Martin Porwoll
Quick Facts
Biography
Martin Porwoll (* 25. August 1971 in Bottrop) ist ein deutscher Whistleblower.
Bekannt wurde der Volkswirt Porwoll durch die Beweismittelbeschaffung über den illegalen Umgang mit Zytostatika (Anti-Krebsmitteln) in der Alten Apotheke in Bottrop (Medizinskandal Alte Apotheke Bottrop), wo jahrelang illegale Panscherei damit praktiziert wurde, wodurch mehrere Tausend schwer- und oft todkranker Krebspatienten geschädigt wurden. Martin Porwoll war als Ökonom eingestellt worden, kannte den Inhaber persönlich seit Kindesalter und war seit 2014 kaufmännischer Leiter der rund 70 Mitarbeiter umfassenden Großapotheke. Er hatte die Zahlen zwischen den tatsächlich gelieferten und abgerechneten Wirkstoffen verglichen und mit akribisch gesammelten Beweismitteln ausgestattet Anzeige erstattet. Trotzdem musste er noch monatelang unauffällig weiterarbeiten, bis die Staatsanwaltschaft schlussendlich handlungsbereit war. Zugleich wusste er über lange Zeit über die Todesgefährdung der Patienten bescheid, musste mit den Privatpatienten unter ihnen Gespräche führen, ohne etwas von seinem Wissen verraten zu dürfen. Diese Sachlage belastete ihn gesundheitlich sehr stark, er konnte zeitweilig nicht mehr Autofahren, hatte „manifeste Panikstörungen“ und musste trotzdem durchhalten. Seine Frau und seine erwachsenen Kinder wussten bescheid und hielten vertrauensvoll zu ihm. Der Inhaber war sich vergleichsweise sicher, nicht auffliegen zu können, da eine 2014 erfolgte gleichlautende Strafanzeige gegen ihn aus Patientenkreisen, die nur auf Verdacht erfolgt war, ohne relevante Beweise liefern zu können, vollkommen im Sande verlaufen war. Am gleichen Tage als die Polizei am 29. November 2016 zugriff, wurde Porwoll „fristlos entlassen“. Auf Nachfrage sagte er, er würde auch nach Erfahrenhaben der persönlichen Nachteile alles wieder so machen.
2017 wurde Martin Porwoll zusammen mit Maria-Elisabeth Klein und Can Dündar mit dem Whistleblower-Preis der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler ausgezeichnet.
Ende November 2019 stellte Porwoll seine Whistleblower-Erfahrungsgeschichte im „Nachtcafé“ des SWR der breiten Öffentlichkeit dar.