Anton Feith
Quick Facts
Biography
Anton Feith (* 20. Oktober 1872 in Köln; † 1929 in Paderborn) führte die Eggert Orgelbau-Anstalt in Paderborn von 1902 bis zu seinem Tod fort. Er und sein Sohn Anton Feith II., der das Unternehmen bis 1972 leitete, bauten um die 800 Orgeln, vor allem in der Orgellandschaft Westfalen und Lippe und im Ruhrgebiet. Das Unternehmen exportierte nach Belgien, in die Niederlande und nach Japan.
Leben und Werk
Die Firma ist aus der Eggert Orgelbau-Anstalt entstanden, die 1840 Karl Joseph Eggert (* 18. Januar 1808; † 16. Dezember 1886) in Paderborn 1840 gegründet und von dessen sein Sohn Franz Eggert (* 9. März 1849; † 13. Oktober 1911) im Jahr 1874 fortgeführt wurde. Aus gesundheitlichen Gründen und weil er kinderlos blieb, wurde das Unternehmen im Jahr 1902 an den Orgelbauer Anton Feith verkauft. Feith wurde in Köln als Sohn eines Kaufmanns geboren und erlernte nach dem Gymnasien bei Schlimbach in Würzburg den Orgelbau. Danach arbeitete er bei der Firma Fabritius in Kaiserswerth und machte sich 1897 in Köln-Ehrenfeld selbstständig. Nachdem Feith 1902 die Firma von Eggert übernommen hatte, errichtete er 1906 eine große Fabrikationshalle. Da Feith bis 1907 unter dem Namen Franz Eggert unterzeichnete, wurden etliche zwischen 1902 und 1907 entstandenen Instrumente falsch zugeordnet. Feith schuf Werke im Stil der Spätromantik. Bis zum Jahr 1930 entstanden mehr als 600 neue Orgeln.
Nach dem Tod des Vaters übernahm sein Sohn Anton Feith II. (* 1902 in Paderborn; † 1979 ebenda) die Firma und leitete sie bis 1972. Seine Ära ist von der Herrschaft der Nationalsozialisten und der Nachkriegszeit geprägt. 1939 musste das Unternehmen mit 59 Angestellten geschlossen werden, da Feith II. in die Wehrmacht eingezogen wurde. Der Betrieb wurde 1946 wieder aufgenommen und hatte 1960 wieder 45 Mitarbeiter. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gab es einen großen Bedarf an Orgelneubauten, besonders in den großen Städten. Zwischen 1902 und 1972 wurden um die 800 neue Orgeln gebaut. Ab 1961 kamen wieder Schleifladen zum Einsatz. Wegen der Kinderlosigkeit von Feith II. übernahm Siegfried Sauer im Jahr 1973 den Betrieb und verlegte die Werkstatt nach Ottbergen (Höxter). Seit 1999 firmiert das neugegründete Unternehmen unter dem Namen Westfälischer Orgelbau S. Sauer.
Werkverzeichnis (Auswahl)
Die Liste bietet eine Auswahl an Neubauten
Jahr | Ort | Kirche | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
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1904 | Altenbochum | Liebfrauenkirche (Altenbochum) | II/P | 35 | 1954 um 12 Register erweitert; 1973 und 1986 Renovierungen; 1998 Instandsetzung durch S. Sauer unter Einbeziehung von 20 alten Registern, 23 neue Register | |
1906 | Wernigerode | St. Marien | II/P | 18 | →Orgel | |
1907 | Alfen | St. Walburga | II/P | 20 | ||
1910 | Klein Oschersleben | St. Marien | Opus 193, im Herkunftsort des Firmengründers | |||
1910 | Borgholz | Mariä Verkündigung | II/P | 19 | ||
1910 | Schwelle-Holsen | Philippus Neri | II/P | 16 | ||
1910 | Bad Oeynhausen | St. Cosmas und Damian | II/P | 11 | ||
1911 | Bad Lippspringe | St. Martin | III/P | 41 | hinter neugotischem Prospekt; 1975 tiefgreifender Umbau durch Franz Breil; 85 % des Pfeifenmaterials erhalten | |
1912 | Streithausen | Abtei Marienstatt | als Chororgel für die Abteikirche erbaut, 1950 von Anton Feith II. Dispositionsänderungen, 1965 Umsetzung nach St. Petri in Ehrenfeld (Köln), dort 1987/1988 Erweiterungsumbau (IV/P/46) durch S. Sauer hinter einem neugotischen Prospekt aus den Niederlanden | |||
1913 | Alhausen (Bad Driburg) | St. Vitus | II/P | 20 | 1966 durch eine Elektronenorgel ersetzt | |
1915 | Dortmund | St. Antonius | II/P | 28 | elektropneumatische Kegelladen | |
1915 | Wetter (Ruhr) | St. Peter und Paul | II/P | 20 | op. 253 | |
1916 | Berlin-Oberschöneweide | St. Antonius | II/P | 24 | op. 254 →Orgel | |
1916 | Waldfeucht | St. Lambertus | II/P | 15 | ||
1920er | Alsleben (Saale) | St. Elisabeth | II/P | 8 | Pneumatische Kegellade, Schwellwerk; 2016 Instandsetzung | |
1920 | Wachstedt | St. Michael | II/P | 18 | ||
1921 | Greffen | St. Johannes der Täufer | II/P | 18 | op. 288, 1987 ersetzt | |
1923 | Güsten | St. Marien | II/P | 11 | Opus 237, Nach verschiedenen Veränderungen 2010 durch die Orgelbaufirma Baumhoer aus Salzkotten (Nordrhein-Westfalen) restauriert und hochromantischen Klang wieder hergestellt | |
1924 | Iserlohn | St. Aloysius | III/P | 46 | ||
1925 | Berlin-Wilmersdorf | St. Marien | III/P | 48 | 1979 von Arndt Stephan im neobarocken Stil umgebaut, historisches Pfeifenmaterial und Klangcharakteristik dabei weitgehend erhalten. Klingende Pfeifen in zwei Generalschwellwerken im Kirchturm →Orgel | |
1928 | Niesen (Willebadessen) | St. Maximilian | II/P | 16 | ||
1928 | Herringen | Heilig Kreuz | II/P | 15 | pneumatische Kegelladen; 1956 Erweiterung durch Stockmann | |
1928–1929 | Neheim | St. Johannes Baptist | III/P | 58 | mehrfach restauriert und umgebaut, 1980 neuer Prospekt von S. Sauer; heute (IV/P/70) | |
1932/33 | Dingelstädt | St. Gertrud | III/P | 44 | Nach verschiedenen Veränderungen 2006–2009 von Karl Brode (Heiligenstadt) originalgetreu restauriert. →Restaurierung →Orgel →Orgel | |
1930 | Geisleden | St. Cosmas und Damian | II/P | 29 | ||
1939 | Ostenfelde | St. Margaretha | II/P | 28 | Prospekt und einige Register der Orgel von Carl August Randebrock (Paderborn) aus dem Jahr 1864. Im Jahr 2010 Restaurierung und neue Fassung durch Fa. Sauer. | |
1950 | Hemer | St. Petrus Canisius | ||||
1958 | Hüsten | Heilig Geist | III/P | 32 | ||
1960 | Kassel | Sankt Joseph | III/P | 28 | Geplant mit 28 Registern auf drei Manualen, aber aus Kostengründen zunächst nur mit 22 Registern auf zwei Manualen und Pedal gebaut. 1979 wurde ein Unterwerk mit sechs Registern hinzugefügt. Das Schwellwerk ist in einem eigenen Raum hinter dem Hauptwerk untergebracht. Die Disposition stammt vom damaligen Kantor von Sankt Joseph Franz Mohr. 2017 wurde die Orgel von der Firma Krawinkel grundlegend saniert, aber nicht verändert. Das Instrument ist denkmalgeschützt. | |
1970 | Brilon | Propsteikirche St. Petrus und Andreas | III/P | 40 |
Literatur
- Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 183.
- Hannalore Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. Ardey-Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-87023-245-0.
- Rudolf Reuter: Orgeln in Westfalen. Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe. (= Veröffentlichungen der Orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle, Band 1). Kassel 1965.