Norbert Wangen

Nach seinem Abitur 1981 absolviert Norbert Wangen eine Schreinerlehre und beginnt parallel an der Kunstakademie in Düsseldorf ein Studium der Bildhauerei. Vor allem die Seminare von Attila Kotányi werden prägend für seinen theoretischen Hintergrund. Kotanyi war Mitglied der Situatistischen Internationale – einer von 1957 bis 1972 bestehenden Künstlergruppe, die mit ihrer Forderung nach weitreichenden gesellschaftlichen Umbrüchen als Vorbild der 68er-Bewegung in Frankreich diente. Auch nach seiner Studienzeit verbindet beide eine enge und langjährige Freundschaft. Von 1983 bis 1991 studiert Norbert Wangen an der Technischen Universität in München Architektur und beendet sein Diplom mit dem Entwurf eines Thermalbades in Aachen unter der Betreuung des österreichischen Architekten und Professors Friedrich Kurrent.

Zu Beginn der Neunziger Jahre entwirft Wangen verschiedene Bühnenbilder, darunter für die Produktion „Mercedes“ am Stadttheater Landshut 1991 sowie „The Zoo Story“ der Reitschule München 1992. Parallel widmet sich Wangen zunehmend dem Design von Möbeln und Einrichtungsgegenständen zu. Sein Klappstuhl „Attila“, der während der Mailänder Möbelmesse 1993 vorgestellt wird, wird in die „Neuen Sammlung“ der Pinakothek der Moderne in München sowie in die Sammlung des Vitra Design Museums in Weil am Rhein aufgenommen. Von 1995 bis 2002 präsentiert Wangen seine Entwürfe jährlich auf der Kölner Möbelmesse Imm Cologne und nimmt 1997 an der Messe ICFF in New York teil. Die Zeitschrift „Architektur & Wohnen“ wählt ihn 1998 unter die 100 besten Innenarchitekten und Designer Deutschlands. Für die neu errichtete Zentrale von Daimler-Benz am Potsdamer Platz in Berlin gestaltet er im selben Jahr ein Wandrelief, das in einem speziellen Verfahren aus Edelstahlgewebe aufgespannt ist.

Schwerpunkt Küche

Für einen Wohnungsausbau in München entwickelt Norbert Wangen 1995 seine erste Küche. Ausgestattet mit einer aus Platzgründen verschiebbaren Arbeitsplatte, wird sie zum Vorläufer des späteren Küchenmodells „K2“, das Wangen bis 2000 zur Serienreife weiterentwickelt und unter der Marke „Norbert Wangen“ international vertreibt. Der minimalistische Entwurf, der die Erfordernisse einer funktionalen Küche mit der ausgeräumten Erscheinung eines geschlossenen Blocks verbindet, kann sich auf dem Markt für Designerküchen schnell positionieren. 2003 wird die Marke „Norbert Wangen“ vom italienischen Küchenhersteller Boffi übernommen, der die Zusammenarbeit mit dem Designer bis heute weiter fortsetzt. 2003 folgt die Einführung der Küchenmodelle „K10“ und „K11“, die das Thema des monolithischen Blocks weiter fortsetzen. Anstatt einer als Ganzes aufschiebbaren Arbeitsplatte können bei diesen einzelne Abdeckungen über Feuerstelle und Spüle aufgeklappt werden. Mithilfe eines integrierten Luftabzugssystems können konventionelle Abzugshauben vermieden werden und erleichtern somit eine freistehende Platzierung der Kücheninsel. 2008 wird in Kooperation mit der Modemarke Missoni und dem Kunststoffproduzenten DuPont eine mit Mustern auf dem marmorähnlichen Verbundwerkstoff Corian bedruckte Version der Küche „K2“ vorgestellt. Seit 2006 entwickelt Norbert Wangen für Boffi verschiedene Produkte für den Badbereich, darunter die Armatur „W1“ sowie das Marmorwaschbecken „L10“. 2009 wird die Küche „K2“ um die verlängerte Version „K1“ ergänzt sowie vom Yachtenhersteller San Lorenzo erstmals eine meerwassertaugliche Version der „K2“ an Bord der „San Lorenzo 100“ zum Einsatz gebracht.

Arbeiten (Auswahl)

• 1991 – Bühnenbild für „Mercedes“ von Thomas Brasch am Stadttheater Landshut; Regie: Daniele Legler
• 1992 – Bühnenbild für „THE ZOO STORY“ von Edward Albee; freie Theaterproduktion in der Reitschule München; Regie: Daniele Legler
• 1991 – Regalsystem „R1“
• 1993 – Klappsessel „Attila“
• 1994 – Liege „L1“
• 1995 – Küche für Privatwohnung in München, Vorgänger der späteren „K2“
• 1996 – Z-Stuhl
• 1997 – Z-Serie (klappbare Sessel und Sofas, die sich zum Tisch bzw. Bett verwandeln lassen)
• 1999 – Kommode aus Edelstahl
• 2000 – erste Serienproduktion der Küche „K2“ unter dem Namen Norbert Wangen
• 2002 – Schranksystem „S1“ für Norbert Wangen
• 2003 – Küche „K11“ sowie als modulare Version „K10“ für Boffi
• 2004 – Küche „K12“ für Boffi
• 2006 – Bad-Armatur „W1“ für Boffi
• 2007 – Küche „K14“ und Marmorwaschbecken „L10“ für Boffi
• 2007 – Regal „R22“ (Prototyp)
• 2008 – Bad-Schränke „B14“ für Boffi
• 2009 – Küche „K1“ (verlängerte Version der „K2“ für Boffi)
• 2009 – Einbau der Küche „K2“ der Luxusyacht „San Lorenzo 100“

• DOMUS Nr. 774, Septemberausgabe 1995
• SPACE (Korea), 06/1998
• Wallpaper, März/April 1998
• International Design Yearbook 1998/99 Richard Sapper
• Süddeutsche Zeitung Magazin, April 1999
• International Design Yearbook 2001/2002 Michele De Lucchi
• Interni Cover Nr. 542, Juni 2004
• DDN Nr. 119 Cover, 12/2004
• Wallpaper Design Awards (Kategorie: Best Domestic Design) für die Küche „k2“, 2004
• MD K10/S1, 05/2005
• International Design Yearbook 2007 Patricia Urquiola
• Zeit Magazin – Leben, 27. März 2008