Philipp Scheitenberger
Quick Facts
Biography
Philipp Scheitenberger der Ältere (* 20. April 1811 in Schelklingen; † 3. März 1882 in Schelklingen) war Landwirt, Vorstand des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Blaubeuren, Bäcker und Stadtschultheiß von Schelklingen.
Leben
Philipp Scheitenberger der Ältere war der Sohn des Stadt- und Stiftungspflegers von Schelklingen sowie Verwalter des Klosters Urspring Xaver Scheitenberger (getauft 1783; † 1864) und seiner Ehefrau Maria Anna Baumann (getauft 1782; † 1863).
Von 1847 bis 1874 bekleidete Philipp Scheitenberger der Ältere in Schelklingen das Amt des Stadtschultheißen. Der Pfarrer Josef Bärtle beschrieb den Schelklinger Stadtschultheißen Philipp Scheitenberger als eine Person, die "(...) kein studierter Fachmann war, sondern ein praktischer Bauer, aber ein heller Kopf, den seine Mitbürger deswegen vom Pflug weg aufs Rathaus geholt hatten."
Bekannt wurde Stadtschultheiß Scheitenberger auch unter dem Namen Malchus, da er als Knabe ein Ohr verlor, und die hieraus entstehende Narbe aufgrund dessen mit seinem langen Kopfhaar verdeckte.
Der Schelklinger Stadtschultheiß Philipp Scheitenberger hatte mit seiner Ehefrau Antonia Keller insgesamt fünf Kinder, von denen jedoch zwei bereits als Säuglinge starben. Der einzige Sohn Philipp Scheitenberger der Jüngere, der bis heute in der Gegend um Allmendingen und Schelklingen unter dem Namen der Alte Siegentäler bekannt ist, ist bis heute eine unvergessene Bauernpersönlichkeit in der weiteren Gegend um das Siegental, das er auf Zwang seines Vaters urbar machte und bewirtschaftete.
Die Tochter Emilie Scheitenberger (* 18. Oktober 1842; † 27. Januar 1938) heiratete den Schelklinger Schullehrer Heinrich Kaim. Ihr gemeinsamer Sohn Heinrich Emil Kaim (* 23. Januar 1871; † 9. Mai 1949) wurde später katholischer Priester, Domkapitular, Zentrumspolitiker und württembergischer Landtagsabgeordneter.
Die Tochter Helena Scheitenberger (* 16. August 1845; † 4. März 1887) heiratete den Schelklinger Bäcker Adolf Günter. Ihr gemeinsamer Sohn Heinrich Günter (* 15. Februar 1870; † 13. Juni 1951) wurde zunächst Professor für Geschichte am Priesterseminar Rottenburg und später an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Wirken
Als Stadtschultheiß von Schelklingen engagierte sich Philipp Scheitenberger von 1847 bis 1874 vor allem im kommunalen Bauwesen, der Förderung der Land- und Forstwirtschaft, im Bildungswesen und in der Fürsorge für Arme, Kranke und Arbeitslose.
Bedeutend war vor allem sein Engagement in der Landwirtschaft. So setzte er sich hierbei beispielsweise für die Etablierung der Stallfütterung sowie die Einführung der Simmenthaler Rindviehrasse, den Steigebau nach Stotzenhausen, die Feldwegregulierung, die Steigerung des Weideertrags durch Kulturen und die Anlegung von Pflanzschulen ein.
Philipp Scheitenberger schaffte es als Stadtschultheiß trotz der Teurungsnotstände im Königreich Württemberg in den 1850er Jahren die beträchtliche Schuldenlast der Stadtkasse Schelklingen von 6800 Gulden im Verlauf seiner Amtszeit in ein Guthaben von 3587 Gulden im Jahr 1868 zu entwickeln.
Neben seinem Amt als Stadtschultheiß engagierte sich Philipp Scheitenberger auch lange Jahre als Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Blaubeuren und setzte sich hier vor allem für die fortschrittliche Verwendung landwirtschaftlicher Neuerungen ein.
Auch privat blieb Philipp Scheitenberger der Ältere zeitlebens der Landwirtschaft verbunden, und so begleitete er mit Rat und Tat die Kolonialisation, Urbarmachung und Bewirtschaftung des bei Almendingen gelegenen Siegentales durch seinen Sohn Philipp Scheitenberger, der von seinem Vater bereits im jungen Alter von 16 Jahren diese Aufgabe gezwungenermaßen übertragen bekommen hatte.
Ehrungen
Philipp Scheitenberger wurde 1869 von König Karl von Württemberg die goldene Verdienstmedaille und anlässlich der Silberhochzeit des Königspaares 1871 eine silberne Medaille für seine Verdienste um die Stadt Schelklingen und die Landwirtschaft verliehen.
Literatur
- Wilhelm Lederer: Philipp Scheitenberger Stadtschultheiß 1811-1882. In: Stadt Schelklingen, Stadtarchiv (Hrsg.): Schelklinger Hefte. Band 1. Schelklingen 1980.
- Immo Eberl, Irmgard Simon, Franz Rothenbacher: Die Familien und Personenstandsfälle in den Pfarreien Stadt Schelklingen (1602-1621, 1692-1875) und Kloster Urspring (1657-1832). Hrsg.: Stadt Schelklingen. 2. Auflage. Schelklingen 2012.
- Alois Scheible: Tragik und Größe eines Bauernlebens: Der alte Siegentäler. Hrsg.: Schwäbische Donau Zeitung Nr. 291/1954. Ulm 14. Dezember 1954.