Meta Diestel
Quick Facts
Biography
Meta Henriette Maria Alwine Diestel (* 17. Juni 1877 in Tübingen; † 24. April 1968 in Korntal) war eine deutsche Oratorien- und Kantatensängerin (Stimmlage Alt), Gesangspädagogin, Singleiterin und Wohltäterin. Die königliche Kammersängerin war in den USA ebenso wie in England, Italien und der Schweiz berühmt.
Leben
Meta war das jüngste von sechs Kindern des Professors der Theologie Dr. Ludwig Diestel und seiner Ehefrau Emilie Diestel (geb. Delius). Der Vater starb, als sie zwei Jahre alt war, und es ging äußerst knapp in der großen Familie zu (Grüneisen 1982, S. 128). Ausgebildet wurde die Altistin am Stuttgarter "Konservatorium für Musik" (heute: Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart), das ihr nach zwei Jahren die "Fähigkeiten einer Konzertsängerin und Klavierlehrerin für die Mittelklasse zusprach". In den folgenden Jahren reiste sie durch viele Länder und erwarb sich insbesondere als Bachsängerin, oft zusammen mit Karl Erb, einen hervorragenden Ruf. Sie galt bald als bedeutendste Oratorienaltistin ihrer Generation. Während des Ersten Weltkrieges gab die Künstlerin Frontkonzerte und sang in Lazaretten. Des Weiteren ersang sie in deutschen Städten und Dörfern und im Ausland Butter, Eier, Milch und Textilien für Kinderheime, Kindergärten oder Familien. Aus der Königlichen Kammersängerin wurde über Nacht die 'Speisekammersängerin', wie sie sich gern nannte (Grüneisen 1982, S. 128). Ferner beteiligte sie sich an der Gründung (1917) einer Mütterschule in Stuttgart, der ersten Deutschlands.
Nach 1918 engagierte sich die Sängerin verstärkt in ehrenamtlicher Wohlfahrtspflege innerhalb der evangelischen Kirche, wobei sie durch das sog. Müttersingen viele Frauen die Freude am Lied lehrte. In den Hungerjahren unmittelbar nach dem Krieg und während der Inflation gab sie Konzerte und sang für Obst, Rüben, Spreu für Kinderbettchen, Stoffe und dergleichen. Allein in den USA gab sie in 108 Tagen 130 Konzerte für Trockenmilch, die tonnenweise an deutsche Kinderheime geschickt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie sich unermüdlich vor allem für Frauen und kinderreiche Familien in der DDR ein und unterstützte evangelische Diasporagemeinden in Österreich.
Bischof Otto Dibelius, der zu ihren Freunden und Bewunderern gehörte, wies in seinem Geleitwort zu der von Meta Diestel publizierten Autobiographie hin, wie bedeutsam das Leben der Sängerin für ungezählte Menschen war:
Nicht vergessen werden darf Meta Diestels enormer Einsatz für den konfessionell gebundenen "Bayerischen Mütterdienst", gegründet (1933) und geleitet von Antonie Nopitsch. Ungezählt sind ihre Singstunden mit den Müttern in den verschiedenen Erholungsheimen oder mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen auf den jährlichen Arbeitstagungen des Mütterdienstes. Diesbezüglich arbeitete sie eng mit der Theologin Maria Weigle zusammen. Dadurch eröffnete sich für die Sängerin eine für sie völlig neue Art des Umgangs mit der Heiligen Schrift:
Zirka 1955 zog sich Meta Diestel aus der aktiven kirchlichen Arbeit zurück. Sie litt an einer schweren Herzerkrankung. Trotzdem engagierte sie sich weiterhin in sozialer Hilfe und organisierte beispielsweise - selbst als Bettlägerige - Paketsendungen in die DDR oder unterstützte ein Säuglings-/Kleinkinderheim in Österreich. Letztgenannte Einrichtung ist heute ein Behindertenförderheim der Diakonie Kärnten und trägt den Namen von Meta Diestel.
Für ihre künstlerischen und sozialen Verdienste wurde die Künstlerin mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse gewürdigt.
Werke
- Ein Herz ist unterwegs. Aus Leben und Arbeit, Nürnberg 1952
- Deine Mutter, Nürnberg o. J.
- Mutters Hausorchester, Nürnberg o. J.
Literatur
- Grüneisen, J.: Ich kann noch staunen und vieles andere kann ich auch. Sechs Kapitel wider der Angst im Alter, Eschbach 1982
- Manfred Berger: Meta Diestel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 28, Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-413-7, Sp. 437–450.
- Ehmer, H./Kammerer H.: Biographisches Handbuch der Württembergischen Landessynode (Landeskirchentag) mit Landeskirchenversammlung und Beirat der Kirchenleitung 1869 bis zur Gegenwart. Stuttgart 2005, S. 118
- Nold, L./Pflug, B.: Begegnung mit Meta Diestel. Nürnberg o. J.