Friedrich Oetker
Quick Facts
Biography
Friedrich Oetker (* 9. April 1809 in Rehren; † 17. Februar 1881 in Berlin) war ein deutscher liberaler Publizist und Politiker.
Ausbildung und frühes Leben
Friedrich Oetker stammte aus einer ländlichen Familie. Sein Vater Christian Oetker (1775–1847) war Landwirt, Böttcher und Besitzer einer Mühle. Friedrich war der Bruder des Politikers Carl Oetker. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Rinteln begann er 1831 ein Studium der Rechtswissenschaften in Marburg, wo er auch Mitglied des Corps Schaumburgia wurde. Anschließend war er ab 1837 als Obergerichtsanwalt in Kassel tätig. Daneben war er im gesellschaftlichen Leben der Stadt aktiv und war nebenberuflich als Autor tätig. Zusammen mit Franz Dingelstedt veröffentlichte er Gedichte und Feuilletonbeiträge für Zeitschriften und besuchte den Kasseler Literaturzirkel Stiftshütte (Kassel). Im Jahr 1847 erschien seine erste politische Flugschrift über die deutsch-katholische Frage.
Liberaler Publizist
Unmittelbar nach Beginn der Märzrevolution gründete Oetker die Neue Hessische Zeitung. Kurze Zeit später wurde sie nach der Vereinigung mit dem Neuen Verfassungsfreund aus Marburg zum führenden Blatt der Liberalen in Kurhessen. Die Zeitung wurde Sprachrohr der von Bernhard Eberhard und Karl Wilhelm Wippermann geführten Märzregierung in Kurhessen. Durch die Neuwahl der Abgeordneten der Städte aus dem Gebiet Schaumburg kam Oetker in die Ständeversammlung. In dieser stellte er im Dezember 1848 einen weit reichenden Antrag zur Demokratisierung der Landesverfassung. Durch seine chronische Heiserkeit am Reden im Parlament gehindert, war Oetker weiterhin vorwiegend publizistisch tätig.
Kurhessischer Verfassungskonflikt und Exil
In seiner Zeitung bekämpfte er während des kurhessischen Verfassungskonfliktes die seit Frühjahr 1850 bestehende reaktionäre Regierung unter Ludwig Hassenpflug. Zeitweise wurde das Erscheinen seiner Zeitung behindert. Er selbst wurde für einige Zeit verhaftet und ging ins Exil. Er lebte unter anderem in Braunschweig, auf Helgoland sowie in Belgien. Aus den Erfahrungen hervorgegangen sind ein Buch über Helgoland (1855) und die 1876 erschienenen „Belgischen Studien.“
Kampf um die Wiedereinsetzung der Verfassung
Oetker kehrte 1859 nach Kassel zurück. Er gründete die Hessische Morgenzeitung. Seit 1860 war er deren alleiniger Herausgeber. Mit diesem Blatt hatte er entscheidenden Anteil daran, dass die hessische Verfassungsfrage wieder auf die politische Tagesordnung kam. Dazu trug nicht zuletzt auch der Deutsche Nationalverein bei, in dessen leitendem Ausschuss Oetker saß. Versuche, die neue Verfassungsbewegung durch Zensur zu behindern, wurden durch den Druck von Flugblättern umgangen. Der Versuch, Oetker und die Verfassungsbefürworter juristisch aufzuhalten, scheiterte, stattdessen nutzten diese verschiedene Strafprozesse publizistisch für sich aus. Im Jahr 1861 initiierten Oetker und seine politischen Freunde die so genannte „Riesenpetition.“ In deren Verlauf kamen in wenigen Tagen 15.000 Unterschriften zusammen.
Letztlich erzwang ein von Preußen und Österreich beantragter Beschluss des deutschen Bundestages 1862 die neuerliche Inkraftsetzung der Verfassung in Kurhessen. Darin inbegriffen war das demokratische Wahlgesetz von 1849. 1848 war er Mitglied des Vorparlaments.
Preußische Okkupation
Oetker wurde erneut Mitglied des Landesparlamentes. In Übereinstimmung mit dem Nationalverein vertrat er gegen die Mehrheit in der Schleswig-Holstein Frage die preußische Position. Im Zusammenhang mit dem Deutschen Krieg von 1866 hatte er zwar versucht, für die kurhessische Eigenständigkeit einzutreten, sah sich aber durch die Tatsachen gezwungen, mit anderen Abgeordneten die „Totengräber-Adresse“ zu unterzeichnen und die preußische Annexion anzuerkennen. Die Folge waren scharfe Angriffe gegen ihn. Der Versuch, eine Reichspartei zu gründen, scheiterte.
In der Folge schloss er sich der Nationalliberalen Partei an. Er wurde Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, dem er von 1867 bis zu seinem Tode 1881 angehörte. Von 1867 bis 1870 vertrat er als Abgeordneter den Wahlkreis Regierungsbezirk Kassel 1 (Rinteln – Hofgeismar – Wolfhagen) (er wurde auch im Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Kassel 2 gewählt, nahm dieses Mandat aber nicht an) im Reichstag des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis zu seinem Tode 1881 im Reichstag. Er trat allerdings politisch nicht mehr nennenswert hervor.
Gesellschaftliches Engagement
Wie sein Bruder Carl engagierte sich Oetker für evangelische Organisationen. Unter anderem geht die Gründung des Diakonissenhauses in Kassel maßgeblich auf ihn zurück. Auch die Gründung der Stadtbibliothek wurde von Oetker maßgeblich finanziert.
Im Jahr 1862 wurde er zum Ehrenbürger von Kassel, Schmalkalden, Witzenhausen, Rinteln und weiteren Städten ernannt.
Schriften
- Helgoland. Schilderungen und Erörterungen. Duncker, Berlin 1855; Auerbach, Stuttgart 1878.
- Belgische Studien. Schilderungen und Erörterungen. Querbach, Stuttgart 1876.
- Lebenserinnerungen. 3 Bde. Auerbach, Stuttgart/Kassel 1877–1885.
- Aus dem norddeutschen Bauernleben. Schildereien. Paetel, Berlin 1880.
Literatur
- Karl Wippermann: Oetker, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 541–546.
- Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848–1866 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 48, 2 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 4). Bearbeitet von Ulrich von Nathusius und Hellmut Seier. Elwert, Marburg 1987, ISBN 3-7708-0866-5.
- Ulrich von Nathusius: Kurfürst, Regierung und Landtag im Dauerkonflikt. Studien zur Verfassungsgeschichte Kurhessens in der Reaktionszeit (1850–1859), Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde, Kassel 1996, ISBN 3-925333-28-2.
- Eckhart G. Franz: Oetker, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 468 f. (Digitalisat).
- Peter Straßheim: Die Reichstagswahlen im 1. Kurhessischen Reichstagswahlkreis Rinteln-Hofgeismar-Wolfhagen von 1866 bis 1814. Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-631-37757-6, insbesondere S. 57–60 und 100–103.