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Raji C. Steineck
German philosopher and japanologist

Raji C. Steineck

The basics

Quick Facts

Intro
German philosopher and japanologist
Places
Gender
Male
Age
58 years
The details (from wikipedia)

Biography

Raji C. Steineck (eigentlich Christian Carl Ludwig Steineck; * 1966) ist ein deutscher Japanologe und Philosoph.

Leben

Steineck studierte Japanologie, Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität Bonn und schloss 1993 mit dem Diplom ab. 1999 promovierte er ebendort in Philosophie. Während und nach dem Promotionsstudium arbeitete er als freiberuflicher EDV-Berater. Nach der Promotion nahm er Lehraufträge an der Universitäten Bonn und Frankfurt am Main wahr. 2001/02 war er als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) Gastforscher an der Universität Kyōto. Von 2002 bis 2006 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt «Bioethische Konflikte in Japan» der Forschungsstelle Modernes Japan der Universität Bonn. 2006 wurde er in Bonn habilitiert. 2007 vertrat er die Professur für Kultur- und Ideengeschichte Japans an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 2008 ist Steineck außerordentlicher, seit 2014 ordentlicher Professor für philologisch-kulturwissenschaftliche Japanologie an der Universität Zürich. Er ist seit 2012 gemeinsam mit Katja Schmidtpott Vorsitzender der Gesellschaft für Japanforschung (GJF). Weiterhin ist er Präsident der International Society for the Study of Time (ISST).

Steineck lernte 1997 in Japan Kampftechniken (Kikōdō, moderne Variante des Taijiquan) kennen, die er zusammen mit zwei weiteren Trainern weiterentwickelte und als Longdao Kung Fu in Bonn anbot.

Er veröffentlicht seit 2011 als Raji C. Steineck, vorher als Christian Steineck.

Werk

1. Mystik und Zen-Buddhismus/Dōgen-Forschungen

In seinem Buch Grundstrukturen mystischen Denkens versucht Steineck zu belegen, dass sich die Übereinstimmungen zwischen den mystischen Lehren verschiedener Religionen aus den logischen Folgen gemeinsamer Grundannahmen erklären lassen. Damit stellt er sich gegen die These, dass sie unmittelbar auf einer einheitlichen mystischen Erfahrung beruhen oder Beweis für die Wahrheit mystischer Lehren sind. Zum Beleg vergleicht er Texte von christlichen Mystikern (Meister Eckhart, Nicolaus Cusanus, Jakob Böhme) und zen-buddhistischen Meistern (Huangbo, Bankei, Dōgen). Alle teilen die Vorstellung, dass die gewöhnliche Wirklichkeit von einer „vollkommenen Wirklichkeit“ (eine perfekte, vollendete Realität) getragen wird, zu der prinzipiell jeder Mensch Zugang gewinnen kann: „Die mystische 'Wahrheit' [...] wird realisiert in einer häufig 'Einheit' genannten, von Distanzlosigkeit und Unmittelbarkeit gekennzeichneten Beziehung zu etwas, das in dieser Beziehung mit der Autorität des schlechthin Wertvollen auftritt. Religiös und weltanschaulich neutral könnte man dieses ungegenständlich gedachte 'Etwas' als 'vollkommene Wirklichkeit' bezeichnen.“ Das Bewusstsein der Einheit mit dieser vollkommenen Wirklichkeit gilt für die Mystiker als das höchste Ziel des menschlichen Daseins.

Im Hauptteil der Arbeit analysiert Steineck ausführlich, wie die untersuchten Autoren diese perfekte Realität und den Zugang zu ihr beschreiben. Dabei geht er auch auf Unterschiede zwischen ihnen ein und zeigt, wie sich das Konzept der vollkommenen Wirklichkeit auf die Deutung traditioneller Dogmen der jeweiligen Religionen auswirkt. Er weist nach, dass die Mystiker in Konsequenz ihrer Grundannahme dazu gebracht werden, Kernelemente der traditionellen Religion wie die Schöpfungsgeschichte oder die Rolle von Jesus im Christentum beziehungsweise die Karma-Vorstellung und zentrale Verhaltensregeln im Buddhismus zu relativieren oder umzudeuten. Das führt entweder zu Brüchen in ihrem Denken oder zu Konflikten mit den jeweiligen Traditionen und ihren etablierten Institutionen. Gerade an diesen Stellen entwickeln sich die Besonderheiten der jeweiligen mystischen Denker.

Im Schlusskapitel arbeitet Steineck den logischen Zusammenhang zwischen den gemeinsamen Elementen der mystischen Lehren heraus. Er zieht außerdem die Schlussfolgerung, dass es eine „reine Mystik“ nicht geben kann, weil der Gedanke der vollkommenen Wirklichkeit Bestimmtheit ausschließt. Mystisches Denken ist deshalb, so Steineck, darauf angewiesen, dass es schon fertige Vorstellungen von der Welt aufgreifen und in die eigene Lehre einbauen kann.

Eine Rezension zu Grundstrukturen mystischen Denkens hebt hervor dass „der Autor sehr eng an Originaltexten der verschiedenen Mystiker arbeitet“, wodurch „seine Argumentation sehr bereichernd und überzeugend“ werde, kritisiert allerdings: „Die Antworten auf die eingangs gestellten Fragen fallen knapp und abstrakt aus.“

Im Anschluss an Grundstrukturen mystischen Denkens veröffentlichte Steineck verschiedene Übersetzungen (Genjōkōan, Busshō, Sokushin zebutsu, Shinjin gakudō) und Analysen von Schriften des japanischen Zen-Mönchs Dōgen. Dabei konzentrierte er sich zunächst auf die philosophische Interpretation seiner Werke und stellte Dōgen als den Vertreter einer rationalen Weltanschauung dar. Insbesondere diskutierte er das philosophische Potenzial von Dōgens Ausführungen zu Leib und Seele. Später wandte er sich stärker der Kontextualisierung von Dōgens Schriften zu und stellte z. B. den rituellen Aspekt der Zen-Meditation heraus, die Dōgen mit der Erleuchtung. Weitere Studien beschäftigen sich mit den Genres und der praktischen Verwendung der von Dōgen geschriebenen sowie der in seinem Kloster präsenten Texte, oder mit dem Konzept von Autorschaft, das in seinem Werk sichtbar wird.

2. Technik- und Bioethik

Von 2002 bis 2006 war Steineck Mitarbeiter der DFG-Forschergruppe „Kulturübergreifende Bioethik“. In dieser Zeit entstanden verschiedene Berichte und Analysen zu bioethischen Diskussionen in Japan. Schwerpunkte waren die Kritik am Hirntodkonzept sowie die Auseinandersetzung mit Körpervorstellungen in der japanischen Bioethik, die Steineck zur Diskussion von philosophisch-anthropologischen Problemen heranzog.

Im Resultat plädiert er für einen Pluralismus der Körperanschauungen, der in Betracht zieht, mit welcher Methode der jeweilige Körperbegriff gewonnen wird. Die Rückführung leiblicher Phänomene auf organisch-materielle Prozesse ist seiner Meinung nach zwar für die Medizin notwendig und legitim, darf aber nicht dahingehend überzogen werden, nur noch das Organische für wirklich zu halten. Bei jedem Eingriff am menschlichen Körper müsse dessen symbolischer Dimension Rechnung getragen werden.

Das Konzept des Hirntodes hält Steineck für unhaltbar und plädiert dafür, klinisch Hirntote nicht als Tote anzusehen. Daraus folgt seiner Meinung nach, dass Organentnahmen von Hirntoten das vorab gegebene Einverständnis der Spender voraussetzen.

Neben bioethischen beschäftigt Steineck sich auch mit technikethischen Fragen. In einem Beitrag zur Ethik der Atomkraft analysiert er diese Technologie auf der Basis des technikethischen Modells von Günter Ropohl mit Blick auf ihre zeitlichen Dimensionen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass es angesichts der Länge der Zeit, die nukleartechnische Anlagen überwacht und in Stand gehalten werden müssen, keine menschliche Individuen oder soziale Organisationen gibt, die für diese die Verantwortung übernehmen könnten. Die Verwendung von Nukleartechnik sei daher von vorneherein „organisierte Verantwortungslosigkeit“ und massive Schädigung von Mensch und Umwelt entsprechend der zu erwartende Normalfall.

3. Kritik der symbolischen Formen

Sowohl Steinecks Arbeit zur Mystik als auch seine Untersuchungen zur Leibvorstellung bei Dōgen und zu den Körperkonzepten in der Bioethik sind von Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen beeinflusst. Deren „kritische Weiterentwicklung“ in Auseinandersetzung mit japanischen Quellen und Theorien kündigt er dann in seiner Kritik der symbolischen Formen I: Symbolische Form und Funktion an. Im fraglichen Band selbst beginnt er jedoch erst mit einer Bestandsaufnahme der wesentlichen Inhalte, Stärken und Schwächen von Cassirers Theorie. Dabei plädiert er, in den Worten einer Rezension, "überzeugend für die notwendige materielle Fixierung aller Gedanken in Symbolen.".

Schriften

  • (Hrsg./Übersetzungen) Quellentexte des japanischen Amida-Buddhismus. Harrassowitz, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03823-3.
  • (Hrsg. mit Guido Rappe und Kōgaku Arifuku/Übersetzungen) Dōgen als Philosoph. Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04578-7.
  • Grundstrukturen mystischen Denkens. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1823-0 (= Dissertation, Universität Bonn, 1999).
  • Leib und Herz bei Dōgen: Kommentierte Übersetzungen und theoretische Rekonstruktion. Academia Verlag, St. Augustin 2003, ISBN 3-89665-258-3.
  • Der Leib in der japanischen Bioethik, mit einer Diskussion der Leibtheorie von Merleau-Ponty im Licht bioethischer Probleme. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3662-0.
  • (Hrsg. mit Ole Döring) Kultur und Bioethik: Eigentum am eigenen Körper. Nomos, Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3249-7.
  • (Hrsg. mit Claudia Clausius) Origins and Futures: Time Inflected and Reflected. Brill, Leiden u. a., 2013, ISBN 978-90-04-25168-7.
  • (Hrsg. mit Elena Louisa Lange und Paulus Kaufmann) Begriff und Bild der modernen japanischen Philosophie. frommann-holzboog, Stuttgart, 2014, ISBN 978-3-7728-2629-0.
  • Kritik der symbolischen Formen I: Symbolische Form und Funktion. frommann-holzboog, Stuttgart, 2014, ISBN 978-3-7728-2673-3.
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