Johann Georg Lehmann
Quick Facts
Biography
Johann Georg Lehmann (* 24. Dezember 1797 in Bad Dürkheim; † 5. August 1876 in Nußdorf) war ein evangelischer Pfarrer sowie Pfälzer Heimatkundler, Historiker und Buchautor.
Biografie
Lehmann war der Sohn des aus Osthofen stammenden, reformierten Pfarrers Wilhelm Lehmann und besuchte in seiner Heimatstadt Dürkheim das Gymnasium. Ab 1814 studierte er protestantische Theologie an der Universität Heidelberg und entwickelte schon früh ein ausgeprägtes Interesse für Geschichte. Deshalb ließ er sich nebenbei auch in historische Hilfswissenschaften wie Diplomatik, Wappen-, Siegel-, Münz- und Schriftkunde unterrichten.
1818 schlossen sich in seiner Heimat die Reformierten mit den Lutheranern zur Protestantischen Landeskirche Pfalz zusammen. Johann Georg Lehmann trat in ihren Dienst und wurde 1818–1821 Pfarrverweser bzw. Vikar in Heuchelheim bei Frankenthal. 1822 wechselte er in gleicher Eigenschaft nach Ellerstadt. 1824 wurde er Pfarrer von Altleiningen, 1828 von Weisenheim am Berg, 1840 in Kerzenheim und 1846 in Nußdorf bei Landau, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. 1826 hatte er Charlotte Kurz aus Weilburg geheiratet, sie starb 1837 und der Witwer heiratete ein zweites Mal. Er hatte insgesamt sieben Kinder.
1849 verfasste er eine Denkschrift an das Paulskirchenparlament, zugunsten der politischen Gleichberechtigung jüdischer Mitbürger.
Historiker
Lehmanns Lebensgang und dienstliches Wirken unterschied sich kaum von dem anderer protestantischer Pfarrer; seine heimatgeschichtlichen Forschungen machten ihn jedoch zu einer zeitlos bekannten Persönlichkeit der Region.
Stark heimatkundlich interessiert trug Johann Georg Lehmann eine Unmenge von geschichtlichen Daten und Fakten zusammen, besuchte Archive, Bibliotheken und Museen, ebenso wie Burgen, Kirchen und andere historische Stätten. 1822 verfasste er in Ellerstadt sein erstes heimatgeschichtliches Buch „Geschichte des Klosters Limburg bei Bad Dürkheim an der Haardt“. Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen die den Pfarrer neben Franz Xaver Remling und Michael Frey, zu einem der bedeutendsten Heimat-Historiker der bayerischen Rheinpfalz im 19. Jahrhundert werden ließen. Seine Forschungen waren gründlich, die Darstellung der Materie fachgetreu und weitgehend religiös objektiv; insbesondere wegen eines 1845 erschienenen Werkes über das Philippstift Zell beschuldigte man ihn kryptokatholischer Tendenzen.
König Ludwig I. von Bayern schätzte Lehmanns historische Arbeiten und hatte ihn 1846 selbst auf die Pfarrei Nußdorf präsentiert. 1860 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zu ihrem korrespondierenden Mitglied.
Gedenken
Johann Georg Lehmann starb 1876 in Nußdorf. Sein Grab ist auf dem dortigen Friedhof erhalten und wird gepflegt. Im Museum Bauernkriegshaus Nußdorf ist eine Pfarrer-Lehmann-Stube eingerichtet, in der ein Teil seiner Werke und Gegenstände aus seinem Besitz ausgestellt sind. Man hat in dem Dorf auch eine Straße nach ihm benannt.
Seinen wissenschaftlichen Nachlass (darunter viele wertvolle Urkunden) erwarb weitestgehend die Universität Heidelberg, wo er für Interessierte zugänglich blieb.
Familienumfeld
Der Halbbruder von Johann Georg Lehmanns Vater war der Frankenthaler Bürgermeister Karl Lehmann. Dessen Enkel (Söhne von Johann Georg Lehmanns Cousin Friedrich Lehmann) sind der Bakteriologe Karl Bernhard Lehmann (1858–1940) und der antisemitische Verleger Julius Friedrich Lehmann (1864–1935).
Werke
(Auswahl)
- Geschichte des Klosters Limburg bei Bad Dürkheim an der Haardt, 1822; (Digitalscan)
- Genealogisch-diplomatische Geschichte der Grafen von Leiningen, 1828–1829
- Genealogisch-diplomatische Geschichte der Dynasten von Westerburg, 1830; (Digitalscan)
- Geschichtliche Gemälde aus dem Rheinkreise Bayerns, 3 Bände, 1832–1841; (Digitalscan Band 1, Das Leininger Tal), (Digitalscan Band 2, Das Dürkheimer Tal)(Digitalscan Band 3, Das Neustadter Tal)
- Entwurf einer rheinpfälzischen Landesgeschichte, 1837
- Urkundliche Geschichte der Klöster in und um Worms, 1840 (Digitalscan vom Zweitabdruck in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 2, Darmstadt, 1841)
- Kurzgefasste Geschichte der Bayerischen Pfalz, 1842; (Digitalscan)
- Diplomatische Geschichte des Stiftes des Heiligen Philipp von Zell in der Pfalz, 1845
- Die urkundliche Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung Landau in der Pfalz, 1851; (Digitalscan)
- Geschichte der Bezirkshauptstadt Kaiserslautern und des ehemaligen Reichslandes, 1853; (Digitalscan)
- Wegweiser durch die Pfalz, 1857
- Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gauen, Grafschaften und Herrschaften der bayerischen Pfalz, 5 Bände, 1857–1866; (Digitalscan Band 1)
- Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 2 Bände, 1862–1863; (Digitalscan Band 1), (Digitalscan Band 2)
- Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken und seiner Fürsten, 1867; (Digitalscan)
- Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein am Donnersberg, 1872; (Digitalscan)
- Dreizehn Burgen des Unterelsasses und Bad Niederbronn, 1873
- Geschichte der alten elsässischen Reichsstadt Kron-Weißenburg , 1874
Literatur
- Jakob Franck: Lehmann, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 145–147.
- [Johann Josef Hermann] Schmitt: Der pfälzische Geschichtsschreiber Johann Georg Lehmann. In: Pfälzisches Museum. VII.Jahrgang, 1890, S. 17–19, 26, 33–35, 42–43 (Der pfälzische Geschichtsschreiber Johann Georg Lehmann). und[Johann Josef] Hermann Schmitt: Der pfälzische Geschichtsschreiber Johann Georg Lehmann. In: Pfälzisches Museum. VIII.Jahrgang, 1891, S. 9–11,17–18, 26–27, 34–36 (Der pfälzische Geschichtsschreiber Johann Georg Lehmann).
- Viktor Carl: Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten. 3., überarb. und erw. Aufl. Arwid Hennig, Edenkoben 2004, ISBN 3-9804668-5-X, S. 512–513.
- Rudolf Fendler: Johann Georg Lehmann, 1797-1876: ein Pfälzer Geschichtsschreiber. Historischer Verein Landau in der Pfalz, 1976.