Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk
Quick Facts
Biography
Reinhard Carl Friedrich Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels (* 19. Dezember 1802 in Darmstadt; † 28. September 1880 ebenda) war ein Staatsmann, 1850 bis 1871 Ministerpräsident sowie Minister des Auswärtigen im Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Er wirkte im Sinne Österreichs und mit Bischof Ketteler für die kirchliche Reaktion.
Herkunft
Seine Eltern waren der hessische Generalleutnant und Gouverneur von Darmstadt Reinhard von Dalwigk (1770–1844) und dessen Ehefrau Luise Höpfner (1779–1855), eine Tochter desGeheimen Tribunalrates Ludwig Höpfner (1743–1797). Sein Onkel Karl von Dalwigk (1761–1825) war nassauischer Ober-Appelationsgerichts-Präsident in Diez.
Leben
Der promovierte Jurist trat 1828 in den großherzoglich-hessischen Verwaltungsdienst und wurde 1842 Kreisrat in Worms. 1845 wurde ihm das Provinzialkommissariat der Provinz Rheinhessen übertragen sowie das Territorialkommissariat in der Bundesfestung Mainz. Im Jahre 1850 wurde er als Bundestagsgesandter nach Frankfurt am Main entsandt, jedoch schon im Juli desselben Jahres übertrug ihm Großherzog Ludwig III. die Leitung der hessischen Politik, zunächst als Chef des Innenministeriums und bald darauf auch des Außenministeriums; 1852 wurde er schließlich „Präsident des Gesamtministeriums“, der verfassungsgemäßen Amtsbezeichnung des Ministerpräsidenten.
In seiner über zwanzigjährigen Amtszeit profilierte sich Dalwigk als konservativer Hardliner und Gegner des Liberalismus. Das freisinnige Wahlgesetz von 1849 wurde mit Hilfe eines durch Verordnung (Ordonnanz) berufenen außerordentlichen Landtages abgeschafft, ein neues Wahlgesetz eingeführt und der danach gewählte Landtag benutzt, um die Spuren der Jahre 1848 und 1849 in der Gesetzgebung wieder zu beseitigen.
Außenpolitisch stemmte er sich ebenso entschlossen wie erfolglos gegen die kleindeutsche Einheit unter Preußens Führung, unter anderem durch die Teilnahme Hessens am Deutschen Krieg von 1866.
Seit dem militärischen Sieg Preußens und der Neuordnung Deutschlands durch Bismarck galt Dalwigk als politisch erledigt. In der Öffentlichkeit als unpatriotischer „Partikularist“ verschrien und von der neuen Reichsleitung in Berlin zur persona ingrata erklärt, musste er schließlich im April 1871 zurücktreten, nachdem er am 15. November 1870 in Versailles noch den Vertrag Hessens mit dem Norddeutschen Bund über die Gründung des Deutschen Reiches mit unterzeichnet hatte. Er wurde zum lebenslangen Mitglied der ersten Ständekammer ernannt. Mit der Ernennung des 76-jährigen Justizministers Friedrich von Lindelof zum Ministerpräsidenten entschied sich der Großherzog zunächst nur für einen Übergangskandidaten. Erst im folgenden Jahr (1872) konnte Lindelofs Nachfolger Karl Hofmann einen vollständigen politischen Kurswechsel im Sinne Bismarcks einleiten.
Während seines Studiums wurde er 1820 Mitglied der Alten Göttinger Burschenschaft und 1823 Mitglied der Alten Gießener Burschenschaft Germania, später wohl Mitglied des Corps Hassia Gießen.
Ehrungen
Reinhard von Dalwigk wurde zum Ehrenbürger der Stadt Mainz ernannt. Er erhielt
- das Großkreuz
- des Großherzoglich Hessischen Verdienstordens
- des Großherzoglich Hessischen Ludwigsordens
- des Wilhelmsordens
- des Verdienstordens der Bayerischen Krone
- des Ordens vom Heiligen Michael
- des Friedrichs-Orden
- des Hausordens der Wendischen Krone
- des Ordens Karls III.
- des Ordens vom Niederländischen Löwen
- den Orden Ritter 1. Klasse
- des Ordens der Eisernen Krone
- des Roten Adlerordens
- Großoffizier
- der Ehrenlegion
- Kommandeur II. Klasse
- des Ordens vom Zähringer Löwen
und des
- Johanniterordens
- Ordens des Weißen Adlers
- Alexander-Newski-Orden
sowie den Titel eines Kammerherren.
Familie
Er heiratete 1839 in Straßburg Mathilde von Coëhorn (1810–1860), eine Tochter des französischen Generalmajors Louis von Coëhorn (1771–1813) auf Ittenweiler und der Maria von Beyer. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1862 in Baden-Baden ihre Nichte Adele von Dunten (1839–1911), die Tochter des russischen Gardeleutnants Graf Wilhelm von Dunten (1800–1878) und der Adele von Coëhorn. Das Paar hatte einen Sohn und zwei Töchter.
Literatur
- Ludwig Clemm: Dalwigk zu Lichtenfels, Carl Friedrich Reinhard Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 495 f. (Digitalisat).
- Wilhelm Diehl: Dalwigk zu Lichtenfels, Reinhard Karl Friedrich Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 612–615.
- Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker. Teilband 1: A–E. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0339-X, S. 180–181.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1862, S.114