Sebastián de Morra
Quick Facts
Biography
Don Sebastián de Morra (17. Jahrhundert, genaue Lebensdaten unbekannt) war ein Hofzwerg und gehörte zur höfischen Entourage König Philipps IV. von Spanien. Er wurde vom Hofmaler Diego Velázquez nach dem Leben abgebildet.
Der Zwerg
Am Hofe Philipps IV. hielt sich eine ganze Reihe von Hofnarren und Zwergen auf; berichtet wird, der zur Schwermut neigende Herrscher habe ohne diese Spaßmacher weder essen noch trinken können.Die Hofgesellschaft pflegte auf die Zwerge mit ihren missgestalteten Körpern und zuweilen auch debil-verzerrten Gesichtern herabzuschauen. Velázquez zeigt den kleinen Mann mit einem ernsten, aber wachen Blick auf dessen Betrachter. Der auf dem Boden sitzende Körper mit den vorgestreckten kurzen Beinen vermittelt hingegen das Bild einer abgesetzten Marionette; die zu Fäusten gekrampften Hände lassen eine mögliche spastische Lähmung ahnen. Der Kontrast wird gesteigert durch den roten, mit Gold besetzten Umhang, der die Missgestalt des Zwergs - ein normalwüchsiger Oberkörper mit verkrüppelten Extremitäten - ausdrücklich betont.
Rezeption
Aus dem Jahre 1778 stammt eine Radierung von Francisco de Goya, die der Künstler nach dem Gemälde des Kollegen im Prado angefertigt hatte. Der Zwerg erscheint bei Goya mit einem veränderten Ausdruck im Gesicht: weniger ernst und konzentriert als misstrauisch und angriffslustig. Hintergrund und Raum bleiben unbestimmt. Die Darstellung vermittelt den Eindruck von der Dinglichkeit des Wesens und kann als Ausdruck der Auseinandersetzung mit der menschlichen Problematik der missgestalteten Geschöpfe gedeutet werden.
Im Jahre 1982 zitierte Salvador Dalí das Werk des berühmten Kollegen Velázquez in einer Serie von Bildern in unterschiedlichen Techniken. Ein Ölgemälde mit Collage zeigt den Hofzwerg vor dem Hintergrund des Escorial, der königlichen Residenz, mit Spiegeleiern auf dem Kopf, auf den Schultern und auf den Händen.
Literatur
- Goya. Das Zeitalter der Revolutionen. 1789–1830. München 1980; S. 250
- Carl Justi: Diego Velázquez und sein Jahrhundert. (1888), München [1982]
- Franz Zelger: Diego Velázquez. Reinbek 1994; S. 70f.