Gustav Szinda
Quick Facts
Biography
Gustav Szinda (* 13. Februar 1897 in Blindgallen, Ostpreußen; † 23. September 1988) war ein deutscher Kommunist und Generalmajor (ab 1964) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und erster Leiter der Abteilung Gegenspionage im Außenpolitischen Nachrichtendienst der DDR (APN), dem Vorgänger des MfS.
Leben
Szinda, Sohn eines Zimmerers, absolvierte eine Lehre zum Maschinenschlosser. Während des Ersten Weltkriegs war Szinda Soldat an der Front. 1919 trat er in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein und war Mitglied im Rotfrontkämpferbund, sowie 1920 Angehöriger der Roten Ruhrarmee. 1924 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und engagierte sich nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 bis 1935 in der illegalen Parteiarbeit.
Szinda emigrierte 1935 nach Amsterdam, wo er dem geheimen Nachrichtendienst der KPD angehörte. Von 1936 bis 1938 war er als Angehöriger der Internationalen Brigaden Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg, wo er zeitweise Stabschef und Kommandeur des Thälmann-Bataillons, sowie ab 1937 Chef der Spionageabwehr der Internationalen Brigaden war. Noch 1938 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE).
Nach der Niederlage der Internationalen Brigaden emigrierte er nach Moskau und wurde Mitarbeiter der Komintern. Durch die Komintern wurde Szinda Ende 1939 mit der Sichtung des über die deutschsprachigen Freiwilligen angelegten Kadermaterials beauftragt. So schrieb er beispielsweise über den Spanienkämpfer Hermann Diamanski:
„Dimanski (sic!), Hermann. Kam im Oktober 1937 nach Spanien, stand im Verdacht, im Auftrag des Gegners nach Spanien gekommen zu sein und stand unter Kontrolle der Sim (Servico de Investigacion Militar = Militärischer Überwachungsdienst). Über seine weitere Tätigkeit und seinen Verbleib in Spanien ist uns nichts bekannt.“
Szinda absolvierte in der Sowjetunion die ZK-Schule. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde Szinda 1943 bei den Partisanen im ukrainischen Pripjat-Gebiet eingesetzt. Im Dezember 1943 wurde Szinda als Aufklärer des Nachrichtendienstes der Roten Armee per Fallschirm in die Nähe von Berlin gebracht. Allerdings konnte er nach der Landung nicht wie vorgesehen Funk-Kontakt mit seinen Auftraggebern aufnehmen. Im Frühjahr 1945 wurde er von der Roten Armee im Raum Guben aufgegriffen und durch das NKWD inhaftiert.
Von September bis Dezember 1945 war er Lehrer an der Antifa-Schule 12. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Januar 1946 begann er eine Tätigkeit bei der Polizei in der Sowjetischen Besatzungszone und ab April 1946 im ZK der SED, wo er von 1949 bis 1951 Leiter der Abteilung für Sicherheitsfragen des ZK der SED. 1951 wurde er Abteilungsleiter der Abteilung Abwehr im Außenpolitischen Nachrichtendienst der DDR (APN), welche ab 1953 die Hauptabteilung XV des MfS und ab 1959 Bestandteil der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) gewesen ist. 1954 wurde er Leiter der Abteilung VII des MfS und ab 1958 Leiter der Bezirksverwaltung des MfS im Bezirk Neubrandenburg. 1965 wurde er in den Ruhestand versetzt.
Szinda war Initiator der sogenannten „Strafgefangenen-GI“ (GI= Gesellschaftlicher Informant), wobei er bereitwillige Häftlinge zusätzlich zum regulären Wachpersonal als Informanten für das MfS anwarb.
Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Ehrungen
- Vaterländischer Verdienstorden in Silber (1955)
- Karl-Marx-Orden 1957
- Orden Banner der Arbeit im März 1962
Schriften
- Kämpferische Solidarität mit dem spanischen Volk. In: Heinz Voßke: Im Kampf bewährt. Berlin 1977.
- Die XI. Brigade im spanischen Bürgerkrieg 1936-1939, erschienen innerhalb der Marxistisch-Leninistische Schriftenreihe für Geschichte, Politik, Ökonomie und Philosophie, Heft 79.
Literatur
- Helmut Sakowski: Das Leben eines Revolutionärs. Leipzig 1989.
- Willi Opitz/Werner Irmler/Reinhard Grimmer/Wolfgang Schwanitz (Hrsg.): Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS. 2 Bände, edition ost, Berlin 2003, ISBN 3-360-01030-2.
- Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig: München 2003, ISBN 3-7766-2317-9, ff. S.453.
- Kurzbiografie zu: Szinda, Gustav. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.