Jessica Heesen
Quick Facts
Biography
Jessica Heesen (* in Krefeld) ist eine Philosophin und Medienethikerin. Sie leitet den Forschungsschwerpunkt Medienethik und Informationstechnologie an der Universität Tübingen und lehrt als Privatdozentin am Institut für Philosophie des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Von ihr geleitete Forschungsprojekte beschäftigen sich unter anderemmit (sozialen) Medien und Digitalisierung und ethischen Aspekten von Künstlicher Intelligenz.
Werdegang
Heesen stammt aus Krefeld und studierte Philosophie, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, katholische Theologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft zunächst an der Universität Köln, später in Tübingen.
Zwischen 1991 und 2001 war sie als Mitarbeiterin und Stipendiatin des Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen tätig. Als wissenschaftliche Koordinatorin begleitete sie dort auch das DFG-Graduiertenkolleg „Ethik in den Wissenschaften“, das sich der in den späten 1990ern noch neuen Fragestellung widmete, wie sich die Gesellschaft durch das Internet veränderte.
In diesen Jahren übernahm sie für verschiedene Auftraggeber auf Bundes- und Landesebene Beratungs- und Projektaufträge zu den Themen Medienpolitik und Informationsgesellschaft. Ab 2002 an der Universität Stuttgart, forschte sie ab 2003 in einem DFG-Sonderforschungsbereich an „Umgebungsmodellen für mobile, kontextbezogene Systeme“. An der Universität Stuttgart promovierte sie 2006 mit einer Arbeit zum Thema Medienethik und Netzkommunikation, in dem sie sich mit der Frage befasste, wie sich die individuelle öffentliche Kommunikation auf unser Bewusstsein von Realität auswirkt – im Gegensatz zu einer „redaktionell gefilterten Öffentlichkeit“.
Es folgte 2008 bis 2010 eine akademische Mitarbeit an der Universität Freiburg sowie für das IZEW Mitarbeit am Forschungsprojekt Barometer Sicherheit in Deutschland. An der Universität Tübingen leitete sie in den Jahren 2013 bis 2017 die Nachwuchsforschungsgruppe Medienethik in interdisziplinärer Perspektive – Werte und sozialer Zusammenhalt in neuen öffentlichen Räumen. 2015 wurde sie Sprecherin der Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik im Netzwerk Medienethik.
Heesen hatte und hat Lehraufträge unter anderem am Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale (ZAK) an der Universität Karlsruhe sowie an der Universität Luzern. Am Institut für Philosophie des Karlsruher Institut für Technologie lehrt sie als Privatdozentin. 2014 habilitierte sie sich am KIT mit einer Schrift zum Thema Neuorientierung der Medienethik, in der sie eine „Metaperspektive“ einnahm und die Frage behandelte, wie sich die Medienethik in Zeiten völlig neuer Technologie reformieren muss.
Eines ihrer jüngsten Forschungsprojekte ist 2019 das von der EU geförderte WeNet – The Internet of Us, das sich mit der Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) für gemeinwohlorientierte Kommunikation beschäftigt. Dabei geht es unter anderem um die Frage bzw. den Wertekonflikt, wie man bei nichtkommerzieller, gemeinwohlorientierter Nutzung von KI mit den systemimmanent benötigten großen Datenmengen auf Bedürfnisse der Nutzenden eingehen kann, ohne zwangsläufig ihre Privatsphäre zu verletzen.
Heesen ist Mitglied des vom vom Bundesforschungsministerium geförderten Forums Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. In dieser Rolle trat sie 2018 als Mitautorin eines „Policy Papers“ in Erscheinung, das sich mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) und der Kritik daran auseinandersetzt, mit dem Ergebnis, das NetzDG benötige zwar Nachbesserungen, sei jedoch „besser als sein Ruf“.
Daneben wird sie regelmäßig als Interviewpartnerin bei medienethischen Themen befragt – so etwa bei der Frage, ob die Presse in illegal geleakte Chatverläufe von politisch tätigen Personen einsehen darf, dem Thema Trauer im Netz, dem „gläsernen Sportler“, der Veröffentlichung von Fotos toter Menschen oder der Berichterstattung im Fall Mesut Özil.
Publikationen
Autorin
- mit Christoph Hubig, Oliver Siemoneit, Klaus Wiegerling: Leben in einer vernetzten und informatisierten Welt: Context-Awareness im Schnittfeld von Mobile und Ubiquitous Computing. Abschlussbericht - Teilprojekt D3. Universitätsbibliothek der Universität Stuttgart, Stuttgart 2007, urn:nbn:de:bsz:93-opus-31726 (Digitalisat via DNB).
- Medienethik und Netzkommunikation. Öffentlichkeit in der individualisierten Mediengesellschaft. Dissertation, Universität Stuttgart 2006. Humanities Online, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-934157-61-3.
- mit Silke Jandt, Jürgen Müller, Andreas Gutscher: Datenschutzfragen mobiler kontextbezogener Systeme. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8350-0588-4, doi:10.1007/978-3-8350-9435-2.
- mit Daniel F. Lorenz, Michael Nagenborg, Bettina Wenzel, Martin Voss: Blind Spots on Achilles’ Heel: The Limitations of Vulnerability and Resilience Mapping in Research. In: International journal of disaster risk science. Band 5. SpringerLink, 2014, doi:10.1007/s13753-014-0014-5, urn:nbn:de:1111-2016052313590.
- Zur Neuorientierung der Medienethik: Informationsethische und technikphilosophische Perspektiven. Habilitation. Karlsruhe 2014.
Herausgeberin
- mit Cordula Brand, Birgit Kröber, Uta Müller, Thomas Potthast (Hrsg.): Ethik in den Kulturen – Kulturen in der Ethik. Eine Festschrift für Regina Ammicht Quinn (= Tübinger Studien zur Ethik - Tübingen Studies in Ethics. Band 8). Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2017, ISBN 978-3-7720-8611-3.
- Handbuch Medien- und Informationsethik. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02557-9.