Ludwig Karl Richard Glaser
Quick Facts
Biography
Ludwig Glaser (* 1889; † wahrscheinlich 1945) war ein deutscher angewandter Physiker, der ein führender Vertreter der nationalsozialistisch geprägten „Deutschen Physik“ war.
Leben und Wirken
Er war der Sohn des Patentanwalts und Eisenbahningenieurs Friedrich Carl Glaser (1843–1910), Gründer der Zeitschrift Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Glaser studierte am Polytechnikum und der Universität Berlin und am Imperial College London. Er promovierte als Ingenieur und arbeitete 1915 bis 1921 bei der Firma Krupp, zu der schon sein Vater mit seinem Ingenieurbüro enge Beziehungen hatte. Gleichzeitig gab er 1916 bis 1921 Glasers Annalen heraus. Er war ein Protegé von Johannes Stark und Philipp Lenard. Als Schüler von Stark an der Universität Würzburg hatte er Schwierigkeiten sich zu habilitieren, was ein Grund war, warum Stark die Universität 1922 verließ. Glaser habilitierte sich in Würzburg 1921 mit einer Arbeit über Prüfung, Leistung und Eigenschaften optischer Beugungsgitter und Wege zu deren Verbesserung und erhielt auch später eine Professur.
1932 trat er der NSDAP bei. Er veröffentlichte antisemitische Aufsätze, vertrat wie seine Lehrer Stark und Lenard eine „arische Physik“ und war schon in den 1920er Jahren überzeugter Gegner der Relativitätstheorie und der Quantentheorie, sowohl der älteren von Niels Bohr und Arnold Sommerfeld als auch der neueren.
Ab 1939 war er Assistent von Wilhelm Müller an der Universität München. Er wird am 27. Oktober 1942 in einem Brief von Horst Teichmann an Wilhelm Müller erwähnt, in dem vom Bruch zwischen Müller und Glaser die Rede ist, Glaser aber auch Verdienste in der Physik zugesprochen werden. Müller beschrieb ihn als Autorität auf dem Gebiet (spektraloptischer) Präzisionsmessungen. Mark Walker beschreibt ihn als ambitionierten und kompetenten wissenschaftlichen Unternehmer mit eigenem Labor, der physikalisch-chemische Untersuchungen anbot (Spektralanalyse, Metallurgie) und auch (wie sein Vater) im Patentbereich tätig war.
Um 1941 wurde Glasers öffentlichesAuftreten auch den Vertretern der Deutschen Physik wie Müller zu exzentrisch und radikal und man schob ihn an die Reichsuniversität Posen ab als provisorischen Direktor eines Instituts für Angewandte Physik. Dort hielt er Vorlesungen über „die jüdische Frage“ in der Wissenschaft. Er bekam Ärger, da er ohne Genehmigung Geräte aus München mitgenommen hatte und einen Windkanal bei einer Firma bestellt hatte, in der sein Bruder beschäftigt war, ebenfalls ohne Genehmigung. Er wurde an die Reichsuniversität Prag abgeschoben, wo er wahrscheinlich (Mark Walker) am Ende des Zweiten Weltkriegs starb.
Literatur
- Mark Walker: Nazi Science. Myth, Truth and the Atomic Bomb. Plenum 1995
- Klaus Hentschel (Herausgeber): Physics and National Socialism. Birkhäuser 1996
- Mit dem Abdruck der englischen Übersetzung von Ludwig Glaser: Juden in der Physik. Jüdische Physik. In: Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft. Band 5, November 1939, S. 272–275. Neben heftigen Angriffen auf Einstein (den er als „Schädling“ und jüdischen Politiker bezeichnet) greift er auch Hermann von Helmholtz als Patron jüdischer Physiker an, zählt zur Untermauerung seiner Thesen jüdische Physiker in Deutschland auf, insbesondere in Berlin und München und greift Werner Heisenberg als Vertreter der Kopenhagener Interpretation der Quantentheorie an. Er beschreibt sich und seine Mitstreiter Lenard, Stark, Ernst Gehrcke, Karl Uller und Hugo Dingler als lange Zeit isoliert und sieht erst mit der Reichskristallnacht 1938 einen endgültigen Durchbruch in der Eindämmung jüdischen Einflusses in der Physik in Deutschland.
- Ludwig Glaser: Jüdischer Geist in der Physik. In: Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft. Band 5, 1939, S. 162–175