Amalie Vanotti
Quick Facts
Biography
Marie Louise Amalie Vanotti, verheiratete Amalie Schenk–Vanotti (* 1. Februar 1853 in Konstanz; † 7. Juli 1936 in Ettlingen) war eine deutsche Malerin und Grafikerin.
Leben
Amalie Vanotti kam am 1. Februar 1853 als drittes Kind des Arztes Eduard Blasius Vanotti (1809–1869) und dessen Frau Caroline Amalie Friderike, geb. Stoesser (1815–1893), in Konstanz zur Welt. Sie hatte drei Schwestern: Anna (1843–1910), Maximiliane Marie Luise (1850–1853) und Maria (1854–1934). Schon früh wurde die Weltsicht der jungen Malerin von angesehenen und geistig hochstehenden Persönlichkeiten geprägt, die in ihrem gastlichen Elternhaus verkehrten. Früh zeigte sich ihr künstlerisches Talent; 1877/80 wurde sie nach ersten eigenen Studien in Karlsruhe Privatschülerin des Norwegers Hans Fredrik Gude, der an der dortigen Kunstakademie Landschaftsmalerei unterrichtete. 1880/81 kehrte Vanotti an den Bodensee zurück und begann selbst Kunst zu lehren. Mit ihren Schülern, zu denen u. a. Otto Marquard zählte, mit dem sie zwischen 1905 und 1911 einen angeregten Briefwechsel unterhielt, unternahm Vanotti vor allem in den Sommermonaten Ausflüge. Ihre Skizzenbücher belegen Reisen nach Holstein und Kopenhagen (1882), in die Normandie (1884), nach Rügen (1886) und rund um den Bodensee und in die Schweiz. 1888 logierte auch sie im Gasthof Adler in Ermatingen. 1883 nahm Vanotti nochmals ein Semester Privatstunden bei Theodor Her in München und belegte auch immer wieder Ferienkurse in Karlsruhe. 1912 heiratete sie den Arzt Dr. Heinrich Schenk und zog mit ihm nach Ettlingen, wo sie am 7. Juli 1936 starb.
Amalie Vanotti als Förderin von Otto Marquard
Der Künstler Otto Marquard (1881–1969), der durch den frühen Tod seiner Eltern mittellos war, wurde von Amalie Vanotti finanziell unterstützt und fast mütterlich umsorgt. In einem Brief vom 05. Mai 1905 schrieb der junge Mann an Vanotti: „Denn ich sehe in Ihnen meine zweite Mutter, ja ich glaube sogar, sie verstehen mich noch besser, wie meine erste Mutter, die mich nicht in allem verstand.“ Amalie Vanotti unterstützte Marquard nicht nur finanziell, sondern fungierte auch als seine Vermögensverwalterin. Marquard schickte Vanotti regelmäßig Werke, die diese bei Kunsthändlern veräußerte. Mit dem Erlös finanzierte Marquard seinen Lebensunterhalt und sein Studium an der Karlsruher Kunstakademie.
Werk
Obwohl Amalie Vanotti, wie ein Artikel anlässlich ihres 80. Geburtstages in der Konstanzer Zeitung vom 4. Februar 1933 berichtet, zu ihren Lebzeiten große Bekanntheit genoss und ihre Arbeiten weit verbreitet waren, sind diese heute kaum noch aufzufinden. Der Autor schreibt dort: „Ihre Bilder sind bekannt und weit verbreitet und sprechen für sich selbst. Großgesehene stimmungsvolle Landschaften in treuer Wiedergabe der Natur bei vollendeter Technik. Sie beherrscht sowohl die Aquarell- als auch die Öltechnik und ihre Blumenbilder sind mit einer Liebe gemalt, wie man sie heute zu sehen nicht mehr gewohnt ist. Manche ihrer Bilder, namentlich von Konstanz und Waldshut, haben heute neben dem künstlerischen auch historischen Wert, da Stadtansichten und Landschaften im Lauf der Zeit ihr altes Gesicht verloren haben.“
Viele ihrer Werke befinden sich in Privatsammlungen der alteingesessenen Konstanzer bürgerlichen Gesellschaft, die diese auf dem Schaffenshöhepunkt Vanottis erwarben.
Ausstellungen
Amalie Vanotti nahm Zeit ihres künstlerischen Schaffens an Ausstellungen und Kulturveranstaltungen am Bodenseeraum teil. Unter anderem 1885 an der Schweizerischen Kunst-Ausstellung in Konstanz. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen vom Bodensee Berta Dietsche und Elise Brunner stellte sie in Konstanz aus. Zeit ihres Lebens engagieren sich die drei Künstlerinnen über mehrere Jahrzehnte auf Ausstellungen des Schweizerischen Kunstvereins.
Im Rahmen der Baumaßnahmen an der Bodensee-Therme Konstanz war es der Bädergesellschaft 2014 gelungen, eines der großformatigen Panoramabilder Vanottis zurück nach Konstanz zu holen. Das Spätwerk der Künstlerin zeigt die Niederburg mit dem Konstanzer Trichter und der Alpenkette. Standort der Konstanzerin muss das heutige Rheinstrandbad gewesen sein. Präsentiert wird das 200 × 70 cm große Bild im Kaminzimmer im Saunaberiech der Therme.
Zwischen dem 9. Mai und dem 30. August 2020 sind Werke von Amalie Vanotti im Rahmen der Ausstellung Beruf: Künstlerin! Zehn deutsche Malerinnen am Bodensee zu sehen. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz präsentiert die Künstlerin gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen des süddeutschen Raums.
Rezeption
Obwohl Amalie Vanotti zu Lebzeiten auf Ausstellungen vertreten war und ihr Œuvre von den Zeitgenossen rezipiert wurde ist sie über das Jahrhundert stark in Vergessenheit geraten. Aufgrund ihrer Bekanntheit erschien in der Konstanzer Zeitung 1933 ein Nachruf, der ihre Relevanz als Kulturschaffende ihrer Zeit hervorhebt. Allerdings, auch das scheint bezeichnend für das Leben und Schaffen der Künstlerin, finden sich nach ihrem Tod keine weiteren Erwähnungen. Die einstmals bekannte Frau des kulturell-öffentlichen Lebens ist innerhalb weniger Jahre komplett in Vergessenheit geraten.
Œuvre, Auswahl
- o.T. (Blick auf den Konstanzer Rheintorturm vom Rhein aus) vor 1913, Graphik, 30 × 23,5 cm, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz.
- o.T. (Landschaft mit Eisenbahnviadukt bei Plauen) 1919, Öl auf Leinwand / Malkarton, 21,5 × 45,7 cm, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz.
- Konstanz, Rosgartenstraße vor 1900, Aquarell, 27,5 × 18 cm, Rosgartenmuseum Konstanz.
- Bauernhof im Wald o. J., Gouache, 27,3 × 35,7 cm, Rosgartenmuseum Konstanz.
- Meersburg, Blick auf Felsen und Oberstadt 1891, Aquarell auf grünlichem Papier, 44,6 × 31,5 cm, Rosgartenmuseum Konstanz.
- Schloss Bürglen bei Weinfelden im Thurgau um 1890, Aquarell auf grünlichem Papier, 44,8 × 34,2 cm, Rosgartenmuseum Konstanz.
- o.T. (Niederburg mit dem Konstanzer Trichter und der Alpenkette) 1906, Öl auf Leinwand, 200 × 70 cm, Bodenseetherme Konstanz.
- Blick von Bottighofen nach Münsterlingen o. J., Graphik, 21,4 × 42 cm, Rosgartenmuseum Konstanz.
- Weitere Bilder (ohne Abbildungsnachweis ausgestellt und zum Verkauf angeboten um 1885 und 1887): Konstanz vom Schweizer-Ufer o. J., Loretto bei Konstanz o. J., Ofenschirm, Seerosen, Iris o. J.
Literatur
- Joachim Busse: Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977 S. 1275
- Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays : Paris : Gründ 1999 : dl. 14, S. 44