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Germany
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Julien Reitzenstein
German historian and author

Julien Reitzenstein

The basics

Quick Facts

Intro
German historian and author
Work field
Gender
Male
Birth
Age
49 years
The details (from wikipedia)

Biography

Julien Reitzenstein (* 1975) ist ein deutscher Historiker und Autor. Bekannt ist Reitzenstein für seine Forschungen zur SS-Wissenschaftseinrichtung „Ahnenerbe“ und seine Initiativen für Gedenkkultur, beispielsweise der Errichtung einer Stele mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dessen Dienstvilla.

Werdegang

Reitzenstein ist gelernter Kfz-Mechaniker und studierter Historiker. Als solcher war er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten tätig. Derzeit (2019) lehrt er an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2007 veröffentlicht Reitzenstein Beiträge für unterschiedliche Publikationen, dazu gehören Jüdische Allgemeine, Cicero, Neue Zürcher Zeitung, Jüdische Rundschau, Finance und Manager Magazin. Zudem schrieb er viele Jahre als regelmäßiger Autor der Zeitschrift Immobilienwirtschaft aus dem Haufe-Verlag.

Wissenschaftliche Arbeit

Reitzenstein wurde 2014 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung, eine Einrichtung der von der SS geführten Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe, zum Dr. phil. promoviert. Auf Grundlage dieser Dissertation und weiterer Arbeiten veröffentlichte Reitzenstein im gleichen Jahr bei Schöningh das Werk Himmlers Forscher. Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS. Die Arbeit wurde sowohl in Fachzeitschriften und in Publikumsmedien wiederholt rezensiert. Das Buch erschien 2019 in 2. Auflage.

2014 verfasste Reitzenstein eine weitere Dissertation mit dem Titel „Sievers, Rascher, Plötner und das Polygal“ an der Charité in Berlin.

Im Jahr 2018 veröffentlichte Reitzenstein bei Duncker & Humblot eine wissenschaftliche Monographie über die sogenannte Straßburger Schädelsammlung, für die im Rahmen eines nationalsozialistischen rassenanthropologischen Forschungsprojekts 86 Menschen im KZ Natzweiler-Struthof ermordet wurden. Reitzenstein widmet sich im Buch unter anderem dem von Fritz Bauer initiierten Strafverfahren gegen den an dem Projekt beteiligten Bruno Beger, der als Gehilfe verurteilt wurde. Reitzenstein legt dabei neue Quellen vor, die eine erweiterte Perspektive bezüglich der Tatbeteiligung des Rasseforschers Begers und seiner Motive, sowie der Rolle des Zeugen Henry Henrypierre ermöglichen.

Das Buch wurde von Historiker Wolfgang Benz als „luzide Studie“ positiv beurteilt.: „Seriöse Wissenschaft – das zeigt Reitzenstein – kann Augen öffnen“. Sven Felix Kellerhoff urteilte in der WELT: „Das Beispiel zeigt, dass kritische Geschichtswissenschaft auch die Aussagen von jahrzehntelang als verlässlich geltenden Kronzeugen infrage stellen sollte. Das ist keine Relativierung, sondern dient im Gegenteil der Aufarbeitung.“ Werner Renz bemerkte in der Zeitschrift myops Reitzensteins „kritische Haltung gegenüber der etablierten [...] Geschichtsschreibung“ und seinen „unkonventionellen Ansatz“ kritisiert allerdings das Anliegen des Buches, Beger nachträglich in einem fiktiven Prozess als Täter zu überführen, als „eigentümliches, schwerlich rechtsstaatliches Verfahren. Die deutsche Strafprozessordnung kennt bekanntlich kein Strafverfahren in Abwesenheit des Angeklagten und ohne Verteidigung.“ Reitzenstein erwidert in seiner Replik, dass Renz das Narrativ der NS-Täter Beger und Henrypierre stütze und bereits 2005 der Auffassung gewesen sei, dass die Angeklagten des Auschwitz-Prozesses nicht hätten bestraft werden dürfen. Nikoline Hansen schrieb in der Jüdischen Rundschau: „Gelegentlich ist es notwendig, andere Fragen zu stellen und auch bekannte historische Narrative aus einer anderen Perspektive zu betrachten. […] Julien Reitzenstein setzt damit eine unbequeme Tradition fort, die sich quasi durch das Denken gegen das Establishment auszeichnet.“ Auch dieses Buch erhielt eine 2. Auflage.

Reitzenstein ist Mitautor der 2017 erschienenen zweiten Auflage des Handbuchs der völkischen Wissenschaften, herausgegeben von Michael Fahlbusch, Ingo Haar und Alexander Pinwinkler.

Kontroverse um die Dienstvilla des Bundespräsidenten

2017 wurden die Hintergründe einer Kontroverse publik. Reitzenstein hatte im Buch „Himmlers Forscher“ aufgedeckt, unter welchen Umständen der jüdische Voreigentümer der heutigen Dienstvilla des Bundespräsidenten, Hugo Heymann, sein Leben und seinen Besitz verlor. Daraufhin gab das Bundespräsidialamt im Juni 2016 ein Gutachten bei Michael Wildt in Auftrag, der Reitzensteins Forschungsergebnissen diesbezüglich nachgehen sollte. Ebenfalls im Juni 2016 stellte Wildt als zuständiger Redakteur der Plattform H-Soz-Kult eine Rezension über Reitzensteins Buch online. Verfasser war Sören Flachowsky, Mitarbeiter am Lehrstuhl von Michael Wildt. Die Rezension war weitgehend positiv, enthielt jedoch problematische Äußerungen, die vom Landgericht Hamburg untersagt wurden. H-Soz-Kult-Herausgeber Rüdiger Hohls bestätigte, „dass es sich bei dem verbotenen Halbsatz tatsächlich um eine nicht zutreffende Tatsachenbehauptung handelt“ Kurze Zeit später wurde die Rezension zurückgezogen.

Wildts parallel angefertigte Gutachten über die im Buch thematisierten Sachverhalte zur Dienstvilla wurde vom Bundespräsidenten zurückgewiesen und eine Nacharbeit gefordert. Im Juni 2018 schloss sich Wildt der Forderung nach einer Gedenkstele, die Reitzenstein 2014 in „Himmlers Forscher“ erhoben hatte, an.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier enthüllte die Stele Juni 2018 und dankte Reitzenstein für sein Engagement.

Leben

Reitzenstein ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins Geschichte und Zukunft e.V. in Berlin, der wissenschaftliche Publikationen zur Auseinandersetzung mit den völkischen Wissenschaften unter nationalsozialistischer Herrschaft fördert und Tagungen zu diesem Thema durchführt. Zudem zählt er zum wissenschaftlichen Beirat (Advisory Council) des Regimes Museums in Los Angeles.

Reitzenstein warb 2018 dafür, die in schlechtem baulichen Zustand befindliche Frankfurter Paulskirche mit Bundesmitteln zu sanieren und zu einem positiven Erinnerungsort der Demokratie umzugestalten. Seine Initiative erhielt Unterstützung unter anderem von Felix Klein, Düzen Tekkal, Andreas Mattner, Rainer Nagel, Otto Fricke und Peter Feldmann. Derzeit wird die Paulskirche saniert.

Im August 2019 veröffentlichte Reitzenstein in der Zeitschrift Cicero einen Beitrag über die Villa Semmel in Berlin und ihren Voreigentümer Richard Semmel. Die Liegenschaft ist heute die Botschaft des Irak. Semmel hatte die Villa seinerzeit unter dem Druck drohender Verfolgung an den Fabrikanten Wilhelm Kühne (Carl Kühne KG) verkauft. Reitzenstein regte eine Gedenkstele nach Vorbild der Dienstvilla des Bundespräsidenten an. Stefan Leitz, CEO der Kühne KG, sagte die Finanzierung zu. Reitzenstein forderte in dem Beitrag von der Bundesregierung die Einrichtung einer zentralen Stelle, die alle vor 1945 gebauten Liegenschaften in öffentlich-rechtlichem Eigentum auf NS-Unrecht untersucht. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, unterstützt diesen Vorstoß.

Trivia

Reitzenstein wird in amtlichen Registern als Ingo Julien Horst Wilhelm Jordan von Reitzenstein geführt, legt allerdings wert darauf, in der Öffentlichkeit als Julien Reitzenstein bekannt zu sein. Früher wurden gelegentlich abweichende Zusammensetzungen seines Namens verwandt.

Er unterstützt crowdfunding Projekte und ist beispielsweise an einer Gin- und Whiskey-Distillery in Irland beteiligt.

Werke

  • Himmlers Forscher. Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS. Schöningh Verlag, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-76657-1.
  • Das SS-Ahnenerbe und die „Straßburger Schädelsammlung“. Fritz Bauers letzter Fall.Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 978-3-428-15313-8.
The contents of this page are sourced from Wikipedia article on 29 Dec 2019. The contents are available under the CC BY-SA 4.0 license.
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