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Gerhard Reintanz
German jurist

Gerhard Reintanz

The basics

Quick Facts

Intro
German jurist
Work field
Gender
Male
Place of birth
Cuxhaven, Cuxhaven, Lower Saxony, Germany
Place of death
Halle, Saxony-Anhalt, Germany
Age
83 years
The details (from wikipedia)

Biography

Gerhard Reintanz (* 1. März 1914 in Cuxhaven; † 18. November 1997 in Halle) war ein deutscher Völkerrechtler.

Leben

Nach dem Abitur an der Oberrealschule in Lauenburg bei Danzig nahm Reintanz 1932 das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald auf. Dort gehörte er 1934–1936 der Burschenschaft Rugia an. Auch in Breslau an der damaligen Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität studierte Reintanz Jura. 1940 trat er der NSDAP bei. Der Sohn eines Beamten legte 1940 das erste juristische Staatsexamen ab und vier Jahre darauf das zweite Examen in der ehemaligen Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern, Stettin, in der ein Oberlandesgericht seinen Sitz hatte. Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Zahlmeister bzw. Oberzahlmeister in verschiedenen Wehrkriegsverwaltungen teil. Versorgungsschwierigkeiten in Afrika, besonders beim Nachschub an Verpflegung in der südlichen libyschen Wüste im dritten Kriegsjahr, schilderte Oberzahlmeister Reintanz in mehreren Zeitschriftenbeiträgen.

Nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft und Eintritt in die CDU in Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern 1947 nahm Reintanz im selben Jahr die Tätigkeit eines Stadtkämmerers in Güstrow auf. Am 3. Mai 1949 wurde er an der Universität Rostock mit der Arbeit Das Problem der Gemeindeaufsicht in der neuen demokratischen Ordnung zum Dr. jur. promoviert. In der Festschrift für den Rektor der Universität Rostock und Verwaltungsjuristen Erich Schlesinger anlässlich dessen 75. Geburtstages 1955 schrieb Reintanz einen seerechtlichen Beitrag zum Thema: Gegen die Ölverschmutzung der Weltmeere.

Nach der Gründung der DDR war Reintanz 1950 zunächst persönlicher Referent des Außenministers Georg Dertinger, später Leiter der Hauptabteilung Recht im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Berlin. Als Außenminister Dertinger zusammen mit dem amtierenden polnischen Außenminister Stanislaw Skrzeszewski das Abschlussprotokoll der Grenzmarkierung der Oder-Neiße-Linie am 27. Januar 1951 unterzeichnete, assistierte Gerhard Reintanz dem DDR-Minister. Als Hauptabteilungsleiter im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten war Gerhard Reintanz Mitglied der DDR-Delegation unter Leitung des Ministers der Justiz, Max Fechner, die 1952 Bulgarien besuchte.

Aus dem Außenministerium schied Gerhard Reintanz 1953 als CDU-Mitglied aus, obwohl er sich öffentlich dagegen aussprach, „der CDU eine Rolle zuweisen zu wollen, die ihre Kräfte überstiegen hätte“.

Zur Verhaftung seines ehemaligen Chefs, des ersten DDR-Außenministers, im Januar 1990 befragt, antwortete Reintanz schriftlich: „Von der Verhaftung Dertingers erfuhr ich seinerzeit morgens durch die Zeitung. Ich bat den damaligen Staatssekretär Anton Ackermann in dieser Angelegenheit um ein Gespräch und erfuhr dabei, dass gegen mich in dieser Angelegenheit nichts vorläge.“ Unter den 15 Mitgliedern der Blockparteien, die „im Zuge einer strengen Kaderüberprüfung“ nach der „Amtsenthebung von Staatssekretär Anton Ackermann (SED)“ im Oktober 1953 aus dem Außenministerium entlassen wurden, befand sich der frühere persönliche Referent Dertingers und spätere Rechts-Hauptabteilungsleiter.

Akteur in der Kirchenpolitik

Gerhard Reintanz äußerte sich 1952 an der Seite von Dertinger öffentlich über das Verhältnis von Staat und Kirche in der DDR. Dem DDR-Staat empfahl er, „die Achtung seiner Autorität, die Wahrung der Gewissensfreiheit und die Wahrung des Friedens in unserem Volk zu gewährleisten.“ Der Kirche gab er den Ratschlag, „ein loyales Verhalten dem Staat gegenüber zu zeigen, die Bemühungen anzuerkennen, ein Höchstmaß an sozialer Gerechtigkeit zu erreichen und die Abgrenzung der Aufgaben zu klären.“ Er sah „für die karitative Tätigkeit der Kirchen“ einen weiten Wirkungskreis. Er setzte sich dafür ein, dass „Staat und Kirche … ein echtes Vertrauensverhältnis“ herstellen, und forderte von seiner Partei: „Aufgabe der CDU sei es vor allem, dies zu erreichen.“ Unter der Federführung von Gerhard Reintanz befasste sich die CDU-Arbeitsgruppe „Staat und Kirche“ mit dem Entwurf eines Übereinkommens, das noch offene Fragen zwischen Staat und Kirche regeln sollte, darunter die Auslegung des Artikels 41 der DDR-Verfassung von 1949 zur Religionsfreiheit. Auf einer Konferenz des Christlichen Arbeitskreises im Deutschen Friedensrat, dem Reintanz angehörte, hielt er im November 1961 in Görlitz ein „Referat über den Deutschen Friedensplan“ vor 200 Theologen und wurde als Dekan der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgestellt.

Als wissenschaftlicher Sachverständiger für internationale Fragen nahm Gerhard Reintanz mit einem Kollegen, dem Berliner Völkerrechtler und Mitglied des Weltfriedensrats Peter Alfons Steiniger (1904–1980), an der II. Allchristlichen Friedensversammlung in Prag 1964 teil und dort kam es zu einem Gespräch mit Pastor D. Martin Niemöller (1892–1984), einem führenden Vertreter der Bekennenden Kirche im Kirchenkampf 1934 bis 1937 sowie Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (1947–1964) und einer der sechs Präsidenten des Ökumenischen Rats der Kirchen (1961–1968). Gemeinsam mit Lothar de Maizière beriet Reintanz gelegentlich den später gegründeten Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR besonders bei dessen internationalen bzw. ökumenischen Beziehungen. Für Mitarbeiter der evangelischen Kirche in der DDR hatte Reintanz zuvor einen Aufsatz über die Menschenrechte und Religionsfreiheit verfasst.

Hochschullehrer

Nach seinem nicht ganz freiwilligen Ausscheiden aus dem DDR-Außenministerium in Berlin arbeitete Gerhard Reintanz als Dozent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und wurde dort am 1. September 1958 zum Professor mit Lehrauftrag für Völkerrecht, Luftrecht und Weltraumrecht ernannt. Im selben Jahr schrieb der neu ernannte Professor zugleich als kommissarischer Leiter des Instituts für Völkerrecht an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg einen Beitrag zur rechtlichen Lage Berlins. Als ein führendes CDU-Mitglied wirkte Reintanz nebenberuflich als Direktor an der Zentralen Schulungsstätte Otto Nuschke (ZSS) im ehemaligen Schloss Burgscheidungen in den Jahren 1958 bis 1961 und war als Autor mehrerer Hefte aus Burgscheidungenen tätig. Als ZSS-Direktor unterschrieb er im Juli 1959 den Schriftverkehr über das zufällige Auffinden und von ihm veranlasste Bergen des Schatzes – Meißner Porzellane und Silbersachen – des ehemaligen Schlossbesitzers, Graf von der Schulenburg. In den 1950er Jahren reiste Reintanz als Prodekan der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch nach Westdeutschland, wie der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (ADN) der DDR berichtete. Das Dekanat der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde Gerhard Reintanz im Oktober 1961 übertragen. In der Antrittsvorlesung sprach der neue Dekan zum Thema „Die Aufgabe der UNO in unserer Zeit“. Sein Vorgänger, der bis zum Herbstsemester 1961 amtierende Dekan der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität, John Lekschas, war dem Ruf gefolgt, Strafrechtsprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin zu werden. Am 14. November 1963 wurde Gerhard Reintanz mit der Arbeit Der Rechtsstatus der Territorialgewässer im demokratischen Völkerrecht gemeinsam mit dem Rostocker Juristen Jörgen Haalck habilitiert. Das Spezialgebiet von Gerhard Reintanz war das Seevölkerrecht. Von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1980 war Gerhard Reintanz Professor mit vollem Lehrauftrag an der Juristischen Fakultät, die nach der 1968er Hochschulreform in der DDR Sektion Staats- und Rechtswissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (Saale) hieß. Gerhard Reintanz sowie der Professor für Rechtsgeschichte und Internationales Privatrecht, Rolf Lieberwirth, gehörten in den 1960er Jahren als Hochschullehrer an der Juristischen Fakultät bzw. der Sektion Staats- und Rechtswissenschaft der Hallischen Universität nicht der SED an, abgesehen von dem aus persönlichen Gründen aus Münster nach Halle (Saale) zugezogenen Hochschullehrer Arthur Wegener (* 25. Februar 1900; † 29. Juni 1989), der von 1963 bis 1965, dem Eintrittsjahr ins Rentenalter, ein „persönliches Ordinariat“ für Strafrecht und Geschichte des Strafrechts innehatte. Gerhard Reintanz hatte seinen Entschluss, einem „bestehenden Zirkel“ für juristische Hochschullehrer „zum Studium des dialektischen Materialismus beizutreten“, 1958 mit der Begründung erklärt, „die Beschäftigung mit dem dialektischen Materialismus wird uns Nichtmarxisten helfen, das Wollen unserer marxistischen Kollegen besser zu verstehen.“ Nach der Babelsberger Konferenz waren Veröffentlichungen u. a. von Reintanz unter das „Seziermesser“ von Karl Polak gekommen und danach geprüft, „inwieweit“ die Konferenz „in den einzelnen Rechtszweigen verstanden worden“ sei.

Reintanz gehörte neben weiteren DDR-Völkerrechtlern, z. B. dem Jenaer Rechtsprofessor Roland Meister (*1924; † 2008), einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Walter Poeggel (*1929) an, die in den 1970er Jahren ein Lehrprogramm für ihr Lehrgebiet in Abstimmung mit allen Lehrstühlen für Völkerrecht in der DDR ausarbeitete, welches vom Stellvertreter des Ministers für Hoch- und Fachschulwesen, Gregor Schirmer, als verbindliches Lehrprogramm im Juli 1975 bestätigt wurde. Dieses Programm wurde 1986 durch das „Lehrprogramm für das Lehrgebiet Völkerrecht zur Ausbildung in den Fachrichtungen Rechtswissenschaft (Justiz), Rechtswissenschaft (Wirtschaft) innerhalb der Grundstudienrichtung Rechtswissenschaft“ vom DDR-Ministerrat, Ministerium für Hoch- u. Fachschulwesen, ersetzt. Reintanz veröffentlichte gelegentlich auch in damaligen westdeutschen Fachpublikationen einige Beiträge, beispielsweise zu Ehren von Alex Meyer anlässlich dessen Ausscheidens als Direktor des von ihm gegründeten Instituts für Luftrecht und Weltraumrechtsfragen an der Kölner Universität Er unterhielt zahlreiche Kontakte zu westdeutschen und ausländischen Völkerrechtswissenschaftlern, die vor allem für die Beschaffung von Fachliteratur aus deren Autorschaft nützlich waren.

Nach der Emeritierung von Reintanz wurde der Wissenschaftsbereich Völkerrecht unter seinem Nachfolger mit dem Bereich Internationales Finanz- und Wirtschaftsrecht, den Hans Spiller (*1923; † 2014) bis zu seinem Ruhestand 1988 leitete, zum Wissenschaftsbereich Internationales Recht vereinigt.

Autor in Tageszeitung NEUE ZEIT

Gerhard Reintanz schrieb seit 1953 Beiträge für die Neue Zeit, der Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union in der DDR, zur Deutschlandfrage bzw. zu internationalen Problemen sowie zu deren völkerrechtlichen und geschichtlichen Hintergründen. Anlässlich der Umwandlung der Diplomatischen Mission der UdSSR in Berlin und der DDR-Mission in Moskau erläuterte Reintanz der Leserschaft den Unterschied zwischen einer Diplomatischen Mission und einer Botschaft und erklärte die diplomatischen Ränge. Als Mitglied des Hauptvorstandes erinnerte Reintanz in der CDU-Tageszeitung 1955 daran, dass sich Anfang Februar 1945 in Jalta auf der Krim Stalin, Roosevelt und Churchill zur Behandlung der deutschen Frage trafen. Seinen Beitrag schloss Reintanz mit einem Zitat aus den Dokumenten der Jalta-Konferenz und betonte die Bedeutung dieser Zielsetzung: „Nur durch fortlaufende und wachsende Zusammenarbeit und Verständigung unter unseren drei Ländern und unter allen friedliebenden Nationen können die höchsten Bestrebungen der Menschheit verwirklicht werden, nämlich ein sicherer und dauerhafter Frieden, der in den Worten der Atlantik-Charta, Gewähr dafür bietet, dass alle Menschen in allen Ländern ihr Leben frei von Furcht und Not verbringen können.“ Im Jahre 1957 führte Reintanz als Mitglied des CDU-Hauptvorstandes, dem er von 1952 bis 1964 angehörte, in Neue Zeit aus, „die Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem friedliebenden, demokratischen, souveränen gesamtdeutschen Staat bleibt das oberste Ziel unserer Republik“ und kommentierte den Vorschlag der Bildung einer Konföderation. Als zunächst nur kommissarischer Leiter des Instituts für Völkerrecht an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg setzte sich Gerhard Reintanz im November 1958 für einen „Friedensvertrag mit Deutschland“ ein als Lösung der in einer Chruschtschow-Rede aufgeworfenen „Deutschland betreffenden Fragen“.

Als CDU-Hauptvorstandsmitglied verpackte Reintanz kritische Bemerkungen zu innenpolitischen Entwicklungen in gewünschten Stellungnahmen, zum Beispiel anlässlich des ersten Jahrestages der Erklärung des Staatsrates der DDR vom 4. Oktober 1960, indem er nach dem Mauerbau 1961 formulierte: „Unsere Abgeordneten müssen mit darauf sehen, das Schluß gemacht wird mit undemokratischem Verhalten, Herumkommandieren und Bevormunden.“

Auszeichnungen

Gerhard Reintanz erhielt 1959 in seiner Eigenschaft als Direktor der Zentralen Schulungsstätte Otto Nuschke den Vaterländischen Verdienstorden (VVO) in Bronze. Vom Kulturbund der DDR wurde Reintanz mit der Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold geehrt. Mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber wurde der Rechtsprofessor zum 1. Mai 1964 unter Hinweis auf seine Funktion als Vorsitzender des Bezirksausschusses der Nationalen Front Halle im Zusammenhang mit seinem 50. Geburtstag ausgezeichnet. Beruflich war Gerhard Reintanz neben seinem Lehrauftrag für Völkerrecht in dieser Zeit – bis zur Hochschulreform in der DDR im Jahre 1968 – zugleich Direktor des Instituts für Völkerrecht, zu dessen Forschungsaufgaben das internationale Verkehrsrecht zählte, und auch Direktor des Instituts für Staats- und Rechtstheorie an der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Auf einem Ehrenkolloquium der Martin-Luther-Universität aus Anlass des 70. Geburtstages des emeritierten Professors, referierte der Präsident der Gesellschaft für Völkerrecht in der DDR, Harry Wünsche, zur Entwicklung der Formel „Allgemeines bzw. Gemeinsames Erbe der Menschheit“ im Internationalen Recht sowie deren Auswirkung auf eine friedlichen Nutzung der Weltmeere und ihrer natürlichen Ressourcen. Zugleich wurden u. a. die Pionierleistungen des Jubilars auf dem Gebiet der Seeversicherung durch den letzten Präsidenten der DDR-Gesellschaft für Seerecht, Ralf Richter, gewürdigt. Die Gesellschaft für Seerecht berief Gerhard Reintanz 1981 zu ihrem Ehrenpräsidenten.

Das Otto-Nuschke-Ehrenzeichen in Gold erhielt Gerhard Reintanz im Juni 1984 in Verbindung mit dem CDU-Gründungsjubiläum.

Funktionen

Vor der völkerrechtlichen Anerkennung der DDR durch westeuropäische Staaten wurde – gemeinsam mit weiteren Freundschaftsgesellschaften zu nichtsozialistischen Ländern – die Deutsch-Italienische Gesellschaft in der DDR ins Leben gerufen. Ihr erster Präsident war ab 8. Januar 1963 Gerhard Reintanz, zu jener Zeit Dekan der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Funktion als Präsident der Freundschaftsgesellschaft übte Reintanz bis 1975 aus. 1963 wurde Reintanz in die Liga für Völkerfreundschaft als einer ihrer Vizepräsidenten berufen. Als gesellschaftliche Organisationen, „aktiv die Freundschaft zu anderen Ländern pflegen“, waren die Freundschaftsgesellschaften Mitglied in der 1961 gegründeten Liga für Völkerfreundschaft der DDR. Reintanz wurde 1961 auf der Gründungsveranstaltung der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft – später umbenannt in Freundschaftsgesellschaft DDR-Afrika – in Berlin in deren Präsidium gewählt. In einer Bilanz, anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Deutsch-Italienischen Gesellschaft in der DDR, nannte ihr Präsident Reintanz als Beispiel für die sich entwickelnden Kontakte zu Italien vor allem kulturelle Begegnungen, an deren Vorbereitung und Gestaltung die Freundschaftsgesellschaft mitwirken konnte. Zeitgenössische italienische Graphik lernten Kunstliebhaber der DDR durch die Mitwirkung dieser Freundschaftsgesellschaft kennen. Für das Projekt konnte der italienische Kunstkritiker Giorgio Trentin (1917–2013) gewonnen werden. Im Jahre 1975 wurde Nachfolger von Gerhard Reintanz im Amt des Präsidenten der Gesellschaft Heinrich Toeplitz. Ab 1973 trug die Organisation den Namen Gesellschaft DDR-Italien und ab März 1990 trafen sich Interessenten, denen es an der Neukonstituierung einer deutsch-italienischen Gesellschaft in der DDR gelegen war. Es kam zunächst 1990 zur Gründung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft in Thüringen e. V. mit dreihundert Mitgliedern, die den Zugang zu italienischer Kultur und Geschichte bedeutend erleichtern sollte. Von 1954 bis 1966 war Gerhard Reintanz Vorsitzender des Bezirksausschusses der Nationalen Front in Halle. Dem Zentralvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft gehörte Reintanz von 1958 bis 1960 an. Seit Gründung eines DDR-Komitees für europäische Sicherheit am 24. März 1970 in Berlin gehörte der Völkerrechtler Reintanz diesem Gremium als Mitglied an zusammen mit dem Staatsrechtler Poppe ebenfalls von Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zeitweilig war Reintanz Schiedsrichter am Handelsschiedsgericht der Kammer für Außenhandel der DDR. Überdies bekleidete er die ehrenamtlichen Funktionen eines Vizepräsidenten der Gesellschaft für Völkerrecht in der DDR und der Gesellschaft für Seerecht der DDR. Reintanz war im Januar 1965 Teilnehmer der konstituierenden Versammlung der Gesellschaft für Völkerrecht in der DDR und in ihren Exekutivrat als einer der Vizepräsidenten gewählt worden.

Reintanz war an der Ausarbeitung des UN-Seerechtsübereinkommens als einer der DDR-Vertreter – die DDR-Delegation stand unter der Leitung seines ehemaligen Doktoranden Gunter Görner – durch die Mitarbeit in einer Unterkommission in Genf beteiligt. Im Jahre 1974 leitete Reintanz die DDR-Delegation zur Genfer Tagung des Rechtsunterausschusses des UN-Weltraumkomitees.

Privates

Verheiratet war Gerhard Reintanz seit 1942 mit Elisabet Reintanz, geborene Krüper (1919–2011). Aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor. Im Herbst 1952 beteiligte sich Reintanz mit anderen Mitarbeitern des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) unter der Leitung von Dertinger im Rahmen des Nationalen Aufbauprogramms der Hauptstadt an der Enttrümmerung der Neuen Königstraße, der vierten Baustelle, welche die Belegschaft des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten in Berlin abräumte. Damit wollten Reintanz und die anderen MfAA-Belegschaftsmitglieder „ihre Verbundenheit mit der Bevölkerung in praktischer Aufbauarbeit bekunden“. In Berlin wohnte Familie Reintanz in der Karlshorster Treskowallee. Nach dem Umzug von Berlin nach Halle (Saale) in die Martha-Brautzsch-Straße im Jahre 1953 besaß die Familie Reintanz ein Premieren-Abonnement ab 1954, das sie für Neuinszenierungen besonders von Händel- und Wagner-Opern sowie von Operetten nutzte. Die Aufführungen fanden im nach Kriegsschäden 1951 vereinfacht wieder aufgebauten Stadttheater statt, das als Landestheater Halle bzw. Theater des Friedens und ab 1992 in Opernhaus Halle mehrmals umbenannt wurde. Bei einer Leserumfrage der Tageszeitung Neue Zeit wurde Reintanz 1962 gefragt, was ihn kulturell am stärksten beeindruckt hat und er nannte u. a. „Lofter, der Mann mit dem verlorenen Gesicht, jenes Stück von Günther Weisenborn, das mit seiner moralischen und sozialen Kritik vom Halleschen Landestheater vollendet dargeboten wurde.“

Die CDU-Zeitung Neue Zeit nutzte Reintanz als Forum, um über seine wissenschaftlichen Forschungen zum Internationalen Recht und damit verbundene Dienstreisen zu berichten, zum Beispiel über seine Teilnahme am XIII. Jahreskongreß der Internationalen Astronautischen Föderation 1962 in Bulgarien. In einem darauf folgenden Interview im November 1962 beantwortete der Dekan der Juristischen Fakultät allgemein interessierende Fragen zum Weltraumrecht und appellierte an die Leser ihm Näheres zur Biographie des Pioniers des kosmischen Rechts, Vladimír Mandl, mitzuteilen, was einige Wochen später Erfolg hatte. Zur umfangreichen Bibliothek von Reintanz gehörten das Bändchen von Mandl, „Das Weltraumrecht“ von 1932 und der 1962 in Moskau erschienene Band „Kosmos und internationales Recht“, der mit einer persönlichen Widmung des Autors Jewgeni A. Korowin für ihn versehen war. Reintanz besaß „einen Sammelband, 1392 Seiten zählend, mit Artikeln zum Weltraumrecht gefüllt und 1961 in Washington zum Gebrauch für den Senat des 87. USA-Kongresses zusammengestellt“; darin war ein Beitrag von ihm mitaufgenommen worden unter der Rubrik „Kommunistische Artikel“ sowie seine Arbeiten zum Weltraumrecht in deutscher, polnischer und russischer Sprache.

Der Jura-Professor gehörte zu der kleinen Gruppe von Hochschullehrern an der Martin-Luther-Universität in Halle, die auf Individualität sowie Stil setzte und das auch äußerlich durch Tragen einer Fliege statt einer Krawatte zum Ausdruck brachte. Anfangs wurde Reintanz in der DDR von „Genossen Rechtswissenschaftlern“ als „bürgerlicher Wissenschaftler“ bezeichnet, um ihn herabzuwürdigen, was er sich jedoch nicht gefallen ließ. Derartige Diffamierung durch SED-Mitglieder wurde später als „sektiererisches Vorgehen“ von der SED-Führung bezeichnet und offiziell abgestellt. Nachdem Reintanz 1978 aus gesundheitlichen Gründen um seine Emeritierung nachgesucht hatte, beschäftigte er sich weiterhin mit see- und weltraumrechtlichen Fragen und begann zudem seine Lebenserinnerungen niederzuschschreiben, um sie für sich bzw. andere festzuhalten: „Zu wünschen bleibt, dass es keinen 3. Weltkrieg (mit Atomwaffen!) gibt – es wäre das Ende der Menschheit“, lautete eine seiner Schlusszeilen. Gerhard Reintanz starb im 84. Lebensjahr und wurde auf dem Evangelischen Friedhof Böllberg in Halle (Saale) beigesetzt.

Werk

Reintanz beschäftigte sich mit internationalen Verträgen und insbesondere dem Völkerrecht. Im Jahre 1956 war Reintanz in der DDR Herausgeber der Schrift Die kollektive Sicherheit. Das System der kollektiven Sicherheit und die Fragen der Gewährleistung der Sicherheit der Welt, die der international renommierte polnische Völkerrechtler Manfred Lachs (1914–1993) verfasst hatte. Die positive Einstellung zur DDR trat bei Reintanz besonders in seiner Kritik an der Bundesrepublik Deutschland und der NATO zutage. So war Reintanz 1960 auch am Schauprozess gegen den damaligen Vertriebenenminister der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Oberländer, durch ein Gutachten über die Pflicht der DDR, Oberländer als Kriegsverbrecher anzuklagen beteiligt. 1966 hatte er Anteil an den Transitverträgen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR durch das Beschaffen von Unterlagen aus dem Büro von Dieter Schröder.Im Februar 1966 nahm Gerhard Reintanz zusammen mit Jörgen Haalck an einer Tagung des Deutschen Vereins für Internationales Seerecht in Hamburg teil. Besonders engagierte sich Reintanz im Weltraumrecht. Der Forderung nach praxisorientierter Forschung entsprach Reintanz als Hochschullehrer und Leiter des Bereichs Völkerrecht der Sektion Staats- und Rechtswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, indem er seine Kontakte zum Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA), vornehmlich zum Hauptabteilungsleiter der Abteilung Rechts- und Vertragswesen, Botschafter Dr. Herbert Süß (*1931; † 2007), dazu nutzte, um aktuelle Forschungsthemen zu erhalten und bearbeiten zu können. Für nahezu 20 Doktoranden übernahm der Universitätsprofessor als Doktorvater ihre Betreuung während der Anfertigung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten zu see- und weltraumrechtlichen Problemen. Reintanz war Mitglied nichtstaatlicher internationaler juristischer Gremien wie der Internationalen Astronautischen Föderation.

Reintanz befasste sich mit internationalen staatsrechtlichen Fragen, zum Beispiel dem Staatsrecht Ghanas, Indiens, Indonesiens und Südafrikas. Daneben veröffentlichte er auch zum Seerecht, Wasserwirtschaftsrecht und Weltraumrecht. In der DDR gehörte er der dortigen CDU an und war zeitweilig auch Mitglied des Hauptvorstandes. Seine Aufsätze veröffentlichte Gerhard Reintanz vor allem in den Zeitschriften „Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“, „Staat und Recht“ sowie „Neue Justiz“. Reintanz war Mitglied des Internationalen Instituts für Weltraumrecht (International Institute of Space Law/IISL). Nach seiner Emeritierung war Reintanz weiterhin korrespondierendes Mitglied der Internationalen Astronautischen Akademie (International Academy of Astronautics).

Schriften (Auswahl)

Im Deutschen Gelehrten-Kalender von 1961 bis 1976 sind die fachlichen Interessengebiete von Reintanz zusammengefasst: Völkerrecht, See-, Luft- und Weltraumrecht, Verkehrsrecht, Staatsrecht vornehmlich asiatischer und afrikanischer Staaten, zu denen er auch veröffentlicht hat.

  • Das Problem der Gemeindeaufsicht in der neuen demokratischen Ordnung. Dissertation, Universität Rostock, 1948.
  • Die Außenpolitik der Sowjetunion gegenüber Deutschland. (Vorträge zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse, Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands), Aufbau Verlag, Berlin, 1952.
  • Die Integration des amerikanischen Kontinents nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 3. Jahrgang, 1953/54, Heft 6, S. 915ff.; Halle, 1953.
  • Der Staatsaufbau Jugoslawiens. In: Staat und Recht; Bd. 5, Nr. 4 (1956), S. 450–467
  • Paktsysteme im Mittleren Osten nach 1945. Sonderdruck aus der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1958.
  • Der Staatsaufbau der Indischen Union., Berlin, 1957.
  • Auf dem Wege zur Wiedervereinigung Deutschlands. In: Hefte aus Burgscheidungen. Nr. 6, 1958.
  • Bemerkungen zur Deutschland-Frage und zum Berliner Problem. In: Blätter für deutsche und internationale Politik; Bd. 3 (1958), Heft 12, S. 929–932.
  • Afrika. In: Hefte aus Burgscheidungen. Nr. 26, 1959.
  • mit Heinz Büttner und Erwin Krupke: Friedensvertrag mit Deutschland. In: Hefte aus Burgscheidungen. Nr. 38, 1960.
  • Ostsee – Meer des Friedens. In: Hefte aus Burgscheidungen. Nr. 43, 1960.
  • Die Verfassung Indiens in der Fassung vom 1. November 1956, Berlin, 1961.
  • Die Entstehung der Zoneneinteilung Deutschlands und der Sektoreneinteilung Berlins. In: Der Deutsche Imperialismus und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5; Berlin, 1962.
  • Internationale Rechtsgrundlagen der Hochseefischerei. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg, Bd. 11, Nr. 10 (1962), S. 1211–1241
  • Internationales Seerecht. Dokumente., Berlin, 1962.
  • mit Jürgen Haalck: Der Rechtsstatus der Territorialgewässer im demokratischen Völkerrecht. Habilitationsschrift. Universität Halle-Wittenberg, 1963.
  • Der Kieler Kanal und der Friedensvertrag mit Deutschland. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; Bd. 12, Nr. 5/6 (1963), S. 623–629
  • Rechtsgrundlagen des amerikanische Nachrichten-Satelliten-Systems. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Halle (Gesell. Sprachw. Reihe), 14. Jahrgang, 1965, S. 299–304.
  • Um das Nordsee- und Ostsee-Erdöl. In: Deutsche Aussenpolitik; Bd. 11, Nr. 4 (1966), S. 458–466
  • Völkerrechtliche Grundlagen zur Lösung der deutschen Frage. In: Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1966/10 (B1), S. 26–34
  • Seeversicherung (Lehrmaterial). Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Ingenieurökonomische Fakultät, Abteilung Fernstudium und Weiterbildung, 1967
  • Der internationale Vertrag über die friedliche Nutzung des Weltraumes. In: Staat und Recht Bd. 16, Nr. 3 (1967), S. 470–486
  • Weltraumrecht. Staatsverlag der DDR, Berlin, 1967.
  • Gedanken zur europäischen Sicherheit. In: Jahrbuch für internationales Recht, Bd. 13 (1967) S. 82 ff.
  • Internationales Wasserwirtschaftsrecht. In: Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität- Halle-Wittenberg. Nr. 6/1967.
  • Zehn Jahre Genfer Seerechtskonvention. In: Staat und Recht, Bd. 17, Nr. 3 (1968), S. 426–444
  • Wissenschaftlich-technische Revolution und einige Probleme des Völkerrechts. In: Staat und Recht, Bd. 18, Nr. 7 (1969), S. 1074–1084
  • Apartheid in Südafrika. Staatsverlag der DDR, Berlin 1969.
  • Geschichte des Völkerrechts. Teil 1, 1971.
  • Zehn Jahre Genfer Seerechtskonvention. In: Staat und Recht. Nr. 3 /1968, S. 426–444.
  • Neue völkerrechtliche Fragen des Festlandsockels und des Tiefseebodens. In: Neue Justiz. Nr. 18/1970, S. 5. 536–540.
  • Meereszonen und Meeresboden. In: Seewirtschaft. Nr. 6/1972, S. 459–464.
  • Gründung der Gesellschaft für Seerecht der DDR. In: Deutsche Aussenpolitik Heft 1 aus 1973, S. 188–190
  • Meeresverschmutzung und Meeresforschung. Probleme der III. UNO-Seerechtskonferenz. In: Deutsche Aussenpolitik. Heft 5 aus 1973, S. 1105–1120.
  • mit D. J. Haalck und F. Elchlepp: Internationales Seerecht – Leitfaden für Seeoffiziere. Berlin 1972.
  • zusammen mit seinem Nachfolger als Hochschullehrer: Reinhard Müller (*1952) Zum 30. Jubiläum der Donaukonvention. In: Deutsche Aussenpolitik. Nr. 8/1978, S. 85–91.
  • zusammen mit F. Elchlepp und K. Schoepke, Hugo Grotius 1583–1646. In: Beiträge zum nationalen und internationalen Seerecht, Heft 7, Hrsg.: Gesellschaft für Seerecht der DDR, Rostock 1983; ISSN 0138-1415
  • zusammen mit Reinhard Müller und Martin Howald, Stand und Perspektiven des Weltraumrechts. In: Neue Justiz (NJ) 1987, S. 438–440

    Literatur

    • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Bd. 1, Teilbd. 8, Supplement L–Z. Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6051-1, S. 184–185.
    • Reintanz, Gerhard. In: Wer war wer im deutschen Recht. Website von Gerhard Köbler (Fassung 32970, 9. August 2012)
    • Gerhard Reintanz. In: Rugia-Album. Greifswald 2006, S. 201 f.
    • Harry Waibel: Diener vieler Herren: Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Lang, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-63542-1.
    • Michael Stolleis: Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in West und Ost 1945–1990. (Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Band 4). Verlag C. H. Beck, München 2012, S.582; ISBN 978-3-406-63203-7.
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