Otto Schmelzeisen
Quick Facts
Biography
Otto Schmelzeisen (* 10. April 1892; † 11. März 1983) war ein deutscher Judopionier und Träger des 8. Dan Judo.
Leben
Schmelzeisen lernte 1922 als Polizeibeamter in der Ausbildung Jiu Jitsu kennen und gründete noch im Dezember desselben Jahres den späteren Judo Club Wiesbaden 1922, dessen Dojo heute nach ihm benannt ist. Er nahm 1932 zusammen mit Alfred Rhode im Frankfurter Waldstation an der vom 1. DJC (Frankfurt am Main) ausgerichteten ersten Internationalen Judo-Sommerschule in Deutschland teil, bei der auch Kanō Jigorō anwesend war.
1933–1945
Im Dritten Reich bekleidete Otto Schmelzeisen verschiedene Funktionen. Er trat aktiv für die von den Nationalsozialisten geförderte Wehrertüchtigung durch Judo ein. Unter anderem war er
- Stellvertretender Reichsjugendobmann,
- Gauobmann für Judo im Gau XIII (Südwest) (seit dem 6. November 1933),
- Verantwortlicher für Judo im Sportgau Hessen-Nassau des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL) (seit 1933),
- Kreisfachwart für Schwerathletik im Sportgau Hessen-Nassau (seit 1936),
- Fachbearbeiter für Judo in der Hitler-Jugend im Gebiet Hessen-Nassau (13) (seit dem 8. November 1938),
- Lehrgangsleiter für Judo u. a. vom 2.–12. Oktober 1943 an der Universität Leipzig auf einem Lehrgang für Spitzenkönner und Reichsbeste sowie auch auf einer Ordensburg.
Bereits 1943 formulierte er in einem Schreiben vom 25. Oktober 1943 an den Vize-Präsidenten der Europäischen Judo-Union, Herrn Fritz Brehm (vom 1. DJC (Frankfurt am Main)), seine sportlich ehrgeizigen Pläne für die Zeit nach dem Krieg: "Wenn der Krieg herum ist und wir wieder unsere Judo Sommer Schulen starten, dann wirst Du ein HJ Lager dabei erleben, wo Du nur so staunen wirst und Du wirst sehen, dass die Arbeit nicht vergebens war und ist. So hat uns der jap. Botschafter wenn sich die Möglichkeit bietet 1000 Judo Anzüge versprochen für die HJ und an deren Verteilung werde ich maßgebend beteiligt sein und unser Gebiet wird schon dementsprechend bedacht werden. darauf kannst Du Dich verlassen. [...] So glaube ich, dass auch Du lieber Fritz mit den Arbeiten von Deinem Otto zufrieden bist, und glaube auch, dass ich mein Teil und alles was in meinen Kräften steht dazu beitrage für eine Ertüchtigung unseres wehrhaften Volkes, das nur in erster Linie durch die Leibesübungen gesundet und erstarkt. / Verflossene Woche musste auch ich zur Musterung und wurde K V Feld befunden. So hoffe und wünsche ich, dass die U K Stellung zu nichte wird und ich auch endlich aktiv mich an dem großen Kampf beteiligen kann."
Die Förderung des Judo-Sportes durch das Dritte Reich, welche dazu führte, dass Judo in Deutschland in den dreißiger Jahren Fuß fassen konnte, bewertete er in einem Schreiben vom 12. November 1940 an denselben Empfänger auf Briefpapier des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen wie folgt: "So lassen wir nun alles ruhen und freuen uns, dass wir die uns schon viele Jahre vorher gesteckten Ziele dank des III. Reiches erreicht errungen und erkämpft haben. Ich kann mir nicht helfen ich muss immer wieder an die Pioniere erinnern, die für den Gedanken eintraten und dafür kämpften. So habe ich doch meine Freude, das unser Sport jetzt in den Bahnen marschiert was bei uns immer unsere Hoffnung und Ziel war."
Nach 1945
Im Spruchkammerverfahren wurde Otto Schmelzeisen als „Mitläufer“ eingestuft. Nach der Weihnachtsamnestie 1947 galt er als „unbelastet“.
Erst 1948 war es in Deutschland wieder erlaubt Kampfsport zu trainieren. Schmelzeisen baute den Judo Club Wiesbaden 1922 wieder auf und führte ihn bis 1954.
1973 wurde Schmelzeisen als erster Judoka aufgrund seiner Verdienste um den Judosport mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Der 8. Dan im Judo wurde ihm 1977 zu seinem 85. Geburtstag vom Deutschen Dan-Kollegium verliehen.