Michael Seidlmayer
Quick Facts
Biography
Michael Seidlmayer (* 4. April 1902 in Straubing; † 14. März 1961 in Würzburg) war ein deutscher Historiker.
Seidlmayer studierte an der Universität München Geschichte und wurde dort 1926 bei Heinrich Günter mit der Dissertation Deutscher Nord und Süd im Hochmittelalter promoviert. 1933 erfolgte dort auch seine Habilitation. 1940 wurde er von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen entlassen. Er wird in München zu den wenigen Professoren gezählt, die keine grundlegenden Zugeständnisse zum NS-Regie machten. Gleichwohl sind in seiner 1940 veröffentlichten Geschichte Italiens, die 1989 in einer überarbeiteten Fassung neuaufgelegt wurde, die Einflüsse des Nationalsozialismus deutlich erkennbar.
Seit 1946 lehrte er als Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Würzburg.
Aus seinen langjährigen Archivforschungen in Barcelona und Rom, durch die er von Heinrich Finke angeregt und gefördert wurde, entstanden sein Werk Die Anfänge des großen abendländischen Schismas (1940) und seine grundlegende Untersuchung Papst Bonifaz VIII. und der Kirchenstaat. Sein Forschungsschwerpunkt galt besonders geistesgeschichtlichen Problemen des späteren Mittelalters und des frühen Humanismus.
Seidlmayer war korrespondierendes Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica.
Schriften (Auswahl)
- Geschichte Italiens. Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zum ersten Weltkrieg (= Kröners Taschenausgabe. Band 341). 2., erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-34102-6.
- Wege und Wandlungen des Humanismus. Studien zu seinen politischen, ethischen, religiösen Problemen, Göttingen 1965, ISBN 3-525-36132-7.
- Die Anfänge des großen abendländischen Schismas. Studien zur Kirchenpolitik insbesondere der spanischen Staaten und zu den geistigen Kämpfen der Zeit, Münster 1940.
Literatur
- Herbert Grundmann: Nachruf Michael Seidlmayer. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 17 (1961), S. 330.
- Peter Herde: Michael Seidlmayer (1902–1961) und der Neubeginn der Würzburger Mediävistik nach 1945. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 69 (2007), S. 205–260.
- Peter Herde: Michael Seidlmayer (1902–1961). In: Fränkische Lebensbilder Bd. 23. Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Neustadt/Aisch 2012, ISBN 978-3-86652-723-2, S. 211–226.
- Michael Seidlmayer. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Band 9, Saur, München 2008, S. 382, ISBN 978-3-598-25039-2.
Anmerkungen
- ↑ Michael Seidlmayer. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Band 9, Saur, München 2008, S. 382; Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Mitarbeiterverzeichnis im Registerband 1965 (eingesehen in WBIS)
- ↑ Peter Herde: Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1970. In: Maria Stuiber, Michele Spadaccini (Hrsg.): Bausteine zur deutschen und italienischen Geschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Horst Enzensberger. Bamberg 2014, S. 175–218, hier: S. 192 (online).
- ↑ Werner Daum, Christian Jansen, Ulrich Wyrwa: Deutsche Geschichtsschreibung über Italien im „langen 19. Jahrhundert“ (1796–1915). Tendenzen und Perspektiven der Forschung 1995–2006. In: Archiv für Sozialgeschichte 47 (2007), S. 455–484, hier S. 455 f. (Digitalisat)