Rolf Friederichs
Quick Facts
Biography
Rolf Friederichs (* 9. November 1937 in Heilbronn; † 29. März 2011 ebenda) war ein deutscher Maler und Grafiker.
Leben
Im Jahre 1956 erlernte Friederichs den Beruf des Farblithographen. Nach einem Studium der freien und angewandten Zeichenkunst (Illustrator) und der Gebrauchs- und Werbegrafik (Diplom) von 1960 bis 1963 war er vor allem als freischaffender Grafiker tätig. Im Jahre 1967 wurde Rolf Friederichs Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Baden-Württemberg und Mitglied des Heilbronner Künstlerbundes, dessen Ausstellungsleiter er von 1990 bis 2002 war. Der Künstler nahm an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil.
Werk
Auf der Suche nach einer Form, die er als zweite 'imaginäre Schicht' hinter der sichtbaren Erscheinungswelt vermutete, fand Friederichs im Jahre 1965 über die Begegnung mit Werken Pollocks, Wols und Sonderborgs zur reinen Abstraktion. Er nutzte das Erlebte als Grundlage, um sich kontinuierlich davon zu lösen und den Schritt in die reine Gegenstandslosigkeit zu vollziehen. Seither war die Landschaft eines seiner grundlegenden Themen. Mit ihr definierte er seine Beziehung zur Welt, zu sich und zu seinen Mitmenschen. Doch er unterzog sie einem Wandel, der sich in seinen frühen Aquarellen im Ansatz erkennen ließ: Er bediente sich eines stark verflüssigten Pinselstrichs. Wälder, Wiesen und Flussläufe wurden ohne Zuhilfenahme perspektivischer Mittel, nur über den Ausdruck von Farben und Formen, als transparente, flächige Landschaftsräume wiedergegeben.
Seine erste, im Jahre 1967 veranstaltete Einzelausstellung in den Räumen der Heilbronner Stadtbücherei versammelte neben Landschaftsstudien der näheren Umgebung Heilbronns abstrakte Kompositionen mit zum Teil ornamental anmutenden Gebilden.
Ab den frühen achtziger Jahren strebte Rolf Friederichs nicht, wie bisher, nach einem 'vollendeten Bild'. Einen Rahmen als Begrenzung lehnte er ab. Seine Werke gaben Ausschnitte eines immateriellen, unendlichen Raumes wieder und schienen nach allen Seiten offen. Vielfach ließ der Künstler das Weiß der Leinwand als Grundton stehen und fügte ihn als festen Bestandteil in die Kompositionen mit ein. Hinzu traten einfarbige, doch kontrastierende Flächenformen, die frei von jeglicher Assoziation, nichts darstellen sollten als sich selbst. Ihre hellen und leuchtend aufkeimenden Farben waren Ausdruck seiner Emotionen auf das Gesehene: 'Ich male die Landschaft, wie ich sie empfinde', hatte er selbst einmal gesagt. Linien gaben den Werken nicht nur Halt und Struktur. Zusammen mit den Flächen, die sie umranden, setzten sie durch die Flüchtigkeit des Farbauftrags Impulse frei und wirkten energieentladend. Der Künstler mied alles, was das Prozessuale des Bildaufbaus schwächen konnte. Seine Werke vermittelten den Ausdruck eines nicht enden wollenden Flusses.
Die Suche nach einer Form, die den 'Kern', das Wesentliche allen Seins beinhaltet, hat dazu geführt, dass sich seine jüngsten Arbeiten aus nicht mehr als zwei bis drei Grundtönen zusammensetzten. Er reduzierte die Linien und selbst die Farbflächen wurden größer und übersichtlicher. Zunehmend an Dominanz gewann die Farbe Schwarz – für Friederichs eine der ausdrucksreichsten Farben, mit immer neuen Hell- und Dunkelabstufungen. In 'New York I' (Acryl auf Leinwand, 2005) bedeckt das Schwarz nahezu ein Drittel des Bildes. Der Künstler band die charakteristischen Merkmale der Silhouette in ein kompositionell ausgewogenes, spannungsreiches Formgerüst aus Rechtecken. Dabei gelang es ihm, Schatten, Plastizitäten und selbst Raumtiefen mit einfachsten Mitteln darzustellen.
Zu seinen Leinwandgemälden tritt eine Vielzahl kleinformatiger Aquarelle (Neckarbogen, 2006). In immer neuen Ansätzen entmaterialisierte er auch hier das Sichtbare, um es in einfarbige Flächen mit stark stilisierten Konturen umzuwandeln.
Ausstellungen
- 1995: Kreissparkasse Heilbronn, Neckargartach
- 1998: Stadtbücherei Heilbronn
- 1999: Volksbank Obersulm-Affaltrach
- 1999: Galerie U 21 Heilbronn
- 2000: Evangelische Kirche, Stetten i. R.
- 2000: Dr. Heimeier & Partner, Stuttgart-Möhringen
- 2002: EnBW Kraftwerke AG, Stuttgart
- 2003: Siedlungswerk Stuttgart
- 2004: Evangelische Tagungsstätte Löwenstein
- 2004: NWS Kraftwerke AG & Co. KG Altbach Deizisau
- 2005: EnBW Kraftwerk GmbH Neckarwestheim - GKN
- 2007: Sternwarte Tübingen
- 2007: Rathaus Pfaffenhofen: Künstlertreff
- 2007: Kreissparkasse Neckarsulm
- 2009: Altes Rathaus, Leingarten
- 2010: Heinrich Fries Haus, Heilbronn
- 2011: Rathaus Güglingen
- 2013: Rolf Friederichs: Retrospektive. ZEAG Energie
Literatur
- R. Friederichs, G. Emig, A. Friederichs: Rolf Friederichs: Informelle Malerei. (= Unterländer Künstler 20), Stadtbücherei Heilbronn in Verbindung mit dem Künstlerbund Heilbronn, Heilbronn 1998
- cid: Die Malfläche als Aktionsfläche. Der Künstler und Grafiker Rolf Friederichs ist tot. In: Heilbronner Stimme, 2. April 2011, S. 26.