Michael Jauernik
Quick Facts
Biography
Michael Jauernik (* 1948 in Oberbayern) ist ein deutscher Bankräuber, Autor und Aktivist für Gefangenenrechte.
Banküberfälle und Verurteilungen
Erste Phase: Banküberfälle in den frühen 70er Jahren
Im Alter von 23 Jahren begann er mit ersten Banküberfällen. Er wurde schließlich gefasst und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Bereits in der ersten Haft und auch während seiner folgenden Haftzeiten schrieb er eine Vielzahl von Leserbriefen, insbesondere an die Hamburger Morgenpost und den SPIEGEL. Thematisch schimpfte er dabei über Politiker, schlechte Löhne und die Gängelung von Bürgern durch die Obrigkeit:
„Überhaupt ähnelt die Erziehung eines Menschen durchaus der Dressur eines Hundes. Auch menschliche Hunde müssen reinlich sein und dürfen nur dann bellen, wenn es dem Vorgesetzten paßt […] Michael Jauernik, im Knast, weil Bankräuber.“
Nach seiner Entlassung arbeitete er zunächst als Handelsvertreter für Motorenöl, kam aber zu dem Schluss, dass dies „viel Arbeit, wenig Geld“ bedeutete und entschloss sich dazu, seine kriminelle Laufbahn wieder aufleben zu lassen.
Zweite Phase: Banküberfälle von 1985–1988 – Donnerstagsräuber
1985 verschaffte sich Jauernik eine scharfe Pistole und begann, überwiegend in Hamburg, wieder Banken auszurauben. Er beging seine Taten vorzugsweise am Donnerstag, wenn die Geldinstitute bis 18 Uhr geöffnet hatten, was ihm in der Presse die Bezeichnung Donnerstagsräuber einbrachte. Er gab während der Überfälle stets einen scharfen Schuss ab, ohne eine Person zu verletzen. Nach Begehung der Überfälle flüchtete Jauernik meist zu Fuß in nahegelegene große Einkaufszentren und wartete dort das Ende der ersten Fahndungen ab. Nachdem die Hamburger Polizei besonders gefährdete Banken am Donnerstag zivil überwachen ließ und Jauernik bei einem seiner Überfälle nur knapp entkam, verlegte er seine Tätigkeit nach Süddeutschland, wobei nicht mehr geklärt werden konnte, wie viele Banküberfälle er dort insgesamt beging. Im Juli 1988 wurde er nach einem Überfall auf eine Bank in Ulm vom Bankpersonal verfolgt und in einem nahegelegenen Kaufhaus überwältigt.
Jauernik wurde in der Folge für fünf Banküberfälle in Hamburg, einen in Hannover und den zu seiner Festnahme führenden Überfall in Ulm zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Vollstreckung begann am 4. Februar 1989 in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel II.
Dritte Phase: Banküberfälle ab ca. 2011
Seine Entlassung aus der Haft erfolgte nach unterschiedlichen Quellen zwischen 1994 und 2010. Er lebte danach in Kiel und begann nach Ansicht der Ermittler bereits 2011 wieder mit Banküberfällen, überwiegend in Hamburg. So rechnen ihm die Ermittlungsbehörden auch den Überfall auf eine Sparkassenfiliale in der Hamburger Holstenstraße aus dem Jahr 2017 zu, bei der der Täter einem Bankangestellten in den Bauch schoss und diesen lebensgefährlich verletzte. Jauernik musste sich wegen dieser und zwei weiteren Taten ab dem 21. Juni 2019 in Hamburg vor Gericht verantworten. Im Laufe dieses Verfahrens wurde er am 7. Oktober 2019 zu zwölf Jahren und sechs Monaten Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Aktivitäten für Gefangenenrechte und Gefangenenrevolte
Jauernik bildete sich während seiner Haftzeiten umfassend juristisch fort und überhäufte die Gefängnisleitung sowie die Gerichte mit über 300 Eingaben und Verfahren. Eine Reihe der Verfahren erledigten sich erst nach erfolgreichen Verfassungsbeschwerden von Jauernik.
Im Juni 1990 führte Jauernik eine fünftägige Gefangenenrevolte in der JVA Fuhlsbüttel an. Jauernik weigerte sich, in der Haft zu arbeiten, weil der Lohn von umgerechnet etwa 3 Euro pro Stunde seiner Ansicht nach unzureichend gewesen sei. Als ihm daraufhin zur Disziplinierung der Fernseher weggenommen wurde, organisierte er die Gefangenenrevolte.
Nach der Revolte wurde Jauernik gegen seinen Willen von Hamburg nach Bayern verlegt. Gegen die Verlegung wehrte er sich mit juristischen Mitteln und bekam vom Bundesverfassungsgericht schließlich Recht. Den Rest seiner Haftzeit wegen der Taten bis 1988 verbüßte er in Hamburg.
Werke und Auszeichnungen
- Die Revolte von Santa Fu, 1995, ausgezeichnet mit dem Ingeborg-Drewitz-Sonderpreis 1995 des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises für Gefangene