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Oliver Kloss
Politkwissenschaftler und Philosoph, einst DDR-Bürgerrechtler

Oliver Kloss

The basics

Quick Facts

Intro
Politkwissenschaftler und Philosoph, einst DDR-Bürgerrechtler
Places
Gender
Male
Place of birth
Seitschen
Age
62 years
The details (from wikipedia)

Biography

Siegmar Oliver Kloss (* 16. Juni 1962 in Seitschen bei Bautzen) ist ein sorbisch-deutscher Politikwissenschaftler und Philosoph.

Er gehörte in den 1980er Jahren zur Bürgerrechtsbewegung und zum organisierten Widerstand in der DDR, war Mitinitiator des Aufrufs zum 13. Februar 1982 in Dresden sowie 1986 Mitbegründer der Arbeitsgruppe Menschenrechte in Leipzig.

Leben

Kindheit und frühe Jugend

Als älterer zweier Söhne gelangte Oliver Kloss mit dem Umzug der Familie aus dem Dorfe Seitschen zum Schulbesuch nach Dresden. War sein Vater bereits während des Studiums der Staatspartei SED beigetreten, riet die evangelische Mutter mit bildungsbürgerlichem Anspruch zum Besuch der Christenlehre an der Auferstehungskirche zu Dresden-Plauen. Dort lernte Oliver Kloss in Jungschar und Junger Gemeinde Dieter Brandes, einen künstlerisch begabten und kosmopolitisch gebildeten Diakon, kennen und schätzen. (In der Revolution 1989 wurde Dieter Brandes Mitglied der Dresdner Gruppe der 20.)

Auf Reisen mit seinem Freund Gerolf Schmidt in die ČSSR erfuhren beide von den 1968er Ereignissen des Prager Frühlings, sie lasen begeistert von Reiner Kunze „Die wunderbaren Jahre“, beschäftigten sich kritisch mit Wolf Biermann und Eurokommunismus. Sie waren die Jüngsten in einem Rudolf-Bahro-Lesekreis. Mit Gerolf Schmidt unternahm Oliver Kloss auch erste politische Streiche: sie fotografierten zum 1. Mai 1978 die neben der Tribüne auf dem Altmarkt bereitgestellten Wasserwerfer, gerichtet auf die Maidemonstration; sie setzten in der Nacht vor dem Nationalfeiertag der DDR, vor dem 7. Oktober, die fertig gehissten Staatsflaggen in der Dresdner Südvorstadt vor der Schule, vor der Post bis zum Hauptbahnhof jeweils auf halbmast. Die am Morgen geordnet von den Lehrern zur Demonstration geleiteten Schulklassen zeigten sich amüsiert. In der 9. Klasse entschloss sich Oliver Kloss zur Nachkonfirmation.

Nach der Schule begann er ein Fachschulstudium zum Unterstufenlehrer für Deutsch, Mathematik und Kunst am Institut für Lehrerbildung Löbau. Schon im November 1979 begann das Ministerium für Staatssicherheit einen Versuch der Anwerbung. Anfangs verwundert wie verängstigt, schränkte Kloss infolge des Ausbleibens erwarteter strafrechtlicher Erpressung den Kontakt zunehmend bis zur endgültigen Verweigerung ein. Die einzige explizite Drohung des MfS-Offiziers Lohse, die baldige Exmatrikulation, blieb wider Erwarten nach dem ersten Studienjahr aus, folgte erst Ende des zweiten. Offiziell wurde Oliver Kloss aus „disziplinarischen Gründen“ zu „zwei Jahren Bewährung in der Produktion“ exmatrikuliert; inoffiziell teilte Direktor Dr. Schulz (GMS) ihm mit, ein Studium an einer staatlichen Institution sei aufgrund der Kader-Akte fortan unmöglich.

Der seit erstem Studienjahr ins Vertrauen gezogene Löbauer Superintendent Hans-Georg Birkner vermittelte Oliver Kloss zur Bewerbung an das Theologische Seminar Leipzig (ThSL), wo vor dem Hochschulstudium der Theologie ein innerkirchlich anerkanntes humanistisches Abitur absolviert werden konnte. Die Aufnahmekommission des ThSL befand nach absolviertem Intelligenz- und Psychotest jedoch, die „christliche Motivation [sei] nicht hinreichend erkennbar“ und vertröstete auf einen nächsten Versuch im Folgejahr.

Politisch-subversives Engagement von 1981 bis zur Revolution 1989 in der DDR

Dresden: Vom Aufruf zum 13. Februar 1982 an der Frauenkirche zum „Forum Frieden“ in der Kreuzkirche

Um der Arbeitspflicht (§ 249 StGB der DDR) nachzukommen, musste Kloss einen Job als Hilfsarbeiter annehmen. Er bewunderte die Solidarność in Polen, hielt jedoch – eingedenk aktueller Erfahrungen mit realer Arbeiterklasse im VEB Reifenwerk – die DDR-Bürger nicht reif für Streiks. Mehr noch als ein Ausreiseantrag in den Westen mit unbestimmter Wartezeit reizte Oliver Kloss einstweilen die Chance, dem DDR-Staat öffentlichkeitswirksam schaden zu können.

Das Thema „Frieden“ bewegte Anfang der 1980er Jahre die meisten Jugendlichen schon der allgegenwärtig ideologisch aufgeladenen Wehrpflicht-Propaganda wegen. Überdies hatte die Militarisierung des öffentlichen Lebens zugenommen, wovon nicht nur Wehrerziehung als Schulfach und die paramilitärischen GST-Lager für Studenten zeugten. Ohne die Verpflichtung zu mindestens dreijährigem Wehrdienst konnte kaum ein männlicher Jugendlicher studieren. Zugleich lobte der DDR-Staat die regierungs-kritische Friedensbewegung in den NATO-Staaten, die dort legal demonstrieren durfte.

Erst mit Annett Ebischbach (alias Johanna, später verehelichte Kalex), Nils Reifenstein und Torsten Schenk fand Oliver Kloss Verbündete auf der Suche nach einer zündenden Idee. Torsten Schenk machte ihn mit Christoph Wonneberger bekannt, dem Pfarrer der Weinbergskirche. Wenngleich Oliver Kloss dessen Initiative zu einem Sozialen Friedensdienst (SoFd), eingedenk der klug abgewogenen Politisierung der Kirche Bewunderung zollte, suchte er nach der Möglichkeit einer für den Staat noch provokanteren massenwirksamen Aktion jenseits der Organisationsformen von Staat und Kirche.

Von Torsten Schenk kam auch die Idee, die Geschichte Dresdens und das Gedenken an den 13. Februar 1945, dessen seitens der Kirchen alljährlich mit Glockenläuten erinnert wurde, aktuell zu nutzen. Gemeinsam mit Annett Ebischbach entwarfen sie ein Flugblatt, den Aufruf zum 13. Februar 1982, zu einer illegalen Versammlung an der Frauenkirche zum Gedenken der Zerstörung Dresdens. Verbreitung fand der Aufruf nach dem Modell des Kettenbriefes. Tags darauf sprachen die drei Verfasser des Aufrufes mit Nils Reifenstein und Mac Scholz die DDR-weite Verbreitung ab. Für diese fünf Personen eröffnete das MfS später den Operativen Vorgang OV „Ruine“. Elke Schanz und Heike Kerstan, Auszubildende in der Dresdner Zeitungsdruckerei, dem VEB Grafischer Großbetrieb „Völkerfreundschaft“, fanden den Mut zum illegalen Druck des Flugblattes in beachtlicher Auflage. Angesichts diverser Verhöre und Drohungen mit bis zu acht Jahren Haft für die „Rädelsführer“ eines „Zusammenschlusses von Personen“ zur „Zusammenrottung“ (§§ 217 und 218 StGB der DDR) kippte die Stimmung sowohl in der engeren Initiativgruppe wie auch in der weiteren ca. 50 Personen umfassenden Gruppe, die aktiv die DDR-weite Verbreitung unterstützte. Nach dem ersten Gespräch mit Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider ergab sich auch Oliver Kloss dem Stimmungswandel der Mehrheit und nahm das Angebot der Legalisierung an. Das „Forum Frieden“ in der Kreuzkirche war mit über 5.000 Beteiligten die größte Veranstaltung der staatskritischen Friedensbewegung und erfuhr auch Würdigung in den westlichen Medien.

Mahnmal „Schwerter zu Pflugscharen – Steine des Anstoßes für eine Bewegung, die das Land veränderte“ vor dem Südportal der Kreuzkirche, installiert 2010 zum Gedenken an den 13. Februar 1982

„Die Initiativgruppe des Aufrufes zum 13. Februar 1982 unternahm ein ordnungspolitisches Experiment mit dem Staate, das ihn vor ein Legitimationsproblem stellen sollte. Angesichts des in der Verfassung verbürgten, aber faktisch nicht vorhandenen Rechtes der Versammlungsfreiheit war der Aufruf zur Versammlung eine klare Provokation. Der schwer diffamierbare und zugleich massenwirksame Inhalt ‚Frieden‘ hingegen erschwerte offenen staatlichen Gewalt-Einsatz. Kurz: Die Initiativgruppe betrieb bewusst die Subversion des offiziellen Feindbildes und stellte auf diese Weise die Staatsideologie selbst in Frage. Wenngleich die Intention letztlich weitgehend – und angesichts des Verfolgungsdrucks auch mit überwiegender Zustimmung der Initiatoren – von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens integriert und von der Frauenkirche in die Kreuzkirche kanalisiert worden war, wuchs in der DDR sowohl in der Kirche wie in deren Umfeld eine staatskritische Friedensbewegung heran, deren Akteure sie später in eine Bürger- und Menschenrechtsbewegung auszuweiten vermochten.“

Oliver Kloss

In den Jahren 1980 bis 1982 beschäftigte sich Oliver Kloss mit Werken Immanuel Kants, mit Expressionismus, Absurdem Theater sowie dem Existentialismus von Jean-Paul Sartre über Albert Camus bis zu Nikolai Berdjajew, ebenso mit Karl Raimund Poppers Falsifikationismus, aber auch mit so abseitigen wie humorvollen Marxisten wie Adam Schaff oder Franz Loeser. Angeregt von Christoph Wonneberger wandte er sich auch der Theorie des gewaltfreien Widerstandes von Gandhi und Theodor Ebert zu.

Leipzig: Das Theologische Seminar und die Arbeitsgruppe Menschenrechte bis zur Revolution 1989

Im Herbst 1982 wurde Oliver Kloss durch Rektor Ernst Koch am Theologischen Seminar Leipzig (ThSL) immatrikuliert, obwohl die Zustimmung des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens erst im folgenden Frühjahr erteilt wurde. Nach dem humanistischen Abitur gewann Kloss in Berlin im Praktikum zu sozial-diakonischer Jugendarbeit bei Uwe Kulisch und Bernd Schröder Einblick in die ostdeutsche Punk-Bewegung. Anlässlich einer Aktion zum Weltfriedenstag, am 1. September 1983, wurde er mit anderen erkennungsdienstlich erfasst und bis zum nächsten Morgen in Berlin verhört.

Das Theologische Seminar schätzte Oliver Kloss als quasi-exterritoriales Bildungsgebiet. Er erfreute sich des strukturgeschichtlichen Ansatzes bei dem Historiker Karlheinz Blaschke, gewann sozialgeschichtliches Verständnis für die Anfänge des Christentums und für die Spät-Antike bei Christoph Kähler (Biblicum), erhielt einen Überblick in Religionsgeschichte (Islam bei Karl-Wolfgang Tröger; Buddhologie bei Heinz Mürmel), erahnte Altorientalisches bei den Alttestamentlern Wolfram Hermann und Hans Seidel, erfreute sich der Systematisierung von Ethik bei Joachim Wiebering, konnte sich mit Philosophie bei Ernst Koch u. a., mit Literatur, Psychologie beschäftigen. Das Direktstudium beendete Kloss nach zwei Jahren; das Latinum hatte er absolviert, doch angesichts der politischen Verhaftung seiner damaligen Berliner Partnerin Carola Hornig sah er sich zur Teilnahme an der für ihn aussichtsarmen Prüfung zum Graecum nicht in der Lage. Als Gaststudent blieb er dem ThSL noch bis zum gelungenen Ende der DDR verbunden. Einen „Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR“ hatte er gestellt, um im Westen Deutschlands ein minder sprachintensives Studium wählen zu können. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Teilzeit-Postler, -Lichtpauser, als Reiseleiter in der Betreuung polnischer und tschechischer Urlauber und als Aktmodell an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) sowie an der Kunsthochschule Dresden.

Das Theologische Seminar Leipzig war nicht nur als Bildungsstätte eine „Insel im roten Meer“ (Wolf Krötke), es zog als größte der drei nicht-staatlichen evangelischen Hochschulen der DDR vornehmlich Persönlichkeiten an, die in politisch-bewusster Weise den DDR-Staat der Überwindung wert befanden. Viele Protagonisten der Revolution 1989 waren Studenten des ThSL oder kamen aus dessen Umfeld.

Im Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit Sozial- und Ideengeschichte vertritt Oliver Kloss seit Mitte der 1980er Jahre einen prokapitalistischen Linksliberalismus, der die sozialen Errungenschaften der reformistischen Sozialdemokratie der westlichen Gesellschaften als Bedingung der Möglichkeit für weitere individualistische Veredelung der Menschheit schätzt.

Im Jahre 1986 gehörte Oliver Kloss zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM) Leipzig. Steffen Gresch hatte Peter Grimm von der Initiative Frieden und Menschenrechte aus Berlin zu einer Lesung nach Leipzig eingeladen. Unter den Anwesenden war auch Christoph Wonneberger, inzwischen Pfarrer an der Lukaskirche in Leipzig-Volkmarsdorf. Aus dieser Veranstaltung ging die AGM hervor. Kloss engagierte sich als deren Delegierter im von Heiko Lietz moderierten und in der Samariterkirche zu Berlin veranstalteten DDR-weiten Arbeits- und Koordinierungskreis zum Wehrdienstproblem. Das Ministerium für Staatssicherheit führte in Leipzig über Oliver Kloss die Operative Personenkontrolle OPK „Rechtler“. Als er am 15. März 1989 seinen Ausreiseantrag anlässlich der Einladung zur Abteilung Inneres zurück zog, konnte er nicht wissen, dass für diesen Tag infolge einer Veröffentlichung in den Berliner „Umweltblättern“ seine „schnelle Entlassung“ aus der DDR-Staatsbürgerschaft vom MfS angeordnet worden war. Er nahm damals an, den subversiven Gruppen werde die Überwindung des DDR-Staates in den nächsten zwei Jahren gelingen können, also werde jeder Gegner des DDR-Staates gebraucht. Die politische Pointe seiner Jugend wollte er nicht im Westen vor dem Fernsehgerät erleben.

Bis zum Herbst 1989 gehörte die Arbeitsgruppe Menschenrechte neben dem Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig in Vorbereitung der Massendemonstrationen zu den wichtigsten subversiven Gruppen und letztlich zu den Mitverfassern des Appells zur Gewaltlosigkeit für den entscheidenden 9. Oktober 1989.

Schon vor Auflösung der beiden Gruppen waren deren Mitarbeiter mehrheitlich der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) beigetreten, so auch Kloss. Er vertrat die Bürgerrechtsorganisation am Runden Tisch Bildung in Leipzig.

Wirken seit der Einheit Deutschlands

Am Tag der Währungsunion 1990 war Oliver Kloss nach Schweden aufgebrochen, besuchte die European Nuclear Disarmament Convention in Helsinki (Finnland) und Tallinn (Estland) und hielt sich dann Monate im Baltikum und in der Noch-Sowjetunion auf, kehrte in das inzwischen vereinigte Deutschland über Polen zurück. Ab Ende des Jahres 1990 arbeitete er bei der IFM Sachsen als deren gewählter Landesgeschäftsführer bis zur Auflösung der Organisation in das Bündnis 90/Die Grünen. Als Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen 1994 einen Wahlkampf für Schwarz-Grün führte, verließ er die Partei, deren Mitbegründer er war. Sie verlor nach diesem Wahlkampf die Fraktion im Sächsischen Landtag bis 1999. Im Neuen Forum wurde Kloss bald darauf und bis 2000 in den Bundesvorstand gewählt.

Nach einer Ausbildung zum DTP-Fachmann studierte Oliver Kloss an der Universität Leipzig im Hauptfach Politikwissenschaft (bes. bei Hartmut Elsenhans, Wolfgang Fach, Christian Fenner und Klaus-Gerd Giesen), in den Nebenfächern Psychologie und Philosophie (bes. bei Ulla Wessels, Hans-Jürgen Engfer, Georg Meggle und Pirmin Stekeler-Weithofer). Um die Vorlesungen von Hartmut Elsenhans vertieft verstehen zu können, hörte er auch Makro-Ökonomik bei Spiridon Paraskewopoulos. 2002 schloss Oliver Kloss mit Magister Artium ab.

In den Jahren 2003 und 2004 engagierte er sich in den Protesten gegen die „Agenda 2010“ und die Hartz-Gesetze.

Aus der Ehe von 1992 bis 2008 mit der ägyptischen Künstlerin Mona Ragy Enayat ging 1998 eine Tochter hervor. In dieser Zeit besuchte die Familie Ägypten mindestens jährlich; in Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse 2004 war Kloss in Ägypten Verlags-Gutachter.

Im Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. gehörte Kloss zehn Jahre dem Vorstand an, heute ist er als Vorstandsvorsitzender des Archives der Initiative Frieden und Menschenrechte Sachsen e.V. tätig, mithin in der DDR-Forschung und als Zeitzeuge aktiv.

In der Politikwissenschaft gilt sein Interesse besonders der Politischen Theorie sowie den Internationalen Beziehungen und der Transformation von Gesellschaften. Sein philosophisches Interesse richtet sich besonders auf sozialphilosophische und ethische Themen, die Analytische Philosophie, die Philosophiegeschichte sowie die Friedrich-Nietzsche-Forschung.

Im Oktober 2015 unterzeichnete er mit 46 weiteren DDR-Bürgerrechtlern aus unterschiedlichen politischen Lagern den von Katrin Hattenhauer initiierten Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem es eingangs heißt: „Wir unterstützen Ihre Politik der offenen Grenzen. Wir unterstützen Ihre Flüchtlingspolitik und Ihren Einsatz um der Menschen willen. Mit größtem Respekt sehen wir Ihre feste Haltung zur Aufnahme asylsuchender Flüchtlinge bei uns in Deutschland […] 70 Jahre nach dem Holocaust öffnet Deutschland seine Grenzen und rettet Menschen aus Not und Tod.“

Ebenfalls im Oktober beteiligte er sich an der deutschen Delegation ehemaliger DDR-Bürgerrechtler zur International bikeathon along DMZ in Korea (Radfahrt entlang der Demilitarisierten Zone, d. h. entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea) im Rahmen des Nationalen Kultur-Festivals für die friedliche Vereinigung Koreas. Dazu bemerkte Wolfgang Templin in seiner Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche am 9. Oktober 2015: „Es ist ein wunderbares Symbol, wenn in diesen Tagen Christoph Wonneberger, Gisela Kallenbach, Oliver Kloss und andere Leipziger ehemalige Oppositionelle an einer Fahrradtour entlang der Nord- und Südkoreanischen Teilungsgrenze teilnehmen.“ Bereits 2009 hatte Oliver Kloss in Seoul einen Vortrag zum Vergleich der Vereinigung Deutschlands mit einer möglichen Vereinigung Koreas gehalten.

Nach einer Arbeit im Kulturbereich bis 2006 widmete er sich Lehraufträgen an der Universität Leipzig (ab 2005), an der Management Akademie Riesa, an Berufsschulen und Institutionen der Erwachsenenbildung in Leipzig, Dresden, Jena, Halle und Berlin besonders in Ethik, Konflikttheorie, Entwicklungspsychologie, Kommunikationstheorie und Sozialkunde.

Literatur

  • Thomas Rudolph, Oliver Kloss, Rainer Müller, Christoph Wonneberger (Hrsg.): Weg in den Aufstand. Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR vom August 1987 bis zum Dezember 1989. Band 1, Araki, Leipzig 2014, ISBN 978-3-941848-17-7.
  • Thomas Mayer: Der nicht aufgibt. Christoph Wonneberger – eine Biographie. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, ISBN 978-3-374-03733-9, S. 137–140.
  • Frank Richter: Wir sind so frei. Die »Arbeitsgruppe Menschenrechte«, in: Andreas Peter Pausch: Widerstehen – Pfarrer Christoph Wonneberger, Berlin, Metropol, 2014, ISBN 978-3-86331-184-1, S. 189–195.
  • Klaus Ehring (Pseudonym von Hubertus Knabe)/ Martin Dallwitz (Pseudonym von Ulrich Mickan): Schwerter zu Pflugscharen. Friedensbewegung in der DDR. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1982, ISBN 3-499-15019-0.
  • Wolfgang Büscher, Peter Wensierski, Klaus Wolschner, Reinhard Henkys (Hrsg.): Friedensbewegung in der DDR. Texte 1978–1982, Hattingen, Scandica, 1982, ISBN 3-88473-019-3, S. 265–281.
  • Sylvia Kabus: Neunzehnhundertneunundachtzig. Psychogramm einer Stadt. Beucha, Sax Verlag, 2009, ISBN 978-3-86729-041-8, S. 166.
  • Hermann Geyer: Nikolaikirche, montags um fünf: die politischen Gottesdienste der Wendezeit in Leipzig. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007 (Universität Leipzig, Habil.-Schr. 2006), ISBN 978-3-534-18482-8, Inhaltsverzeichnis.
  • Reinhard Bernhof: Die Leipziger Protokolle. projekte verlag, Halle 2004, S. 32.
  • Frank Eckart (Hrsg.): Eigenart und Eigensinn. Alternative Kulturszenen in der DDR (1980–1990). Mit einem Bestandskatalog der Forschungsstelle Osteuropa, Bremen, Edition Temmen, 1993, ISBN 978-3-86108-307-8, S. 202–204.
  • Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989. 2. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 1998 (Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000) ISBN 3-86153-163-1.
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