Werner Anzenberger
Quick Facts
Biography
Werner Anzenberger (* 8. September 1962 in Leoben) ist ein österreichischer Jurist und Historiker. Derzeit fungiert er als Leiter des Bereichs Soziales und Sozialpolitik sowie als Stabsstellenleiter der Außenstellen der steirischen Kammer für Arbeiter und Angestellte sowie Landes- und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPÖ-Vorfeldorganisation Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer.
Ausbildung und Beruf
1981 maturierte Anzenberger am BG/BRG Leoben I. Anschließend begann er an der Karl-Franzens-Universität Graz ein Diplom- und Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften, welches er mit seiner Promotion im Jahr 1988 abschloss. Seine Dissertation trug den Titel „Finanzstrafrecht und Menschenrechtskonvention“. In der Folge studierte Anzenberger bis 1998, ebenfalls an der Karl-Franzens-Universität in Graz, Geschichte. 1995 schloss er das Magisterstudium mit einer Diplomarbeit über Karl Kraus und dessen ambivalenter Haltung zur Demokratie ab. Mit seiner 1998 erschienenen Dissertation „Casa de Austria Republicana. Haus Österreich in Literatur und Politik“ promovierte Anzenberger zum Doktor der Geisteswissenschaften.
Anzenberger begann seine berufliche Laufbahn 1988 bei der Arbeiterkammer Leoben. 1999 erfolgte die Beförderung zum Leiter der Außenstelle. Seit 2008 ist er Leiter des Bereichs Soziales und Sozialpolitik sowie Stabsstellenleiter der Außenstellen der steirischen Arbeiterkammer.
Publizistisches und öffentliches Wirken
Anzenberger hat bislang 19 historische Monografien, Aufsätze und Beiträge in Sammelwerken publiziert. Der Hauptschwerpunkt seiner historischen Forschungen liegt auf der Geschichte des Nationalsozialismus und der Geschichte des Austrofaschismus. Er gilt als einer der Pioniere der Aufarbeitung des Widerstandes gegen das NS-Regime in der Steiermark. Einen weiterer Forschungsschwerpunkt bildet die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie und ihr Wirken in der Ersten Republik. Innerhalb dieses Themenkomplexes nimmt der sozialdemokratische Februaraufstand, den er als „Widerstand für eine Demokratie“ interpretiert, eine besondere Rolle ein.
Regelmäßig hält er am 12. Februar Vorträge und Ansprachen in ganz Österreich, überwiegend vor sozialdemokratischem Publikum. Dabei finden oftmals das Leben und Wirken des hingerichteten SDAP-Politikers Koloman Wallisch besondere Beachtung. Im geschichtswissenschaftlichen Diskurs um die Zeit zwischen 1934 und 1938 ist Anzenberger ein starker Verfechter des Begriffs „Austrofaschismus“.
Im Oktober 2008 hielt er anlässlich der Einweihung des neu gestalteten Leobener Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus eine Rede. Im November 2018 kam es auf Anzenbergers Initiative hin zur Verlegung des ersten Stolpersteines zu Ehren des örtlichen Widerstandskämpfers Simon Trevisani.Im September 2019 wurde das Projekt mit der Verlegung von sieben Stolpersteinen zu Ehren von Opfern des Holocaust fortgesetzt.Bereits im April 2018 stellte Anzenberger zusammen mit dem Leobener Bürgermeister Kurt Wallner Zusatztafeln vor, welche auf die nationalsozialistische Gesinnung von Hans Kloepfer, Ottokar Kernstock und Friedrich Mayer-Beck, nach denen Straßen benannt sind, hinweisen.Ein ähnliches Projekt wird gerade in Bruck an der Mur in Kooperation mit Bürgermeister Peter Koch umgesetzt.
Sonstige Funktionen, Titel und Ehrungen
Anzenberger ist Vorstandsmitglied der Grazer juristischen Gesellschaft, des Mauthausen-Komitees Österreich und Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen WiderstandesSeit 26. April 2016 ist er steirischer Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen in der Steiermark.Im Oktober 2017 bekam Anzenberger von Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Berufstitel Professor verliehen.
Privates
Anzenberger ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt in Bruck an der Mur.
Publikationen (Auswahl)
- Finanzstrafrecht und Menschenrechtskonvention, Wien 1989.
- Absage an eine Demokratie. Karl Kraus und der Verfassungsbruch, Graz 1997.
- Casa de Austria Republicana. Haus Österreich in Literatur und Politik, Graz 1999.
- Bruck/Mur 1934. Eine Region im politischen Widerstand, Leoben 1999.
- Zwischen den Fronten. Die Region Eisenerz 1938–1945, Graz 1999. Gem. mit Heimo Halbrainer, Hans-Jürgen Rabko und Gabriela Stieber
- Vertragsbedienstetenrecht Steiermark, Wien 2002. Gem. mit Sonja Kern
- Konflikt und Integration. Die Lager Trofaiach/Gai 1915–1960, Graz 2003. Hrsg. gem. mit Heimo Halbrainer und Hans-Jürgen Rabko
- Widerstand für eine Demokratie. 12. Februar 1934, Graz 2004. Gem. mit Martin F. Polaschek
- Die Eisenstraße 1938–1945. NS-Terror – Widerstand – Neues Erinnern, Graz 2013. Hrsg. gem. mit Christian Ehetreiber und Heimo Halbrainer
- Unrecht im Sinne des Rechtsstaates. Die Steiermark im Austrofaschismus, Graz 2014. Hrsg. gem. mit Heimo Halbrainer