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Wilhelm Liebrecht

Wilhelm Liebrecht

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Biography

Wilhelm Liebrecht (* 24. März 1850 in Hannover; 24. Februar 1925 ebenda) war ein deutscher Jurist und Verwaltungsbeamter. Als Präsident der späteren Landesversicherungsanstalt Hannover engagierte Liebrecht sich sozialpolitisch unter anderem als Baurat für den Arbeiterwohnungsbau und die Wohnungsreform.

Leben

Wilhelm Liebrecht wurde 1850 in Hannover geboren als Sohn des Buchhalters Christian Daniel Liebrecht (* 1799) und der Johanne Henriette Auguste Friederike Liebrecht, geborene Spellerberg (* 1822). Er bekannte sich zur katholischen Konfession.

Nach seiner Schulbildung studierte Liebrecht Rechtswissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen, wo er am 15. Februar 1873 zum Dr. jur. promoviert wurde. Im Jahr 1879 wurde er zum rechtskundigen Senator der Stadt Hannover berufen. Nach der durch den Reichskanzler Otto von Bismarck ins Leben gerufenen Sozialgesetzgebung wirkte Wilhelm Liebrecht ab 1892 und bis zum Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918 als Landesrat sowie als Vorsitzender der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt Hannover. 1890 war Liebrecht Mitbegründer und von 1890 bis 1902 Vorstandsmitglied im Volksverein für das katholische Deutschland. Zudem war er Mitglied im Beirat der Zentralstelle für Volkswohlfahrt (ZfVW). Liebrecht war auch einer der wesentlichen Gründer der Misburger Baugenossenschaft.

1902 war Liebrecht in Berlin Teilnehmer der Ersten Internationalen Tuberkulose-Konferenz. Später nahm der mittlerweile zum Geheimen Regierungsrat Ernannte mit Hauptarbeitssitz in der Landesversicherungsanstalt Hannover beispielsweise am XIV. Internationalen Kongress für̈ Hygiene und Demographie in Berlin teil.

Unterdessen hatte Liebrecht bereits 1904 den sogenannten Siebener-Ausschuss der Konferenz der Invaliditätsversicherungsanstalten angeregt, als deren Mitglied er sich dann auch betätigte, wie auch 1908 im sogenannten Elfer-Ausschuss. 1911 regte er die Bildung eines gemeinsamen Konferenzverbands der Invaliditätsversicherungsanstalten sowie des ständigen Ausschusses an, dessen Geschäftsführung er übernahm. In der Folge blieb Liebrecht Mitglied des ständigen Ausschusses des Verbands Deutscher Landesversicherungsanstalten.

Parallel zu seinen vorgenannten Aufgaben engagierte sich Wilhelm Liebrecht ab 1904 als Vorsitzender im Hauptausschuss und von 1908 bis 1914 als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins für Wohnungsreform.

Nachdem er 1905 hauptsächlicher Begründer des Landesvereins für Volkswohlfahrt war, übernahm er den Vorsitz der dann Hauptverein für Volkswohlfahrt genannten Organisation mit Sitz in Hannover.

Besondere Verdienste erwarb sich Wilhelm Liebrecht, indem er die Kapitalmittel der damaligen Invalidenversicherungsanstalten zur Förderung des Wohnungsbaus für Arbeiter beziehungsweise für die Wohnungsreform einsetzte. Sein Lebenswerk, sein Engagement für die Wohlfahrt des Volkes, die Armenpflege, die Volksgesundheit und die Fürsorge für die Arbeiterschicht, ist auf sozialpolitischem Gebiet „von großer historischer Bedeutung“ nicht zuletzt für die Landeshauptstadt Hannover. Denn Liebrecht wirkte keinesfalls nur lokal, sondern auch überregional beispielsweise in der Stadt Göttingen: Für den dortigen Göttinger Spar- und Bauverein, die spätere Wohnungsgenossenschaft, stellte er als Vorsitzender der hannoverschen Landesversicherungsanstalt (LVA), die sich unter ihm zum größten Förderer des Kleinwohnungswesen entwickelt hatte, genügend Geldmittel zum Neubau von Wohnungen der Siedlung in der 1914 nach ihm benannten Liebrechtstraße.

Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Liebrecht wegen seines Wirkens auf dem Gebiet der vorbeugenden Hygiene 1920 durch die Universität Göttingen zum Dr. med. h. c. zum Ehrendoktor ernannt. Seine Verdienste für das Wohnungswesen, vor allem beim Bau von Arbeiterwohnungen, würdigte die Baufakultät der Technischen Hochschule Hannover am 18. Dezember 1923 mit der Ernennung zum Dr. Ing. E. h. „in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung des Kleinwohnungswesens und um die Förderung der Volksgesundheit.“ Inzwischen hatte Liebrecht den Vorsitz der 1922 gegründeten Genossenschaft Niedersächsische Heimstätte übernommen.

1923 ging Wilhelm Liebrecht in Pension. Nach zweijähriger Vakanz übernahm Martin Frommhold dessen Aufgaben.

Noch in seinem Todesjahr verzeichnete das Adressbuch der Stadt Hannover für 1925 den Wohnsitz Liebrechts in der Meterstraße 46a.

Ehrengrab

Wilhelm Liebrecht wurde auf dem Stadtfriedhof Engesohde beigesetzt. Auf Bitten seiner Urenkelin Mareile Schröder wurde die in Abteilung 28, Nummer 1056-58 gelegene Grabstelle im Jahr 2007 nach einstimmigen Beschluss des Kulturausschusses, des Ausschusses für Umweltschutz und Grünflächen sowie des Verwaltungsausschusses der Stadt Hannover als Ehrengrab in die städtische Ehrenpflege übernommen.

Weitere Auszeichnungen

Wilhelm Liebrecht wurde mit zahlreichen Ehrungen und Ordensverleihungen ausgezeichnet:

  • 1900: Benennung der neu angelegten Liebrechtstraße in Misburg nach dem Leiter der LVA.
  • 1908: Ernennung zum Geheimen Regierungsrat
  • Preußischer Roter Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub
  • Königlicher Kronen-Orden (Preußen) II. Klasse mit der Zahl 50
  • Preußischer Wilhelm-Orden
  • Ritterkreuz III. Klasse vom Hausorden von Lippe-Detmold
  • Ehrenkreuz II. Klasse von Schaumburg-Lippe
  • Waldeck Verdienstkreuz III. Klasse
  • 1914: Anlage der Liebrechtstraße für die Kleinwohnungssiedlung an der Weender Landstraße in Göttingen

Schriften

  • Statuten für die Innungs-Schiedsgerichte. Versuch einer Ordnung des Verfahrens vor den Innungs-Schiedsgerichten, Hannover, 1882
  • Der Bau von Arbeiterwohnungen mit Hülfe der Invaliditäts- und Altersversicherungs-Anstalt Hannover, 2. Auflage, Hannover und Leipzig: Hahn'sche Hofbuchhandlung, 1893
  • Reichshülfe für Errichtung kleiner Wohnungen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1900
  • Die Förderung des Baues von Wohnungen für landwirtschaftliche Arbeiter durch die Landes-Versicherungsanstalt Hannover, eine Gegenschrift auf die Denkschrift der Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover über die Bestrebungen der Landwirtschaftskammer, die Mittel der Landes-Versicherungsanstalt Hannover in größerem Maße als bislang für den Arbeiterwohnungsbau in der Landwirtschaft zur Verwendung zu bringen, Hannover: Landes-Versicherungsanstalt, [1909]

Anmerkungen

  1. Abweichend wird wohl versehentlich das Sterbedatum 24. März 1925 genannt; vergleiche Dirk Hainbuch, Florian Tennstedt (Bearb.), Karin Christl (Mitarb.): Liebrecht, Wilhelm, Dr. med. h. c. und Dr. ing. h. c., in dies.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik ... S. 98; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
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