Franz Karl Kolowrat-Liebsteinsky

Graf Franz Karl von Kolowrat-Liebsteinsky (* 13. Mai 1620; † 4. Mai 1700) war k. k. Diplomat, Appellationsrat und Statthalter im Königreich Böhmen.

Er stammte aus dem alten böhmische Adelsgeschlecht Kolowrat-Liebsteinsky, das nach der ältesten böhmischen Herrenstandordnung von 1501 den 12. Rang einnahm. Seine Eltern waren Albrecht von Kolowrat-Liebsteinsky (1583–1648) und dessen Ehefrau die Freiin Sabina Viktoria von Wolkenstein (1596–1684) und seine Großeltern väterlicherseits der Kämmerer und Oberstallmeister Johann von Liebsteinsky-Kolowrat (1552–1616), ein Neffe Philippine Welsers und die Obersthofmeisterin Katharina von Boymont-Payrsberg (1562–1618).

Er studierte in Prag und wurde anschließend vom Kaiser Ferdinand III. zum Appellationsrat in Prag ernannt. In den Jahren 1649–1651, 1654 und 1655 war er kaiserlicher Landtagskommissar und 1660 auch Landeshauptmann des Markgrafentums Mähren. Ferner war er von 1651 bis 1667 Appellationspräsident und ab 1667 dann Statthalter im Königreich Böhmen. Im Jahr 1658 wurde er nach Frankfurt geschickt, um die Wahl des erst 17-jährigen Leopold I. zu unterstützen. 1660 wurde er dann vom Kaiser nach Polen geschickt, um den Krieg zwischen Schweden, Polen und Preußen zu beenden. Es gelang ihm, die streitenden Parteien zum Frieden von Oliva vom 3. Mai 1660 zu überreden. Für seine Verdienste erhielten er am 20. Juli 1658 (Diplom vom 28. Februar 1660) zugleich mit seinen drei Brüdern Johann Wilhelm (1625–1668), Ferdinand Ludwig (1621–1701) und Leopold Ulrich (1635–1690) den Reichsgrafenstand, sowie am 8. November 1660 den böhmischen Grafenstand. Außerdem wurde Franz Karl am 12. Juni 1688 mit dem Orden vom Goldenen Vließ (Nr. 543) ausgezeichnet. Um das Familienvermögen zu schützen, stiftete er das Kolowrat’sche Familienmajorat. Als sein Bruder Ferdinand beitrat, brachte er das Gut Borohrádek ein. Franz Karl ließ auch das Schloss Reichenau errichten.

Kolowrat heiratete Magdalena Ludmilla Maximiliana Freiin von Oppersdorf (* 19. Mai 1625; † 13. April 1672). Das Paar hatte mehrere Kinder:

• Ludmila Sabina (1649–1651)
• František Karel (1651–1665)
• Václav Vojtěch (1652–1654)
• František Vilém (1653–1715)
• Norbert Leopold (* 9. März 1655; † 17. April 1716)

⚭ Johanka Magdalena Herzan von Harras (* 4. Oktober 1649; † 15. November 1685) verwitwete Wiesenowsky

⚭ 1691 Gräfin Marie Magdalena von Slavata (* 30. März 1673; † 9. August 1700)

• Anna Marie Franziska (* 14. August 1657; † 20. Juli 1704) ⚭ 1677 Freiherr Gabriel von Horzeczky z Horky († 27. Februar 1703)
• Ludovika (1662)
• Regina Apolonie, (* 8. Januar 1662; † 3. Mai 1744) ⚭ 1680 Graf Johann Christian von Roggendorf (* 1635; † 19. Dezember 1701)
• Eleonora Ludmila (1663–1664)
• Josefa Antonie (* 27. Juli 1665; † 25. Juni 1744) ⚭ 1694 Graf Johann Ernst von Hoyos († 30. Juni 1718)
• Ferdinand Laurenz (* 10. August 1668; † 23. September 1694) gefallen als Generaladjutant bei Grosswardein

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet er am 15. November 1673 die Gräfin Isabella Clara Cäcilia von Nogarola (* 1635; † 10. Februar 1691) Witwe des Grafen Ferdinand Ernst von Brenner. Die Ehe blieb kinderlos.

• Constantin von Wurzbach: Kolowrat-Liebsteinsky, Franz Karl Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 12. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 378 (Digitalisat).
• Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen u. Medaillen, S.247