Sönke Iwersen
Quick Facts
Biography
Sönke Iwersen (* 9. April 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Journalist und arbeitet als Ressortleiter für das Handelsblatt. Das unter seiner Leitung aufgebaute Investigativ-Team erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Iwersen selbst wurde für seine journalistischen Arbeiten ebenfalls vielfach geehrt.
Leben und Wirken
Iwersen ist der Sohn eines Malers und einer Kinderkrankenschwester. 1984 begann er, als Zeitungsjunge für das Hamburger Abendblatt zu arbeiten. Mitte 1987 ging er für ein Schüler-Austauschjahr in die USA. Nach seiner Rückkehr arbeitete er neben der Schule für den wissenschaftlichen Verlag Dr. Kovač in Hamburg. Iwersen ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Iwersen begann seine Journalistenlaufbahn im Sportressort. Er verfasste für deutsche, britische und US-amerikanische Medien vor allem Artikel über Basketball. Bevor er im Jahr 2000 in die Journalistenschule Axel Springer aufgenommen wurde, schrieb er über Sport und Wirtschaftsthemen auch für Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Berliner Zeitung und andere Medien. 2002 wurde er Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. In Stuttgart war er für die Konsumgüterbranche zuständig. Mit zahlreichen Exklusivgeschichten beschrieb er den Niedergang des Schuhkonzerns Salamander. Bundesweite Aufmerksamkeit erregten seine Hintergrundberichte über den Mini-Lok-Hersteller Märklin und die ständigen Vorstandswechsel beim Roboterbauer IWKA.
2006 wechselte Iwersen zum Handelsblatt.2014 übernahm er die Chefredaktion der Handelsblatt Live App mit 15 Redakteuren in Deutschland, den USA und Japan. Später wurdeHandelsblatt Live in die Gesamtredaktion integriert. Seit 2012 leitet Iwersen das von ihm aufgebaute Investigativ-Ressort, das sich unter seiner Leitung zu einem wichtigen Korrektiv in der deutschen Medienlandschaft entwickelte und zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Iwersen berichtete über spektakuläre Fälle wie im Jahr 2010 gemeinsam mit seinem Handelsblatt-Kollegen Jürgen Flauger über den Teldafax-Skandal und im Jahr 2011 über den Sex-Party-Skandal in der Versicherungsgruppe Ergo. Des Weiteren recherchierte und berichtete er über Vertriebszahlungen der Debeka-Versicherung an so genannte Tippgeber in der Beamtenschaft. Ebenfalls berichtete er über den Fördergeld-Skandal um den deutschen Solarhersteller Q-Cells, in dieser Sache wurde anschließend in Sachsen-Anhalt ein Untersuchungsausschuss eingesetzt.
2015 versuchte der Finanzinvestor Peter Löw vergeblich, Iwersen für dessen Berichterstattung über Löws Insidergeschäfte in Haft zu bringen. 2016 enthüllte Iwersen unbekannte Details über den Fluchtweg von Edward Snowden. Für diese Reportage erhielt er den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik.
Außerdem verfasste Iwersen zahlreiche Berichte über das Steuersparmodell Cum-Ex. Für seine Reportage über ein Rüstungsgeschäft von Airbus wurde er gemeinsam mit Kollegen im Jahr 2018 mit dem Hugo-Junkers-Preis ausgezeichnet.
Iwersen berichtete über zahlreiche weitere dubiose Machenschaften und Fälle nationaler und internationaler Wirtschaftskriminalität sowie Affären und Skandale im Finanz- und Bankenwesen und der Versicherungsbranche. Er wurde vielfach geehrt, unter anderem als Wirtschaftsjournalist des Jahres 2011, mit dem Henri Nannen Preis 2013 sowie drei Wächterpreisen. Zudem erhielt Iwersen 2017 den Kurt Tucholsky-Preis für literarische Publizistik.
Trivia
Gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Holtermann erhielt Iwersen den Deutschen Journalistenpreis 2019 in der Kategorie Vermögensverwaltung für den Artikel „Chaos im Krypto-Reich“. Auf Basis intensiver Recherchen sollten die Vorgänge und Hintergründe imEnvion-Skandal vorbildlich transparent dargestellt worden sein.Der Artikel referenziert die ursprünglich im Mai 2018 veröffentlichte Berichterstattung zu Envion als wahr. In einer Pressemitteilung über eine mutmaßliche Überproduktion von EVN-Token verwies die Envion AG auf die Handelsblatt Berichterstattung, sowie ein mutmaßliches Gutachten der Blockchain Intelligence Group, welches die Schuld des Envion-Gründer-Teams beweisen sollte.
Im Dezember 2019 stellte die Neue Zürcher Zeitung falsche Schlussfolgerungen in der ursprünglichen Berichterstattung fest. Die Blockchain Intelligence Group distanzierte sich auf der eigenen Webseite von Angaben der Envion AG. Zudem hielten das Landgericht als auch das Kammergericht Berlin fest, dass beim ICO keine unrechtmässigen Token produziert wurden.
Das Handelsblatt berichtete im Juli 2020, dass die Kapitalerhöhung bei Envion infolge eines Betrugsverdachtes durchgeführt wurde. Bereits im August 2018 berichtete dasWirtschaftsmagazin Capital exklusiv über die Envion Hintergründe. Auf der Unternehmensseite wird die Kapitalerhöhung mit einem Betrugsverdacht Ende Februar begründet, es seien mehr als 20 Millionen überschüssige Token produziert worden und die Gründer haben sich hieran bereichert, daraufhin wurde eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Die zeitlichen Abläufe passen nicht zusammen, die Kapitalerhöhung fand bereits im Januar statt. Die neuen Mehrheitsbesitzer versuchten die Envion AG zu verkaufen. Die Vorwürfe gegen die Gründer wurden durch ein Gutachten widerlegt, auf welches sich auch das Landgericht Berlin stützt. Iwersen beschwerte sich noch vor Erscheinen des Artikels auf Twitter.„Genau genommen waren wir drei Monate vorher dran. Exklusiv klingt, als hättet ihr es exklusiv. Was nicht nur unfair ist, sondern falsch. Ganz einfach.“ (Sönke Iwersen: Twitter)
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2010: Friedrich Vogel-Preis für Wirtschaftsjournalismus, für eine Reportage über den Unternehmer Lars Windhorst
- 2011: Deutscher Journalistenpreis, für den Bericht „Herr Kaiser auf Lustreise“ über den Sex-Party-Skandal innerhalb der Ergo Versicherungsgruppe
- 2011: Georg von Holtzbrinck-Preis, für die Aufdeckung des Teldafax-Skandals (zusammen mit Jürgen Flauger)
- 2011: Wirtschaftsjournalist des Jahres des Fachmagazins Der Wirtschaftsjournalist
- 2012: Journalismuspreis Gravenbrucher Kreis (zusammen mit Fabian Gartmann) für den Artikel „Ladenschluss“ im Handelsblatt über den Unternehmer Anton Schlecker
- 2012: Wächterpreis der deutschen Tagespresse (zusammen mit Martin Buchenau und Jürgen Flauger) für die Berichterstattung über die Geschäfte des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus und des Investmentbankers Dirk Notheis
- 2013: Henri-Nannen-Preis in der Kategorie Dokumentation (zusammen mit Fabian Gartmann), für den Artikel „Ladenschluss“ im Handelsblatt über den Unternehmer Anton Schlecker
- 2015: Wächterpreis der deutschen Tagespresse (zusammen mit Jan Keuchel), für seine Artikel über die Justizaffäre rund um den Laborunternehmer Bernd Schottdorf
- 2016: Wirtschaftsjournalist des Jahres des Fachmagazins Der Wirtschaftsjournalist, Kategorie Finanzen (zusammen mit Yasmin Osman und Volker Votsmeier)
- 2017: Kurt Tucholsky-Preis für literarische Publizistik für seine Reportage über die Schutzengel von Edward Snowden im Handelsblatt
- 2017: Sigma Delta Chi Awards, Society of Professional Journalist (USA), für die englische Version seiner Reportage über die Schutzengel von Edward Snowden in der Handelsblatt Global Edition
- 2018: Hugo-Junkers-Preis (zusammen mit Markus Fasse, Mona Fromm, Thomas Hanke, Martin Murphy, Hans-Peter Siebenhaar und Volker Votsmeier), für den Artikel„Wir führen mal wieder Kleinkrieg“ im Handelsblatt über ein Rüstungsgeschäft von Airbus
- 2019: Wächterpreis der deutschen Tagespresse (zusammen mit René Bender, Markus Fasse, Mona Fromm, Jan Keuchel, Alina Liertz, Stefan Menzel, Martin Murphy und Volker Votsmeier), für die Berichterstattung zum Dieselskandal im Handelsblatt
- 2019: Deutscher Journalistenpreis, für den Bericht „Chaos im Krypto-Reich“ über den Envion Skandal (mit Felix Holtermann)
Veröffentlichungen
- mit Jürgen Flauger: Die große Strom-Abzocke. Der Teldafax-Skandal und was Verbraucher daraus lernen können. ISBN 978-3-8442-8519-2.