Ute Aurand
Quick Facts
Biography
Ute Aurand (* 6. Mai 1957 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche experimentelle Filmemacherin, Kuratorin und Dozentin. Sie lebt in Berlin.
Werdegang
Ute Aurand studierte von 1979 bis 1985 an der DFFB (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin). Großen Einfluss auf ihre Arbeit hatten die Zusammenarbeiten mit Kollegen sowie Elfi Mikesch, Ulrike Ottinger, Maya Deren und Jonas Mekas. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als freie Filmemacherin, Multiplikatorin, Kuratorin und Publizistin. Ute Aurand begreift ihre 16 mm-Bolex-Kamera als unmittelbares Sehinstrument und die Mechanik der aufziehbaren Kamera nutzt sie für ihre Werke. Ihre Filme bewegen sich auf dem Terrain zwischen Kino, Komposition und zeitgenössischer Kunst. Rhythmus als Energie und Bewegungsorganisation ist für sie ein wichtiges Element. Das belgische Filmfestival Courtisane schreibte 2017 über die Arbeitsweise:
For Aurand, the rhythm is essential. “You can call it ‘music’, but for me it is rhythm. Rhythm is energy and movement, rhythm creates space in my films.”
Cornelia Klauß schreibt am 14. März 2016 in ihrem Porträt von Ute Aurand mit dem Titel Auftritt des Augenblicks:
Auf den Kurzfilmtagen in Oberhausen gewinnt sie mit diesem, ihrem ersten 7-Minüter, den Experimentalfilmpreis, der seinerzeit sicher eine wichtige Bestätigung bedeutete, sich bewusst von den Trends der damaligen Zeit abzusetzen, als die (männlichen) Vertreter des neuen deutschen Films wie Wenders, Fassbinder und Herzog den Begriff des Autorenfilms besetzten. Ihre Inspirationen fand sie anderswo: REMINISCENCES FROM A JOURNEY TO LITHUANIA von Jonas Mekas sowie in den Filmen von Elfie Mikesch, Ulrike Ottinger und Maya Deren.
Seit 1981 kuratiert sie Filmprogramme wie Lichtgedichte/Lichtgedichte, Hyazinthen und Poetinnen mit der Kamera/Dichterinnen mit der Kamera sowie monografische Programme mit Filmen von Marie Menken, Margaret Tait und Utako Koguchi. 1987 gründete sie die Ute Aurand Filmproduktion.
1991 arbeitete sie zusammen mit Maria Lang an einem Forschungsprojekt zu Studentinnen an der DFFB, in dessen Rahmen sie auch einen Filmclub an der Hochschule gründeten. Ziel des Projektes war es „die Geschichtsschreibung über Frauen um einen wesentlichen Teil [zu] bereichern.“ und es mündete schließlich in der Herausgabe eines Buches in 2 Bänden Frauen machen Geschichte – 25 Jahre Studentinnen an der dffb und gibt einen Überblick über alle Studentinnen, die zwischen 1966 und 1991 an der DFFB studierten (Band 1: Bio- und Filmographien, Band 2: Texte zu den Filmen). Dies ist die bislang umfassendste Veröffentlichung zur Geschichte der DFFB.
Von 1990 bis 1995 präsentierte sie gemeinsam mit Maria Lang die Reihe Filmarbeiterinnen-Abend im Kino Arsenal, Berlin, an denen sie ausschließlich Filme von Frauen zeigten. 1995 bis 1996 kuratierte sie zu 100 Jahre Kino die Reihe Sie zum Beispiel in den Kinos Arsenal und in Babylon, in denen 12 Filmemacherinnen/Künstlerinnen ihre persönliche Auswahl an Filmen anderer Filmemacherinnen zusammenstellten und präsentierten.
1997 gründete sie zusammen mit Renate Sami und Theo Thiesmeier die Gruppe FilmSamstag (Filmsamstag), später mit Bärbel Freund, Karl Heil, Milena Gierke und Johannes Beringer, um bis 2007 ein monatliches Filmprogramm im Kino Filmkunsthaus Babylon Mitte zu präsentieren.
Seit 1989 ist sie auch als Dozentin tätig und unterrichtet an deutschen und Schweizer Filmschulen. Unter anderem lehrte sie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Hochschule für Künste Bremen und der Hochschule für Gestaltung Zürich (1997–2003). Im März 2015 gründete sie die Bolexwerkstatt an der dffb wo sie auch unterrichtet.
Im September 2014 nahm sich Maria Lang das Leben. Zwei Filme von mir über mich hieß eine von Ute Aurand zusammengestellte Werkschau ihrer Filme, die vom 21. bis zum 24. September 2017 im Zeughauskino in Berlin zu sehen war. 2017 erschien die Textsammlung Maria Lang: Texte zum Film, herausgegeben von Ute Aurand.
Sie zeigt ihre Filme immer wieder auf der Berlinale und bei Festivals auf der ganzen Welt wie TIFF (Wavelengths), IRFF, Media City Film Festival, Punto de Vista, Courtisane Festival Gent, NYFF (Views From The Avantgarde), dem Harvard Film Archive, dem Pacific Film Archive, den Kurzfilmtagen Oberhausen, auf Filmtournee in Japan und den USA. 2014 wurden ihr Filmschaffen unter dem Titel To Be Here: The Films of Ute Aurand in der Tate Modern gewürdigt. Sie war Featured Artist auf dem Robert Flaherty Seminar 2016 und 2013 zeigte das Österreichische Filmmuseum, Wien zwei Überblicksprogramme
Schriften
- Maria Lang: Texte zum Film. hrsg. von Ute Aurand, Berlin 2017, ISBN 978-3-00-057410-8.
- Frauen machen Geschichte: 25 Jahre Studentinnen an der DFFB. Band 1, hrsg. von Ute Aurand und Maria Lang. Berlin 1991.
Literatur/Artikel/Interviews
- Rhythmisierung – Ein Gespräch mit der Filmemacherin Ute Aurand. Philipp von Lucke, Film&TV Kameramann 7/2003; In Present Tense: Films by Ute Aurand" Chris Kennedy 2010.
- Postcards from the Avant Garde - Highlights from the 49th NYFF's Views. Aily Nash, The Brooklyn Rail, November 2011.
- Interview with Ute Aurand by Federico Rossin. états généraux du film documentaire 2013.
- Gespräch: Ute Aurand mit Madeleine Bernstorff. dffb-Archive 2015; "…Wenn ich im Dunkel des Kinos sitze", Kinema Kommunal 1/2016.
- Berlin: We should talk 02 - Ute Aurand. (Gespräch mit Jiří Žák von artycok TV, Prag, März 2018)
- Wir machten andere Filme - Erinnerungen an mein Studium an der dffb und an Maria Lang (1945–2014). In: Filmblatt. 64/65, Frühjahr 2018.
- Hans Helmut Prinzler: Maria Lang : Texte zum Film. hrsg. von Ute Aurand. Berlin 2017 (Rezension)
- UC Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive: First-Person Cinema with Ute Aurand: Program 2: Vortrag
- Filmportal: Ute Aurand.
- Carolin Weidner: Ich kann nicht inszenieren. In: taz. 12. Februar 2019.