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Germany
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Julius Eugen Ruhl
German architect

Julius Eugen Ruhl

The basics

Quick Facts

Intro
German architect
Places
Work field
Gender
Male
Place of birth
Kassel, Germany
Place of death
Kassel, Germany
Age
75 years
Julius Eugen Ruhl
The details (from wikipedia)

Biography

Julius Eugen Ruhl (* 13. Oktober 1796 in Kassel; † 27. November 1871 ebenda) war kurhessischer Oberhofbaumeister und Oberbaudirektor, Akademieprofessor, erster Generaldirektor der kurhessischen Staatseisenbahnen und Referent für Bauwesen im Justiz- und Kriegsministerium des Kurstaates.

Herkunft

Julius Eugen Ruhl wurde als zweiter Sohn des Hofbildhauers Johann Christian Ruhl in eine aus Hanau eine Generation zuvor nach Kassel zugewanderte Familie geboren. Mütterlicherseits war er mit Johann Ludwig Völkel (1762–1829), Direktor der Landesbibliothek Kassel verwandt. Sein Bruder war der Maler Ludwig Sigismund Ruhl.

Ausbildung

Eine erste schulische Ausbildung erhielt er an der Artillerieschule in Kassel. Dort wurden auch Pionieroffiziere ausgebildet. Mathematik, Landvermessung, Planzeichnen, Chemie, Deutsch und Geschichte standen auf dem Lehrplan. Auch das Radieren und Ätzen von Metallplatten lernte er dort, was ihm später bei der Veröffentlichung von bauhistorischen Unterlagen sehr nützlich war. Ziel dieser Ausbildung war zunächst wohl eine militärische Karriere in der Kurfürstlich Hessischen Armee.

1813/14 nahm Julius Eugen Ruhl im Generalstab des Kurprinzen Wilhelm II. an den Befreiungskriegen teil. Erst danach wurde er Schüler des Hofbaumeisters Heinrich Christoph Jussow, der wiederum Nachfolger in diesem Amt von Simon Louis du Ry war. Dabei entstanden erste Entwürfe für Arbeiten an Schloss Wilhelmshöhe. Anschließend erhielt er ein dreijähriges Reisestipendium, um seine Studien in Italien fortsetzen zu können. Von Juni 1817 bis Mai 1819 studierte er in Rom, anschließend hielt er sich in Süditalien auf und besuchte Neapel, Sizilien, Kalabrien, Salerno, Paestum, Pompeji und Herculaneum. Anschließend reiste er über Florenz, Pisa und Genua nach Paris. Von seiner Studienreise 1820 nach Kassel zurückgekehrt nahm er die Studien bei Jussow wieder auf.

Berufliche Karriere und Werk

1821 trat er in den Dienst der kurfürstlichen Bauverwaltung. Am 26. Februar 1823 wurde Ruhl auf Vorschlag seines Lehrers Jussow zum Hof- und Landbaumeister der Provinz Hanau ernannt. Zu seinen Aufgaben gehörte die Instandhaltung und Errichtung öffentlicher Gebäude, die städtebauliche Erweiterung der Stadt Hanau und von Bad Nauheim. Aufsehen erregte er bei seinen Vorgesetzten, als er sich weigerte, für die öffentliche Hinrichtung des Raubmörders Peter Kitzler auf dem Marktplatz von Hanau ein Schafott zu errichten.

Die römisch-katholische Kirche St. Laurentius in Großkrotzenburg wurde in den Jahren 1826–1828 unter Pfarrer Philipp Kreisler von ihm errichtet.

Im November 1829 wurde er nach Kassel versetzt und 1831 zum Oberhofbaumeister befördert. Bereits 1832 wurde er überraschend auch zum Mitglied des Direktoriums der Akademie in Kassel ernannt – eine Nebenamt – und geriet sofort mit den alteingesessenen Professoren in Konflikte. Nachdem diese eskaliert waren, schied er 1840 wieder aus.

Als Kurhessen nach der Julirevolution von 1830 eine Verfassung erhalten hatte, war der Bau eines Parlamentsgebäudes erforderlich – das „Ständehaus“. Aus dem dafür ausgeschriebenen Wettbewerb ging er als Sieger hervor und der Gewinn dieses Wettbewerbs brachte ihm 1833 zugleich die Beförderung zum Baudirektor. 1835 gehörte er zu den Mitbegründern des Kunstvereins für Kurhessen. 1837 folgte seine Ernennung zum außerordentlichen Mitglied für Baufragen des Oberhofmarschallamtes und der Hofdomänenkammer. 1846 wurde er – wobei er sein bisheriges Dienstverhältnis beibehielt – geheimer Referent für Eisenbahnangelegenheiten im Kabinett. Damit war der Schwerpunkt für die berufliche Tätigkeit gesetzt, aus der die Mehrzahl seiner Bauten, nämlich Bahnhofsempfangsgebäude, überliefert sind, denn am 5. Juli 1850 ernannte ihn Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Generaldirektor für Staatseisenbahnen im Kurfürstentum Hessen. Die meisten der ursprünglichen Empfangsgebäude der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn-Gesellschaft, der Main-Weser-Bahn und der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn-Gesellschaft (in ihren kurhessischen Abschnitten) gehen auf seine Entwürfe zurück. Außerdem ist von ihm der Entwurf für einen kurfürstlichen Salonwagen bekannt.

Am 26. Oktober 1853 wurde Ruhl schließlich – sein Vorgänger war in den Ruhestand versetzt worden – zum Oberbaudirektor für den Kurstaat ernannt. Gleichzeitig übernahm er den Vorsitz der Oberbaukommission und wurde Referent für das Bauwesen im Justiz- und im Kriegsministerium des Kurstaates. Sein Amt bei der Eisenbahn gab er zu dieser Zeit auf.

1860 war er Mitbegründer des „Kurhessischen Architektenvereins“.

Nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg, der 1866 zum Untergang Kurhessens als selbständigem Staat führte, wurde er vom Königreich Preußen, das den Kurstaat annektierte, als Oberbaudirektor und Ministerialreferent übernommen. Erst 71-jährig wurde er zum 18. März 1867 in den Ruhestand versetzt.

Familie

1830 heiratete er in Hanau Marie Gertrude Serruier, Tochter eines in niederländischen Diensten stehenden Obristen. Aus der Ehe gingen hervor:

  • Luise Elisabeth Eugenie Polyxene (1833–1908)
  • Johann Philipp Alexander (1815–1830)
  • Louis Erwin Julian (1840–1885)

Werk

OrtGebäudePlanungs- und BauzeitAnmerkung
GroßkrotzenburgKirche St. Laurentius1826–1828
HanauKirche Mariae Namen1842–1850im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt
Bad NenndorfKirche St. Godehard (ev.)1839–1853
VolkmarsenEvangelische Kirche1839–1847
HanauCollegienhaus (Kaserne)1858–1859im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt
HanauWohnhaus „Arche Noah“1827–1828im Zweiten Weltkrieg zerstört
HanauZollamt1830im Zweiten Weltkrieg zerstört
KasselStändehaus (Parlamentsgebäude)1832–1836
KasselRuhl’sches Haus (Wohnhaus)1833–1842im Zweiten Weltkrieg zerstört
HanauLandgericht1842vermutlich von Ruhl; im Zweiten Weltkrieg zerstört
Bad NauheimKurgebäude mit Spielbank1864–1866baulich stark verändert
Bad NenndorfKur- und Badegebäude1855Erweiterung der ursprünglichen Anlage von Simon Louis du Ry
KasselBahnhof: Provisorischer Hauptbahnhof1847–1848Friedrich-Wilhelms-Nordbahn
WahlershausenBahnhofsgebäude1846–1849heute: Kassel-Wilhelmshöhe; beim Bau des ICE-Bahnhofs abgerissen
Bad KarlshafenBahnhofsgebäude, linkes Ufer1847–1849Carlsbahn; vor 1972 abgerissen
HelmarshausenBahnhofsgebäude1847–1849heute: Wohnhaus
TrendelburgBahnhofsgebäude1848–1849eventuell von Ruhl
HümmeBahnhofsgebäude1848–1849nur ein Teil des Entwurfes wurde errichtet; 1896 durch Neubau ersetzt
HofgeismarBahnhofsgebäude1846–1848
GrebensteinBahnhofsgebäude1847–1849Ruhl als Urheber fraglich; 1873 außer Funktion
GuntershausenBahnhofsgebäude1846–1848zusammen mit G. Tasch
BeiseförthBahnhofsgebäude1847–1848vermutlich von Ruhl
MelsungenBahnhofsgebäude1846–18481895 völlig verändert
Rotenburg an der FuldaBahnhofsgebäude1847–1848siehe
Warburg/WestfalenBahnhofsgebäude1850–1853
EisenachBahnhofsgebäude1848–1850
GensungenBahnhofsgebäude1847–1849
WabernBahnhofsgebäude1847–1848stark umgebaut
BorkenBahnhofsgebäude1847–1849im Zweiten Weltkrieg zerstört, Abbildung bei Münzer, S. 56
ZimmersrodeBahnhofsgebäude1847–18491980 abgerissen
TreysaBahnhofsgebäude1847–18491907 durch Neubau an anderer Stelle ersetzt, erhalten
Neustadt (Hessen)Bahnhofsgebäude1849
KirchhainBahnhofsgebäude1847–1849
MarburgBahnhofsgebäude („Champagnerbahnhof“)1847–18501907 durch Neubau ersetzt
FronhausenBahnhofsgebäude1849
LollarBahnhofsgebäude1849–1850
Bad NauheimBahnhofsgebäude1847–18491911/13 durch Neubau ersetzt
BockenheimBahnhofsgebäude1851durch Neubau ersetzt; heute: Frankfurt West
WilhelmsbadBahnhofsgebäude1846–1848heute: Hanau-Wilhelmsbad
HanauBahnhofsgebäude1846–1848abgerissen; heute: Hanau West
HasteBahnhofsgebäude1846–1848
LindhorstBahnhofsgebäude1846–1847
StadthagenBahnhofsgebäude?
KirchhorstenBahnhofsgebäude1846–1847
BückeburgBahnhofsgebäude1846–1847
Hailer-MeerholzBahnhofsgebäude1868evtl. v. J.E.Ruhl
LangenselboldBahnhofsgebäude1868evtl. v. J.E.Ruhl

Literatur

  • Gottfried Ganssauge: Julius Eugen Ruhl, Oberbaudirektor. In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930. Marburg 1950, S. 300–310. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, 20,4.)
  • Ulrike Hanschke: Romantische Visionen im „Glorious Eden“ – die Entwürfe des Kasseler Architekten Julius Eugen Ruhl für das Schloss Pena in Sintra/Portugal. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte 1 (2/2009), S. 91–102.
  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen.)
  • Siegfried Lohr: Planungen und Bauten des Kasseler Baumeisters Julius Eugen Ruhl 1796–1871. Ein Beitrag zur Baugeschichte Kassels und Kurhessens im 19. Jahrhundert. Darmstadt 1984 = Kunst in Hessen und am Mittelrhein, Beiheft 23.
  • Lutz Münzer: Verkehr und Anlagen der nördlichen Main-Weser-Bahn. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 32 (2000), S. 28–60.
  • Henning Repetzky: Ruhl, Julius Eugen. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 100, de Gruyter, Berlin 2018, ISBN 978-3-11-023266-0, S. 109 f.
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