigen Zeiten" über Ereignisse ab 1703 bis 1845. Neben Ereignissen des Ortes Helsa schildert Vogt auch einige überregionale und historische Ereignisse, z. B. um die Völkerschlacht von Leipzig oder eine Epidemie 1831.

So berichtet Vogt in der Helsa-Chronik am 27. September 1813, kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig, vom General Alexander Iwanowitsch Tschernyschow, dessen Erscheinung er beschreibt: "General Czernitscheff war ein schöner, kraftvoller Mann; ein Mameluk, dessen Gesicht mir noch stets vor Augen schwebt, mit seinem schwarzen, borstigen Haar, hoher gewölbter Stirn, kleinen schwarzen Augen welche der Nase näher wie jedem anderen Menschen standen, einer stumpfen kurzen Nase und weit hervorragenden Kinn." Tschernyschow befand sich nach dem Überschreiten der Elbe mit "6000 Kosaken", wie Vogt schreibt – andere Quellen nennen ca. 2300 – auf dem Weg über Helsa nach Kassel, um Kassel zu erobern und das Königreich Westphalen von Napoleons Bruder Jérôme zu beenden. Er verließ Kassel am 6. Oktober: "Am 6ten Oktober zog Czernitschef mit seinem Kosaken-Heer von Caßel über Münden, Göttingen usw. - ab." Am 7. Oktober kamen die Franzosen unter "General Alix" zurück, nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16.–19. Oktober 1813) zogen sie endgültig ab.

Im Anschluss berichtet Vogt von den Belastungen und materiellen Verlusten der Bevölkerung, die durchziehende Truppen um und nach der Völkerschlacht von Leipzig verursachten. Unter anderem beschreibt er eine "Viehseuche", wodurch die meisten Tiere "crepierte(n)" und ein "Nervenfieber" in der Bevölkerung, der "13 Familienväter" zum Opfer fielen. Er bemühte sich um die Dokumentation der Schäden. So dauerte die "Einquartierung vom 27ten September 1813, bis zum 14ten Februar 1814 an Mannschaft und Pferden" und summierte sich auf 39.489 Mannschaften und 11.125 Pferde. Den Verbrauch von Hafer, Heu, Stroh und Wein führte er getrennt auf. Vogt hatte sich danach um Schadenersatz bemüht, er erstellte eine "Schadens-Tabelle, die höheren Orts eingereicht" wurde. Er wurde in den folgenden 20 Jahren mehrfach in Kommissionen gewählt, die solche Schäden bestimmten und ausgleichen sollten.

Am 30. November 1818 reiste die "russische Kaiserin, nebst dem Großfürsten Michael, und Constantin" durch Helsa, "wozu 94 Pferde zum Umspannen erforderlich waren". Im Dezember passierten sie Helsa wieder, diesmal dauern "Durchmarsch und Einquartierungen" vom 11. Dezember "bis zum 20ten Dzbr. ununterbrochen fort, und machten uns wieder viel Ungemach."

1831 berichtet Vogt von einer Epidemie in Deutschland. "Im Jahre 1831 graßierte die Colera morbis, oder der so genannte schwarze Tod in Deutschland, wodurch an allen Grenzen Cholera-Häuser aufgebaut wurden." Die "Reisenden" wurden "mit Chlorkalch geräuchert", bevor sie z. B. "in's Heßenland eintraten". "In Kaßel wurden einige Opfer dieser Pestkrankheit, hier ist kein Mensch davon befallen worden."

Am 17. Dezember 1837, drei Tage nach der Absetzung der so genannten Göttinger Sieben, berichtete Vogt vom Einkehren von sieben Professoren aus Göttingen in der Gastwirtschaft, die seit 1823 seine ältere Tochter mit ihrem Mann führte. Zwei Professoren waren die Gebrüder Grimm, auch Studenten waren dabei. "Am 17ten Dezember kamen sieben Profeßoren, worunter sich die Gebrüder Grimm mitbefanden, und aus Göttingen verwiesen waren, mit einer großen Anzahl Studenten des Abends hier an, speißten in unßerem Hause und fuhren nach Kaßel ab."

Helsa-Almanache des Bürgermeisters Vogt

Vogt führte ein berufliches Tagebuch. "Der gewissenhafte Hüter der Gemeinde dürfte zumindest in den späteren Jahren seiner Amtsführung (1797-1838) regelmäßig ein solches 'Jahresnotizbuch' geführt haben." Die Einträge waren jeweils in zwei Bereiche aufgeteilt. Auf der einen Seite berichtete er über das Wetter. Auch besondere Ereignisse mit Bezug auf das Wetter hielt er hier fest. Auf der anderen Seite berichtete er über Ereignisse im Dorf im Rahmen seiner Funktion als Bürgermeister und regionale Ereignisse. Diese Almanach Einträge unterstützten wohl auch die Erstellung der Chronik. So finden sich die zwei Einträge aus 1828 identisch oder ähnlich im Almanach aus 1828. Ein Almanach ist im Privatbesitz. Vier besitzt der "Verein für hessische Landesgeschichte Kassel", so der Stand 1977.

Literatur

  • Geschichtsverein Helsa (1992): Abschrift der Helsa Chronik des Bürgermeisters Vogt (1773–1845). Hergestellt im Februar 1977 im Auftrag der Gemeindeverwaltung Helsa, Ausgabe 1992. (Signatur der Ausgabe der Universitätsbibliothek – LMB Kassel: 35 Hass 2006 B 586)
  • Vogelsang, Gerd (o. J.): Historische Daten Helsa.Online
  • Zeis, Friedrich (1976): Zur Helsa-Chronik des Bürgermeisters Vogt. Nach Aufzeichnungen von Kirchenrat D. Eduard Grimmell († 1971), bearbeitet von F. Zeis. In: Norddeutsche Familienkunde, Heft 4/1976, S. 454–460. Auch abgedruckt in Geschichtsverein Helsa 1992, S. 49–55.
  • Zeis, Friedrich (1977): Zum Helsa-Almanach des Bürgermeisters Vogt. Sonderdruck aus "Hessische Familienkunde" Bd. 13, Heft 8/1977, S. 475–482.

Belege

  1. Vgl. Geschichtsverein Helsa 1992.
  2. Vgl. Zeis 1977, S. 482.
  3. Vgl. Stammtafel der Familie Vogt, in: Geschichtsverein Helsa 1977, S. 4ff.
  4. Vgl. Stammtafel der Familie Vogt. S. 5.
  5. "Im Jahre 1808 wurde ich durch ein Königliches Rescript zum Maire der Gemeinde Helsa ernannt. Im Jahre 1835 legte ich das Amt nieder." S. 6. Im Königreich Westphalen wurde Vogt Maire, d. h. Bürgermeister, und behielt die Aufgabe auch nach Napoleons Sturz. Die Bezeichnung Bürgermeister wurde in Hessen aber offiziell erst 1834 eingeführt und löste die ältere Grebe ab.
  6. Vgl. Stammtafel der Familie Vogt. S. 6.
  7. Vgl. Geschichtsverein Helsa 1992, S. 23–48, und Vogelsang.
  8. Vgl. Geschichtsverein Helsa 1992, S. 11–15.
  9. Vgl. Geschichtsverein Helsa 1992, S. 14f.
  10. Vgl. S. 16ff.
  11. Vgl. S. 19ff.
  12. Vgl. S. 21.
  13. Vgl. S. 22.
  14. Vgl. S. 29.
  15. Vgl. S. 32.
  16. Vgl. Helsa-Chronik, Eintrag 76., in Geschichtsverein Helsa 1992, S. 37.
  17. Vgl. Zeis 1977, 475.
  18. Vgl. Zeis 1977, S. 476.
  19. Vgl. Zeis 1977, S. 482, Fußnote: "Nach Druck dieser Auswertung ergibt sich, daß sich auch Almanache für die Jahre 1834, 1835, 1839 und 1840 erhalten haben. Sie befinden sich beim Verein f. hess. Landesgesch. in Kassel."
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