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Olaf Latzel
German pastor

Olaf Latzel

The basics

Quick Facts

Intro
German pastor
Places
Work field
Gender
Male
Birth
Place of birth
Biedenkopf, Marburg-Biedenkopf, Giessen Government Region, Germany
Age
58 years
The details (from wikipedia)

Biography

Olaf Latzel (* November 1967 in Biedenkopf) ist ein deutscher evangelischer Geistlicher. Er ist Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde. Diese ist Mitglied der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), einer Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und arbeitet in der Evangelischen Allianz Bremen mit. Seine streng konservativen Positionen, insbesondere seine radikale Ablehnung des Islam und von Homosexualität, führten wiederholt zu Kontroversen.

Leben

Latzel wuchs in einer katholischen Familie auf, besuchte von 1974 bis 1987 die Schule in Bad Laasphe und erlebte nach eigener Aussage 1982 seine „geistliche Wiedergeburt“. Von 1987 bis 1994 studierte er Evangelische Theologie in Marburg. Nach zwei Jahren beim Jugendamt in Frankfurt wurde er 1996 Vikar in Rauischholzhausen. Seine erste Pfarrstelle trat er 1998 in den Siegener Stadtteilen Trupbach und Seelbach in der Westfälischen Landeskirche an. Von 2000 bis 2007 war er Fachberater für Seelsorge bei der Feuerwehr Siegen. Am 2. Dezember 2007 wurde er zum Pastor der St.-Martini-Gemeinde Bremen berufen und trat die Nachfolge von Jens Motschmann an.

Latzel ist verheiratet, hat eine Tochter und betreibt als Hobbys Jagd und Kraftsport.

Theologische Positionen

Latzel wurde schon bald nach seinem Amtsantritt in St. Martini durch sein konsequentes Eintreten für deren streng konservative Gemeindeordnung öffentlich bekannt. Unter anderem lehnt er die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Frauenordination ab. Im Mai 2008 bot Latzel die Gemeinderäume für das umstrittene Seminar „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“ an, nachdem es auf öffentlichen Druck vom damaligen Christival wieder ausgeladen worden war. Im Juni 2008 verweigerte Latzels Gemeinde aufgrund des biblischen Lehrverbots für Frauen einer Pastorin, die eine Trauerfeier in der Martinikirche leiten sollte, im Talar aufzutreten und von der Kanzel zu predigen (vgl. Frauenordination). Latzel gehört zum „Arbeitskreis missionarische Kirche“ in Bremen.

Am 18. Januar 2015 hielt Latzel eine umstrittene Predigt über einen Abschnitt des biblischen Buches der Richter, in dem Gideon die heidnischen Heiligtümer seiner Heimatstadt zerstört. Nach Latzel haben heutige Christen die Pflicht, diesem Beispiel zu folgen und beispielsweise Talismane, Amulette und Buddha-Statuen aus ihren Wohnungen zu entfernen. Er bezeichnete den Buddha als „dicken, alten, fetten Herrn“, das islamische Zuckerfest als „Blödsinn“ und katholische Reliquien als „Dreck“. Weiterhin bezog Latzel Gideons Beispiel auf die deutliche Abgrenzung des Christentums vom Islam. Wörtlich sagte er:

„Wir brauchen klare Verkündigung von Jesus Christus. Und immer wieder klar zu sagen: Es gibt nur einen wahren Gott. Wir können keine Gemeinsamkeit mit dem Islam haben. Das heißt nicht – das sag ich auch in aller Klarheit –, dass wir nicht den Muslimen in Liebe und Nähe begegnen zu haben. Das ist ganz wichtig. Gott unterscheidet zwischen der Sünde und dem Sünder. Sünde und Sünder sind unterschieden. Das absolute Nein zur Sünde, aber das Ja zum Sünder. Wir haben den Menschen muslimischen Glaubens in Liebe und Barmherzigkeit zu begegnen! Und wenn die verfolgt werden, dann haben wir uns vor sie zu stellen. Das ist unsere Aufgabe als Christen. Um da nicht missverstanden zu werden. Das ist unsere Aufgabe, denen wirklich in Nächstenliebe zu begegnen.“
„Die Angst vor der Welt, die darf uns nicht dazu bringen, dass wir die Furcht des Herrn lassen. Das ist wichtiger. Und da muss man eben auch Schnitte machen, wie hier Gideon. Schnitte – und ich sag das ganz bewusst. Der Name Gideon heißt ‚Hacker‘! ‚Hacker‘, ja? Der ist nicht so bisschen, so nach dem Motto: ‚Ich häng mal ’n Betttuch drüber über die Aschera, damit’s mal nicht gesehen wird, dann hab ich ja meinen Protest ausgedrückt halt, nicht?‘ oder: ‚Ich mach mal heimlich nachts ’n Graffiti drauf.‘ Gott sagt: ‚Umhauen! Verbrennen! Hacken! Schnitte ziehen!‘ Ja, das ist viel verlangt. Ja, da hat man Angst. Und da denken Sie jetzt vielleicht an die Situationen, wo Sie gefordert sind. Aber das fordere nicht ich. Das fordert unser Herr und Gott. Wir sollen dort die Schnitte ziehen. Auch in einem Vaterland, wo die Bundeskanzlerin erklärt, so mit einem Strich, nicht?, diese falschen Dinge zu wiederholen, die Bundespräsident Wulff gesagt hatte, nicht?: ‚Der Islam gehört zu Deutschland.‘ Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Die Muslime, die hier leben – ja, absolut. Aber der Islam hat nichts zu tun mit dem Gott, von dem es in der Präambel unseres Grundgesetzes heißt: ‚Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen […]‘.“

Außerdem wandte sich Latzel gegen interreligiöse Gottesdienste:

„Es gibt nur einen wahren Gott. Wir können keine Gemeinsamkeit mit dem Islam haben. […] Und wenn EKD fordert: ‚Nein, wir müssen das zusammen machen‘ – es gibt landauf, landab bei den Landeskirchen gemeinsame Gottesdienstentwürfe für Schuleröffnungen, nicht? Da beten dann eben der Pfarrer und der Imam und der Katholik alle zusammen halt, nicht?, zu vermeintlich dem einen Gott. Das ist Sünde, und das darf nicht sein! Davon müssen wir uns reinigen halt, nicht?“

Latzel lehnt die Idee seines konservativen Vorgängers Motschmann ab, in Bremen ein interreligiöses „House of One“ nach Berliner Muster zu errichten.

Auf einem „Eheseminar“ seiner Gemeinde im Oktober 2019 sagte Latzel: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Partys“. Laut Bibel sei gelebte Homosexualität genauso wie Ehebruch ein „todeswürdiges Verbrechen“, auch wenn man deshalb niemanden umbringen müsse. Ferner sprach er von einer „teuflischen“ Homo-Lobby und von „Gender-Dreck“. Früher hätten unverheiratete Paare keine Wohnung mieten können. Heute könne man schon froh sein, wenn ein Mieter „nicht mit seinem Schaf oder mit ’nem anderen Mann“ ankomme.

Rezeption

Henning Scherf vergleicht Latzel mit „Khomeinis“

Bei einer Podiumsdiskussion im Vorfeld des Christival 2008, veranstaltet vom Bremer Landesverband der Grünen Jugend unter Beteiligung des grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck, Annegret Siebe, Sprecherin des Landesverbands der Pro Familia, und von Olaf Latzel, sollten Kontroversen um Homosexualität, Abtreibung und biblisch begründete Positionen in einem „offenen Dialog“ geklärt werden. Latzel vertrat die konservative Position seiner Gemeinde und forderte, die Bibel solle verstärkt als Grundlage des Rechtswesens herangezogen werden, was Bremens ehemaligen Bürgermeister und Senatspräsidenten Henning Scherf zu der Bemerkung veranlasste: „Es sind diese Khomeinis, vor denen wir unsere Verfassung schützen müssen. Das können Sie Ihrem Pastor Latzel ausrichten!“

Predigt vom 18. Januar 2015

Der Schriftführer (theologische Repräsentant) der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Renke Brahms, kritisierte die Äußerungen in Latzels Predigt vom 18. Januar 2015 und nannte sie „geistige Brandstiftung“. „Die Formulierungen sind unerträglich und dazu geeignet, Gewalt gegen Fremde, Andersgläubige oder Asylbewerbern Vorschub zu leisten“, mahnte Brahms. Die BEK distanziere sich von jeder Botschaft, die im Namen des christlichen Glaubens andere Glaubensformen beleidige oder beschimpfe. Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche bat in einer Stellungnahme „die muslimischen, buddhistischen und katholischen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner sowie alle Bremerinnen und Bremer, die durch Herrn Pastor Latzel diskriminiert und in ihren religiösen Gefühlen und Wertvorstellungen oder liturgischen Traditionen beleidigt wurden, ausdrücklich um Entschuldigung“ und kritisierte „den gesamten Duktus der Predigt“.

Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen der BEK verfassten ein Papier mit dem Titel „Resolution für eine Vielfalt der Religionen und gegen Hassprediger“. Darin kritisierten sie Latzels Aussagen und forderten den Vorstand der St.-Martini-Gemeinde, der sich hinter Latzel gestellt hatte, zum Handeln auf. Sollte es keine Reaktion geben, sei „ein Verbleib dieser Gemeinde in der BEK unerträglich“.

Auch Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) kritisierte die Predigten Latzels. „Das ist nicht das, was wir für den sozialen Frieden in unserer Stadt brauchen“, sagte Böhrnsen zu Radio Bremen.

Mehrere Dutzend Pastoren der Evangelischen Kirche in Bremen, darunter viele Emeriti, demonstrierten am 4. Februar 2015 öffentlich auf den Stufen des Bremer Doms mit Plakaten „Bremen ist Bunt! Wir Leben Vielfalt“ gegen die Predigt ihres Kollegen.

Latzel selbst verteidigte seine Predigt mit der Aussage, dass er nicht ausländerfeindlich sei, sondern gegen „Religionsvermischung“. Für ihn gebe es nur einen Gott, und das predige er auch den Gläubigen seiner Gemeinde. Gegenüber Radio Bremen erklärte Latzel, dass Christen mit Muslimen genauso wenig das Zuckerfest feiern könnten wie Muslime mit Christen das Weihnachtsfest. Es gehe nicht darum, religiöse Gefühle zu verletzen, aber gemeinsam mit einem Imam oder einem Buddhisten zu beten, erlaube die Bibel nicht. Christen gründeten ihren Glauben auf die Bibel und nicht auf den Zeitgeist. „Der allein seligmachende Weg führt nur über Jesus Christus“, bekannte der Theologe. Er lasse sich gerne als evangelikal und bibeltreu bezeichnen, aber nicht als jemand, der Hass gegenüber anderen schüre, sagte er in der Sendung buten un binnen. Wenig Beachtung fand in der öffentlichen Diskussion, dass Latzel in seiner Predigt zu liebevoller und barmherziger Begegnung mit Muslimen aufgerufen hatte und dazu, sich vor sie zu stellen, falls sie verfolgt würden. „Das ist unsere Aufgabe, denen wirklich in Nächstenliebe zu begegnen.“

Radio Bremen berichtete von einer Unterstützungswelle für Latzel durch eine Petition und die Facebook-Seite „Solidarität mit Olaf Latzel“: „Latzel erfährt im Internet tausendfach Rückendeckung in Portalen von evangelisch-konservativen Christen.“ Die Gemeinde St. Martini stellte sich hinter ihren Pastor. Radio Bremen gab Auszüge des entsprechenden Posts von der Facebook-Seite der Kirchengemeinde wieder:

„Wir stehen als Gemeinde und Pastor für eine weltoffene und freie Gesellschaft[,] in der alle Menschen gleich welcher Hautfarbe, Ethnie oder Religion in Frieden miteinander leben können. Wir stehen als Gemeinde und Pastor ein für Religionsfreiheit und absolute Gewaltlosigkeit unter den Menschen in Bremen, in Deutschland und in der Welt.“

Der Vorstand der St.-Martini-Gemeinde veröffentlichte am 8. Februar 2015 eine offizielle Stellungnahme zur Predigt, in der es heißt: „Vorstand und Gemeinde sind dankbar für die klare, bibelorientierte Wortverkündigung ihres Pastors. Der Vorstand steht geschlossen hinter dem Pastor der Gemeinde.“ Der Präses des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Siegerland-Wittgenstein, wo Latzel vor seinem Wechsel nach Bremen Pfarrer war, erklärte, er stehe uneingeschränkt zum Inhalt der Predigt. Die christlichen Medien kritisierten Latzels Wortwahl überwiegend, konservative lobten seine Predigt aber auch ausdrücklich.

Eheseminar im Oktober 2019

Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche verurteilte Latzels Äußerungen zur Homosexualität im Rahmen eines Eheseminars im Oktober 2019 „auf das Schärfste“. Dadurch würden „Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt“. Die Grenze des Erträglichen sei jetzt überschritten. Auch Bremens Kirchenpräsidentin Edda Bosse kritisierte Latzel in einer Ansprache auf YouTube heftig.

Auf Anfrage von Spiegel.de sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm: „Jesus steht für eine radikale Menschenliebe. Sie ist das genaue Gegenteil der Intoleranz, die aus den Worten von Olaf Latzel spricht.“

Latzel gab zu den Vorwürfen eine Erklärung ab. Darin behauptete er, mit dem Wort „Verbrecher“ habe er nur jene „militanten Aggressoren“ gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackiert und diffamiert hätten. Das habe er bei seinem Vortrag in freier Rede zwar nicht ausdrücklich so gesagt, aber den Zuhörern sei dieser Bezug klar gewesen. Als Beispiele für die Aggressionen nannte er Morddrohungen, Sprühparolen wie „God is gay“ und eine „gottesdienstliche Störung“ durch sich küssende Homo-Paare. Bei diesem Vorfall handelte es sich offenbar um ein „Kiss-In“ von 2008, also elf Jahre vor dem Eheseminar. In seiner Erklärung entschuldigte er sich für den Fall, dass der Eindruck entstanden sein sollte, er halte alle Homosexuellen für Verbrecher. Seine anderen Äußerungen relativierte er nicht. Vielmehr bestand er darauf, dass Homosexualität Sünde sei, ebenso wie Geldgier, Ehebruch, Rache oder Trunksucht. Allerdings gelte: „Nein zur Sünde“, aber „Ja zum Sünder“.

Am 2. Mai 2020 war eine Online-Petition an die Bremische Evangelische Kirche gegen eine Suspendierung Latzels gestartet worden, welche binnen eines Monats von rund 19.000 Personen unterzeichnet wurde. Die Unterschriften wurden am 4. Juni 2020 übergeben. Die Kirche nehme eigentlich keinerlei Petitionen entgegen, aber man habe die Petenten, als sie vor der Tür standen, nicht vor den Kopf stoßen wollen. Eine weitere Petition mit der Forderung „Keine Hasspredigten – Setzen Sie Latzel ab!“ wurde am 14. Mai 2020 gestartet und war sechs Wochen später fast 13.000-mal (laut Change.org) unterschrieben.

Über hundert Bremer Pastoren und andere Kirchenbeschäftigte wandten sich in einer Erklärung gegen Latzel und sprachen von „fundamentalistischen Hasspredigern“, die willkürlich mit Bibelzitaten umgingen. „In ihren Händen wird die Bibel zur Schlagwaffe.“ Homosexualität, so die Latzel-Kritiker, gehöre zur „Grundausstattung der Menschheit“, so wie es auch Linkshänder gebe. Bei Latzel zeige sich auch ein Muster aus dem Umfeld von Rechtsextremisten: Erst würden Menschen diskriminiert, dann rede man sich mit einem Missverständnis heraus und „flüchtet in die Opferrolle“.

Der evangelische Theologe Meik Gerhards verteidigte am 11. Juni 2020 in einem umfangreichen Offenen Brief an Kirchenpräsidentin Bosse Latzels Kritik an der Auflösung der „Schöpfungsnorm“ von (heterosexueller) Ehe und Familie als im Kern berechtigt: Sie entspreche dem biblischen Zeugnis und der Mehrheitsauffassung in der internationalen Ökumene. In der Frage des Disziplinarverfahrens erlaubt Gerhards sich jedoch kein Urteil.

Eine Stellungnahme gab auch die Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium ab, in welcher sie die Maßnahmen der BEK und deren Unterordnung unter die staatlichen als unbliblisch kritisiert.

Boykotte

Der Evangelisch-Lutherischen Brüdergemeinde Holzminden wurden die von der dortigen St.-Michaelis-Kirche zugesagten Räume für eine Evangelisation am 26. September 2015 wieder entzogen, nachdem bekanntgeworden war, dass Latzel dabei predigen würde, der grundsätzlich andere Positionen vertrete als die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Die Evangelisation wurde in ein nahes Zelt verlegt, wo Latzel vor rund 600 Teilnehmern beklagte, „dass vielerorts in der Kirche ,humanistische Gutmenschenlehren‘ das Wort Gottes abgelöst hätten.“

Durch eine Annonce mit der Aussage der niederländischen Evangelistin Corrie ten Boom im Weser-Kurier vom 6. Dezember 2015, „Wer Jesus nicht zum Anwalt hat, dem begegnet er als Richter“, habe seine Gemeinde laut Latzel auf das kommende Gericht Gottes aufmerksam machen wollen. Die Veröffentlichung einer weiteren Anzeige am 20. Dezember 2015 mit der Einladung „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“ (Jesus in Matthäus 11,28) lehnte die Zeitung wegen zu vieler Beschwerden über die erste ab.

Steigender Zulauf

Laut Latzel stieg die Zahl der Gottesdienstbesucher von St. Martini im ersten Quartal 2015 von etwa 300 auf 400 – teils von weither – und diejenige der Hörer seiner Predigten auf YouTube und dem Internetauftritt der Gemeinde von 300 wöchentlich auf 4.000 bis 5.000. Im ersten Quartal 2018 hatte sein YouTube-Kanal, wo zahlreiche seiner Predigten veröffentlicht sind (meist der Ton mit einem Standbild seiner Predigtthemen), etwa 4.700 Abonnenten; seine Ansprachen wurden zwischen 3.100 und 7.300 Mal aufgerufen. Seit der Corona-Krise ab Februar 2020, als die persönliche Gottesdienstteilnahme verboten war, strahlt Latzel per YouTube Aufzeichnungen oder Livestreams seiner Gottesdienste ohne Besucher aus, die zwischen 10.000 und 70.000 Mal (26. April 2020) aufgerufen wurden. Die Zahl der Abonnenten seines YouTube-Kanals stieg auf über 20.000 (6. Juli 2020).

Harsche pauschale Kritik an den über 20.000 Abonnenten des YouTube-Kanals Latzels übte dessen Amtskollege Bernd Klingbeil-Jahr von der Bremer evangelischen Friedenskirche, Gründer eines „Bündnisses für Respekt“ gegen Latzel. In einem Beitrag der Sendung „buten un binnen“ von Radio Bremen bezeichnete er sie als „ein Mischfeld aus christlichen Fundamentalisten und Faschisten“. „Aus diesem braunen Mob“ heraus würden Aktionen geplant und durchgeführt, „die diese Gesellschaft verändern.“

Angriffe

Im April 2020 berichtete Latzel, er sei seit März des Jahres Ziel von „Hassattacken“ unbekannter Täter, die der „linken Szene“ zuzuordnen seien, geworden. So habe es Schmierereien und Sachbeschädigungen an der Kirche und am Eigentum Latzels gegeben, weiterhin sei ein Gottesdienst-Livestream während der COVID-19-Pandemie durch Spam mit „Hassparolen“ und Pornografie gestört worden. Latzel habe Strafanzeige erstattet, was verstärkte nächtliche Polizeikontrollen und die Einschaltung des Staatsschutzes ausgelöst habe. Kurz vor seinem vorerst letzten Gottesdienst am5. Juli 2020 stellte sich eine Frau zum Protest gegen Latzel mit in Regenbogenfarben bemalten nackten Brüsten vor der St.-Martini-Kirche auf.

Offizielle Sanktionen

Bezüglich der Predigt 2015

Die Bremische Evangelische Kirche verurteilte Latzels Predigt scharf, verzichtete aber auf disziplinarische Maßnahmen.

In einem wohl einmaligen Beschluss eines deutschen Landesparlaments wandte sich die Bremische Bürgerschaft gegen Latzels Predigt. Sie stimmte am 18. Februar 2015 mehrheitlich einem Entschließungsantrag der Partei „Die Linke“ zu, in dem es heißt: „Die Bremische Bürgerschaft begrüßt die Distanzierung der Bremischen Evangelischen Kirche und der Beschäftigten gegen die aufwiegelnde und herabwürdigende Predigt von Pastor Olaf Latzel. Die Äußerungen in der Predigt vom 18. Januar 2015 sind absolut indiskutabel und dürfen nicht ohne Konsequenzen bleiben.“ Die Entschließung stieß allerdings auch auf Kritik. Der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Hans Michael Heinig (Göttingen), erklärte, staatliche Organe seien im Blick auf religiöse Fragen dem Neutralitätsgebot verpflichtet. Latzel selbst zeigte sich „sehr erstaunt“, dass „die SED-Nachfolgepartei Die Linke“ Pfarrern sage, „was sie zu glauben und zu predigen haben.“

Die Staatsanwaltschaft Bremen prüfte, ob Latzel möglicherweise Straftatbestände wie Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft erfüllt habe. Ende April 2015 gab sie jedoch bekannt, dass sie kein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Latzel einleite. Seine Äußerungen seien durch die grundgesetzlich zugesicherte Meinungs- und Religionsfreiheit gedeckt.

Bezüglich des Eheseminars 2019

Aufgrund einer Strafanzeige wegen Latzels Äußerungen im Rahmen des Eheseminars am 19. Oktober 2019 leitete die Staatsanwaltschaft im April 2020 Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung ein.

Am 17. Mai 2020 gab der Kirchenvorstand der Gemeinde Latzels eine Erklärung ab, in der er sich auf dessen Seite stellte und die Zuständigkeit des Kirchenausschusses der BEK bestritt. Am 18. Mai 2020 leitete der Kirchenausschuss ein Disziplinarverfahren gegen Latzel ein, das aber wegen der laufenden strafrechtlichen Ermittlungen zunächst ausgesetzt wurde. Eine Suspendierung sei laut Johann Daniel Noltenius, Leiter der Kirchenkanzlei der BEK, hingegen nicht rechtskonform, und auch das Disziplinarverfahren werde nur dann wieder aufgenommen, wenn die Staatsanwaltschaft Latzels Äußerungen als Straftat einstuft.

Weil seine Äußerungen den öffentlichen Frieden stören und zum Hass gegen homosexuelle Menschen aufstacheln könnten und die Menschenwürde verletzten, erhob die Staatsanwaltschaft im Juli 2020 Anklage wegen Volksverhetzung. Danach entscheidet das Amtsgericht, ob es eine Hauptverhandlung eröffnet; gegebenenfalls laut einer Gerichtssprecherin nicht vor dem letzten Quartal 2020.

Nach einem Dienstgespräch der Kirchenleitung mit Latzel am 3. Juli 2020 geht dieser vom 9. Juli bis zum 24. August 2020 in Urlaub, während dessen mögliche dienstrechtliche Maßnahmen ausgesetzt sind. Laut einer Kirchensprecherin wurde vereinbart, dass Latzel in dieser Zeit nicht öffentlich auftrete und Mitte August ein weiteres Dienstgespräch zur Erörterung des weiteren Vorgehens stattfinde; ein Predigtverbot bestehe (entgegen ersten Informationen) nicht. Am 5. Juli 2020 hielt Latzel einen Gottesdienst, der wie bisherige per Livestream übertragen, von knapp 2.600 Gästen online verfolgt und insgesamt rund 35.000 Mal (YouTube-Angabe am 9. Juli 2020) aufgerufen wurde. An dessen Ende (ab etwa 40. Video-Minute) informierte der Kirchenvorstand die Gemeinde über das Ergebnis des Dienstgesprächs.

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