Joseph Abileah
Quick Facts
Biography
Joseph Abileah (hebräisch יוסף אבילאה, * 25. April 1915 in Mödling, Niederösterreich, gest. 29. Januar 1994 in Freudenstadt; ursprünglicher Name Wilhelm Niswiszki) war ein israelischer Musiker (Violinist) und Friedensaktivist. Abileah, ein bekennender Pazifist, war im August 1948 der erste verurteilte Kriegsdienstverweigerer in Israel.
Herkunft, Familie, Aliyah nach Palästina
Abileahs Eltern, die aus einer alten russisch-polnisch-jüdischen Musikerfamilie stammten, wanderten in den 1920er Jahren nach Eretz Israel ein und ließen sich in Haifa nieder, wo sie ein Musikgeschäft aufbauten. Der Bruder von Abileahs Vater Ephraim war Arie Abileah (1885–1985), einer der bekanntesten Pioniere der klassischen Musik in Israel vor der Staatsgründung. Als Arie Niezwicski hatte er in St. Petersburg die Society for Jewish Folk Music gegründet. Sowohl Ephraim als auch Arie änderten ihren Familiennamen von Niswiszki auf Abileah. Ein weiterer Bruder Baruch wanderte in die USA aus wo er seinen Namen in Barnett Russotto änderte, und ein recht bekannter Vertreter der jüdischen Volksmusik wurde.
Der jüngste Bruder von Joseph, Benjamin Abileah (1930–2013), trat in den diplomatischen Dienst Israels ein und war von 1987 bis 1991 Generalkonsul Israels in Toronto.
Der kleine Joseph (im Familienkreis „Willy“ genannt) wuchs im kosmopolitisch-levantinischen multikulturellen Milieu Haifas auf, das ihn prägte. Joseph wurde selber Violinist. Eine Reihe von Erfahrungen ließen ihn zum aktiven Pazifisten und Anhänger einer jüdisch-arabischen Konföderation in Palästina werden.
Aktivist
Abileah war Mitglied der American Society of Friends (Quäker) und gründete und leitete die israelische Sektion von War Resisters’ International, dem Dachverband der Organisationen, die Kriegsdienstverweigerung unterstützen.
Abileah propagierte zeitlebens, ähnlich wie der Gründer der Hebräischen Universität Judah Magnes, Albert Einstein und Hannah Arendt, eine jüdisch-arabische Konföderation in Palästina. Am 27. Juni 1947 legte er konkrete Konföderationspläne vor einer UN-Kommission vor.
Am 30. August 1948 wurde Abileah in Haifa wegen Kriegsdienstverweigerung verurteilt, damals zu einer relativ milden Geldstrafe. Trotzdem erreichte er mit dieser spektakulären Aktion einen damals sehr hohen Bekanntheitsgrad in Israel. Die meisten Israelis hielten ihn für einen „Spinner“, es gab aber relativ wenig Hass oder Anfeindungen gegen ihn. Größere Bewegungen zur Kriegsdienstverweigerung, die in Israel im Gegensatz zu 1948 heute hart bestraft wird und strafrechtlich als Desertion oder Befehlsverweigerung gilt, sind in Israel erst nach 1967 entstanden, als immer mehr israelische Soldaten den Kriegsdienst in den besetzten Gebieten ablehnten (Shministim), und vor allem während des Libanonkrieges 1982–1985, als sogar zahlreiche Offiziere den Kriegsdienst im Libanon verweigerten (Yesh Gvul) und diese Aktion sogar von einem ehemaligen stellvertretenden Generalstabschef, Matti Peled, unterstützt wurde. Diese Bewegungen sind aber meist nicht fundamentalpazifistisch, wie das bei Abileah der Fall war, sondern bejahen grundsätzlich die Notwendigkeit der Landesverteidigung für Israel.
Im Mai 1971 gründete Abileah mit zahlreichen Freunden, u. a. dem Violinisten Yehudi Menuhin, die Society for a Middle East Confederation, die sich für einen politischen Zusammenschluss Israels mit seinen arabischen Nachbarn einsetzt.
1994 starb Abileah während eines Kuraufenthalts in Freudenstadt.
Nachkommen
Die US-amerikanische jüdische Bloggerin und Friedensaktivistin Rae Abileah, eine führende Aktivistin der Organisation "Code Pink", ist eine Großnichte von Joseph Abileah. Sie wurde am 24. Mai 2011 in Washington DC verletzt, als sie gegen einen Auftritt von Benjamin Netanjahu im amerikanischen Kongress demonstrieren wollte und dabei von einem AIPAC-Funktionär tätlich angegriffen wurde.
Zitate
- „I have been educated with Arab children on the same school bench. Do you expect me to kill my schoolmates?“ (Statement im Prozess wegen Kriegsdienstverweigerung, Haifa 1948)
Quellen
- Akivar Eldar: The first refusenik, Haaretz, 23 Juli 2005 ( http://www.abileah.com/A&WFriends&Family/FamilyInTheNews/Joseph/Joseph%20Abileah%20First%20Refusenik%20-%20English.htm )
- Anthony G. Bing: Israeli Pacifist - The life of Joseph Abileah (Vorwort von Yehudi Menuhin), Syracuse University Press, Syracuse, NY, ISBN 0815624883
- http://dynamicnonviolence.blogspot.de/2008/09/israeli-pacifist-life-of-joseph-abileah_26.html
- Rae Abileah: The Audacity of our Ancestors, Tikkun, 30. Mai 2012 ( http://www.tikkun.org/tikkundaily/2012/05/30/the-audacity-of-our-ancestors/ )