Dietrich Ebener
Quick Facts
Biography
Dietrich Ebener (* 14. Februar 1920 in Berlin-Neukölln; † 13. Juli 2011 in Bergholz-Rehbrücke) war ein deutscher Altphilologe, Autor und Übersetzer.
Leben
Ebener legte 1938 in Cottbus das Abitur ab. Von 1939 bis 1945 diente er als Soldat im Zweiten Weltkrieg. An der Front hatte er fremdsprachige Lesetexte, Minilexika und Kurzgrammatiken bei sich und arbeitete an Dramen. 1946 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im selben Jahr nach Kärnten zurückkehrte. Auf der Rückreise nach Cottbus wurde er in Wien unter Spionageverdacht von dem NKWD verhaftet und anschließend in die Sowjetische Besatzungszone in Mitteldeutschland entlassen. Seit 1946 arbeitete er in Cottbus und Potsdam als Neulehrer für die Fächer Russisch, Latein, Griechisch und Geschichte, die er nebenbei auch an der HU Berlin studierte. 1951 legte er das Erste Staatsexamen ab und arbeitete als Assistent und Dozent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo er 1954 promoviert und 1956 habilitiert wurde. 1957 wurde Ebener als Professor mit Lehrauftrag Direktor des Instituts für Klassische Philologie der Universität Greifswald. Dort lernte er auch seine 1930 geborene Frau Johanna (geb. Knaack) kennen. Mit ihr hat er zwei Kinder, Bernd und Gisa. Er unternahm Studienreisen nach Italien, Ägypten, Indien, Sudan und Griechenland. Ab 1967 lebte er als freischaffender Autor in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam.
Leistungen
Ebener ist bekannt für seine Versübertragungen aus dem Lateinischen und Griechischen. Im Akademie Verlag Berlin erschienen viele seiner Übersetzungen, darunter eine sechsbändige zweisprachige Euripides-Ausgabe (1972–80). Im Aufbau-Verlag gab er Textausgaben der Autoren Vergil, Homer, Aischylos, Nonnos, Terenz und Sophokles, im Insel-Verlag von Theokrit heraus. Seine Übertragung der „Troerinnen“ wurde erstmals 1976 im Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Spyros A. Evangelatos aufgeführt. Seitdem sind mehr als fünfzig Inszenierungen mit Ebeners Übersetzungen, viele davon an namhaften Bühnen (u.a. Schauspielhäuser in Frankfurt/M., Dresden, Köln, Bochum, Essen, Thalia-Theater Hamburg, ETA-Hoffmann-Theater Bamberg) aufgeführt worden, unter anderem von Frank Castorf. 2014 wurden Inszenierungen im Ringlokschuppen Mülheim/R. in Co-Produktion mit dem Theater Chur und dem Theater 'Schlachthaus Bern' (beide Schweiz) (Lukanus: "Der Bürgerkrieg" [Pharsalia]) sowie eine Inszenierung von "Philoktetes" (Sophokles) im Theater Rambazamba Berlin (Wiederaufnahme 2015) realisiert, ebenso eine Odysseus-Inszenierung im Schauspielhaus Essen. Aktuell sind Inszenierungen von "König Ödipus" (Sophokles) im Residenztheater München (Premiere 17. Oktober 2015) und "Die Schutzflehenden" (Aischylos) im Schauspiel Leipzig (Premiere 2. Oktober 2015) in Vorbereitung.
Ebener trat zudem mit belletristischen Werken an die Öffentlichkeit. 3 Romane erschienen von 1955 bis 1985 ("Landsknecht wider Willen", "Vala und sein Sohn", "Kreuzweg Kalutta" in 2 Auflagen) im Greifenverlag Rudolstadt, mehrere Kurzgeschichten in Tageszeitungen. Eine erste Kindergeschichte schrieb er im Alter von 10 Jahren (gedruckt 1931 im "Karstadt-Magazin"), weitere folgten.
1996 wurde Ebener für sein Lebenswerk mit dem Brandenburgischen Literaturpreis ausgezeichnet.
Ebeners wissenschaftlicher und künstlerischer Nachlass wird betreut durch das Universitätsarchiv Greifswald.
Literatur
- Nina Mindt: Übersetzungstheorie in der DDR. In: Theorie der Übersetzung antiker Literatur in Deutschland seit 1800. Berlin/New York 2009, S. 317–334 (zu Ebener besonders S. 325–328)