Hannes G. Pauli
Quick Facts
Biography
Hannes G. Pauli (* 12. Juli 1924 in Zürich; † 9. Oktober 2003 in Bern) war ein Schweizer Medizinprofessor und Reformer der Ärzteausbildung.
Leben und Wirken
Nach Besuch der Volksschule und des Literaturgymnasiums in Zürich studierte Hannes Pauli ab 1943 in Zürich, Bern und Paris Medizin. Das Staatsexamen absolvierte er 1949. Als Schiffsarzt lernte er vor allem die Hafenstädte Südamerikas kennen, bevor er die letzten Jahre seiner Weiterbildung von 1953 bis 1957 in New York und Boston verbrachte. Bis 1965 war er als Assistenz- und Oberarzt an der Medizinischen Poliklinik der Universität Bern tätig.
Ärzteausbildung
1965 beauftragte ihn der Berner Regierungsrat Simon Kohler in Schweden, England, Frankreich und den USA neue Modelle der Ärzteausbildung zu studieren. Diese Erfahrungen flossen in die Berner Studienreform ein, welche Hannes Pauli mit Ettore Rossi aufzubauen begann. Eine gesamtschweizerische Reform des Medizinstudiums übernahm 1971 weitgehend das Berner Modell (z. B. Verkürzung der Vorklinik, massive Reduktion der Vorlesungen zugunsten von Gruppen- und Blockunterricht, Einführung eines Wahlstudienjahres).
1971 wurde das Institut für Ausbildungs- und Examensforschung (IAE) gegründet, dessen Direktor Pauli bis zu seiner Emeritierung 1989 blieb. Das IAE wurde rasch zu einer international gefragten Institution, die insbesondere von der WHO beachtet wurde. So war Pauli Mitglied und Präsident des «European Advisory Committee on Medical Research» EACMR, anschliessend Mitglied des «Global WHO Advisory Committee on Health Research», wobei die WHO Paulis Institut in den Status eines «WHO Collaborating Centre for the Evaluation of Health Personnel Performance» erhob.
Daneben engagierte sich Hannes Pauli – er war ab 1969 ordentlicher Professor für Innere Medizin – auch für eine patienten-zentrierte Innere Medizin am Berner Inselspital. In der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 6. November 2001 forderte Pauli eine neue Orientierung des Medizinverständnisses, welches dem Arzt-Patienten-Verhältnis, dem soziokulturellen Umfeld und der Balance von Ratio und Emotion mehr Beachtung schenkt. Die Medizinstudierenden ehrten ihn 1988 mit der Verleihung des Titels «Teacher of the Year».
Allgemeine Ökologie
Hannes Pauli war eine fächerübergreifende Zusammenarbeit der Wissenschaftsdisziplinen ein Anliegen. In diesem Sinne setzte er sich auch für eine fakultätsübergreifende «Allgemeine Ökologie» ein. Dieser Ansatz orientiert sich an den wechselseitigen Wirkungszusammenhängen zwischen Mensch und Umwelt mit ihren physischen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten. Zu Ehren ihres Mitgründers wurde die 1984 gegründete Arbeitsgemeinschaft für Förderung der Allgemeinen Ökologie (AGFAÖ) 2004 in Hannes-Pauli-Gesellschaft (HPG) umbenannt. Von 1988 bis 2013 bestand an der Universität Bern die Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ).
Literatur
- Festschrift für Hannes G. Pauli: "Medizin" für die Medizin, Arzt und Ärztin zwischen Wissenschaft und Praxis / hrsg. von Peter Saladin, Hans Jürg Schaufelberger, Peter Schläppi. Basel, Helbing & Lichtenhahn, 1989. ISBN 371901083X
- Hannes Pauli: Entwicklung und Krankheitsverlauf diabetischer Jugendlicher nach der Spitalentlassung. Diss. med. Zürich, 1953. 22 S.
Hannes Pauli hat über 130 medizinpädagogische Arbeiten publiziert und an mehreren Büchern und mitgewirkt.