peoplepill id: jobst-gogreve
JG
1 views today
1 views this week
The basics

Quick Facts

Work field
Gender
Male
Death
The details (from wikipedia)

Biography

Jobst Gogreve, auch Jodocus Gogravius, Justus Gogrevius (* um 1560 in Bielefeld; † um 1615 in Paderborn) war ab 1582 für kurze Zeit Rechtslehrer an der Universität Helmstedt und zwischen 1604 und 1615 mehrfach Bürgermeister von Paderborn.

Leben

Jobst Gogreve wurde vermutlich nicht ehelich geboren, vielleicht als Sohn eines Klerikers, denn er konnte 1603 keine „vier ächten Ahnen“ vorweisen. Seine Geburtsstadt Bielefeld war nach 1541 überwiegend protestantisch geworden. Nur die Kirche St. Jodokus des ehemaligen Franziskanerklosters im Zentrum von Bielefeld, die zum Bistum Paderborn gehörte, blieb in der Reformationszeit katholisch. Vielleicht zeigt die Wahl seines Vornamens, dass „Jodokus“ Gogreve zu einer der wenigen katholisch gebliebenen Familien im Ravensberger Land gehörte. Er studierte jedenfalls ab 1578 an der katholisch geprägten Universität Köln (immatrikuliert als Jod. Gogreve Bisfeldiensis), an der es zu dieser Zeit nur sehr wenige protestantische Studenten gab, die allenfalls nach Köln kamen, wenn sie dort beispielsweise in das Dwergsche Stipendium aufgenommen wurden.

1581 wechselte Jodocus Gogref an die brandenburgische, protestantische Universität Frankfurt an der Oder. Den geplanten Studiumabschluss in Basel konnte er wegen einer Fieber-Erkrankung und des strengen Winters 1581/82 nicht verwirklichen. Jodocus Gogravius Bilveldianus immatrikulierte sich am 24. März 1582 an der lutherischen Universität Helmstedt und wurde dort am 5. Juli 1582 unter dem Vorsitz von Dethard Horst zum Dr. jur. promoviert. Zu dieser Zeit sind nach der Helmstedter Matrikel nur wenige juristische Promotionen durchgeführt worden. Studienfreunde verfassten für ihn und Johannes Beckmann aus Sprockhövel eine Gratulations-Festschrift. Anschließend nahm Gogreve eine Lehrtätigkeit für Rechtswissenschaft auf. Nach einer Notiz von Heinrich Meibom gehörte Gogreve zu den Gelehrten, die an den Universitäten die in Köln aufgekommene Übung der Abhaltung von Privat-Collegia einführten. „Dochtor Jobst Gogreve“ heiratete im Winter 1583/84 in Helmstedt eine Braunschweigerin. 1584 leitete Jodocus Gogreve in Helmstedt die juristischen Disputationen von Heinrich von Weseken (1560–1632) aus Borken, der Mitbegründer der lutherischen Gemeinde in Wesel wurde, und von Christian Steinacker (* um 1565; † 1617/22) aus Quedlinburg, der ab 1588 Rechtslehrer an der Universität Jena und später Assessor des Schöppenstuhls in Magdeburg war. Gogreve verließ Helmstedt nach wenigen Jahren, möglicherweise weil nicht er, sondern Eberhard Speckhan († 1627) aus Bremen im Herbst 1584 von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel zum Professor extraordinarius juris ernannt worden war.

1587 bezeugte Jobst Gogreve in Paderborn für Hermann I. Bäer (* um 1547; † nach 1624) und seine Frau Anna von Cöln einen Darlehensvertrag. Mit seinem Sohn Bernhard (Bernd) wurde Jobst Gogreve 1588 in die Paderborner Bürgerschaft aufgenommen. Er arbeitete in Paderborn als Advokat und fungierte als Syndikus des Benediktiner-Klosters Abdinghof. In den konfessionellen Auseinandersetzungen in der Stadt stand er zusammen mit Philipp Berning, Heinrich Westphal († 1632) und Hermann I. Bäer (Behren) an der Spitze der katholischen Partei. Hendrik ter Haar (Heinrich Harius) (1539–1599) aus Ruurlo in Geldern, Konrektor des Salentinischen Gymnasiums in Paderborn, dessen Leitung 1585 von Jesuiten übernommen worden war, widmete seinem Freund Jodocus Gogravius Bilfeldianus eine Elegie.

1603 wurde Jobst Gogreve zusammen mit den Juristen Engelbert Klotz (Cloiß) († 1611) zu Paderborn und Dietrich Petreus (Theodor Petri) zu Erwitte zum Reichskammergerichts-Kommissar in der Streitsache „v. Spiegelsche Vormünder ./. v. Spiegel“ wegen der Desenbergschen Güter im Bistum Paderborn sowie hessischer und waldeckscher Lehen bestellt. Es handelte sich um Lehnsstreitigkeiten nach dem Tod des Engelhard von Spiegel († 1592) zum Desenberg und Übelngönne. Als einer der Testamentsvollstrecker des verstorbenen Seniors des Kollegiatstiftes St. Petrus und Andreas Busdorf Gottfried Drolshagen († vor 1605) wurde „Jodocus Gogravius“ 1605 vor das Kurmainzer Metropolitangericht geladen.

Eine Wahl Gogreves in den Stadtrat am Sylvestertag 1603 scheiterte am Widerstand der evangelischen Mehrheit, die an der hergebrachten Satzung mit ihrem Erfordernis einer qualifizierten „Ratstüchtigkeit“ (eheliche Abstammung) festhalten wollte. Nach der Niederwerfung der antibischöflichen Bestrebungen der Stadt und der Hinrichtung ihres protestantischen Bürgermeisters Liborius Wichert wurde Gogreve von Bischof Dietrich von Fürstenberg 1604 und von 1605 bis 1615 in den ungeraden Jahren zu einem der beiden Bürgermeister von Paderborn ernannt.

Familie

Jobst Gogreves Sohn Bernhard (* 1584/88; † nach 1612) studierte in Köln, Würzburg und ab 1612 in Freiburg. Der Sohn Georg Gogreve (* um 1595; † 1635), 1615 immatrikuliert in Marburg, heiratete I. Katharine von Hörde († 1629) aus Salzkotten – deren Tochter Katharina Gogreve (* um 1621; † 1689) war mit dem fürstlich paderbornischen Gografen Theodor Warnesius (Warnekinck) (* um 1615; † 1679) verheiratet – und II. Katharina Otterjäger († 1635).

In zweiter Ehe heiratete Jobst Gogreve 1599 die Witwe Ilse Borggreve (Ilsabe Borchgreve) (* um 1550; † 1607). Ihre Kinder aus erster Ehe (⚭ 1567) mit Johann von Rintelen (* um 1510; † 1590) aus Herford, 1557 Sekretär, später Rat und Vizekanzler des reformierten Grafen Simon VI. zur Lippe in Horn, waren Adolf (* um 1570; † 1633), Simon (* um 1572), Elisabeth (⚭ Franz Cothmann, Bürgermeister zu Lemgo), Anna (* um 1574; ⚭ 1609 Gottfried von Brabeck aus Paderborn), Hermann (* um 1583, † nach 1671) und Johann d. J. († jung) von Rintelen – Jobst Gogreves Stiefkinder. Die drei jüngsten waren noch minderjährig und wuchsen in Paderborn in seinem Haus katholisch auf, während die drei älteren protestantisch blieben. Johann von Rintelen war in erster Ehe mit Ilsabein Gogreve oder Sander († 1567) verheiratet gewesen.

Der Hofgerichtsprokurator und Gograf zu Paderborn Gerhard Diekmann (Dickman) war mit „Jost Gogreff, Dr. jur.,“ verschwägert. Beide verglichen sich 1600 mit Konrad (Curt) II. von Imbsen († 1610) zu Wewer über die Regulierung von Schulden. Dessen Schwester Katharina von Imbsen († 1595) war seit 1583 mit Philipp von Gaugreben (* um 1548; † um 1610) zu Goddelsheim und Bruchhausen aus der westfälisch-waldeckschen Familie Gaugreben verheiratet gewesen.

Bei „Iustus Gogrebe Godelsheymensis“, der sich 1570 in Marburg immatrikulierte, handelt es sich nicht um Jobst Gogreve aus Bielefeld, sondern um Joist von Gaugreben (* um 1553; † 1624) zu Valme, einen Bruder des Philipp von Gaugreben.

Quellen

  • Heinrich Meibom, Eberhard Curtius, Heinrich von Hove, Hinrich Schewe, Alexander Koch: Carmina gratulatoria in honorem clarissimorum doctissimorum doctissimorumq[ue] D. Ioannis Beckmanni, Sprockhoueldensis, & D. Iodoci Gogreuij Bilueldiensis, cùm eis à … Dethardo Horstio I. V. D. & in illustri academia Iulia professore, insignia Doctoratus, in vtroq[ue] iure, publicè conferrentur, 5, Iulij Anno 1582. Scripta ab Amicis. Jakob Lucius d. Ä., Helmstedt 1582 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
    • (teilweise wiederabgedruckt) Heinrich Meibom: Iodoco Gogrevio Bilfeldensi, Ioanni Becmanno Sprockhoveldensi Novis Doctoribus 1582. In: Opuscula Historica Varia, hrsg. von Heinrich Meibom d. J. Henning Müller, Helmstedt 1660, S. 553–556 (Google-Books) = Heinrich Meibom: Rerum Germanicarum, Bd. III/3 Dissertationes Historicas varii argumenti utriusque Meibomii continet. Georg Wolfgang Hamm, Helmstedt 1688, S. 235–237 (Google-Books)
  • Heinrich Harius: Elegia XIV ad Jodocum Gogravium Bilfeldianum J. U. Doctorem & Amicissimum suum. In: Tristium libri, hrsg. von Henrik Cannegieter. Moelemann, Arnheim 1766, S. 56–59 (Google-Books); 2. Aufl. Gualther Troost, Arnheim 1774, Buch I, Elegia XIV, S. 56–59 (Google-Books)
  • Wolfgang Günther: Relatio historica, warhaffte Beschreibünge undtt ausfhürlicher berichtt des fiandtlichen heimblichen uberfals, angerichteter verrätherei undtt ervolgter eroberünge der statt Paderborn in Westphalen, 1604; Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (2° Ms. hist. 22)
    • (Aufnahme dieser Darstellung in:) Gangolph Hergund (= Olph-gang Gund-her = Wolfgang Günther): Kort verhael oft Memorien, van den wonderlicken gheschiedenissen, aenslaghen, verandering, ende onghehoorder tyrannije, deur de Jesuiten aenghestift ende uytghericht in ’t Stift ende stadt Paderborn. o. O. [Hillebrand Jacobsz., ’s-Gravenhage?] 1605, bes. S. 12, 13, 19f, 28, 30, 32 und 48 (Google-Books)
  • Johannes Sander: Geschichte des Jesuitenkollegs in Paderborn 1580–1659, übers. und bearb. von Gerhard Ludwig Kneißler, Friedrich Gerhard Hohmann. (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 64). Bonifatius, Paderborn 2011, S. 343, 349, 351 und 365

Werke

  • Disputatio LXIII. De donationibus inter virum & uxorem, praesidente Iodoco Gogreve Bilveldiensi, i. u. d. ad sequentes positiones respondebit Henricus à Weseken, fiet disputatio IX Calend. Martii … MDLXXXIIII. Helmstedt 1584
  • Disputatio LXX. praeside clarissimo et doctissimo viro, D. Iodoco Gogreuen I. V. D. ad sequentia iuris axiomata ex titulo ff. de excusationib. vbi pupillus educari vel morari debeat, duob. cum tit. seqq. desumpta, Respondebit Christianvs Steinackervs Quedlinburgensis. Jakob Lucius d. Ä., Helmstedt 1584 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin)

Literatur

  • Franz von Löher: Geschichte des Kampfes um Paderborn 1597 bis 1604. Hofmann, Berlin 1874 (Google-Books)
  • Wilhelm Rintelen: Nachrichten über die aus Herford i. W. stammende Familie von Rintelen bezw. Rintelen. In: Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde 2 (1901/02), S. 116–118, 133–135, 146f und 167–170, bes. S. 134 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Wilhelm Richter: Geschichte der Stadt Paderborn, Bd. II. Junfermann, Pape, Paderborn 1903, bes. S. 40, 78, 91 Anm. 1, 144, 154, 206–210 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau), (Digitalisat im Internet Archive)
  • Wilhelm Thöne: Die Paderborner Patrizier Bäer und ihre Sippe. In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 6 (1947), S. 1–18, bes. S. 8f (PDF des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe)
  • Rainer Decker: Bürgermeister und Ratsherren in Paderborn vom 13. bis zum 17. Jahrhundert. (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 16). Bonifacius, Paderborn 1977, S. 104–107, 181–183

Belletristische Rezeption

  • Barbara Meyer: Mord im Hochstift. Emons, Köln 2010

Anmerkungen

  1. Gogreve schrieb sich zusammen mit „Bern. Dunhoft, Bisfeldiensis … Joh. Degen, Bilfeldiensis“ ein.
  2. Studium in Köln, 1572 Rostock, Ingolstadt, Leipzig, 1573 Jena und 1578 Helmstedt („Johannes Beckmann Sprockhallensis“; 1582: „Johannes Bremannus (lies: Becmannus) Sprochoveldensis“).
  3. „Henricus Wesken Borckensis“, immatrikuliert am 22. Juni 1579.
  4. „Christianus Steinnaccerus Quedelburgensis“, immatrikuliert am 12. Februar 1582.
  5. Lic. jur., 1603 für kurze Zeit Stadtsekretär, ab 1615 Schultheiß der Stadt Paderborn, bischöflicher Gograf.
  6. 1594 bis 1598 Offizial des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg, 1604 bis 1615 Schultheiß der Stadt Paderborn, übergab die Stadt 1622 an Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1623 Bürgermeister.
  7. Auch Hendrick Terhaer; Studium in Löwen, Lic. jur., ehemaliger Rektor der Lateinschule in Zutphen, als Katholik von dort vertrieben, ab etwa 1575 in Paderborn.
  8. Dr. jur, mehrfach Bürgermeister, verheiratet mit Anna Westphal, später der Irrlehre angeklagt.
  9. Der Sohn Johann V. von Rintelen (* um 1556; † 1625) aus dieser Ehe war ab 1598 mehrfach Bürgermeister der Herforder Altstadt.
  10. Er ⚭ II. 1598 Elisabeth von Dorfeld.
  11. Aus Uentrop (Undorfius Westphalus), Studium 1574 in Marburg, 1581 in Helmstadt, 1583 Lic. jur. in Basel, 1587 in Hamm/Uentrop, 1599 zusammen mit seinen Söhnen Eberhart und Gerhart Bürgeraufnahme in Lippstadt, 1600–1607 Syndikus der Stadt, 1619 Bevollmächtigter des Propstes zur Lippe Conrad Matthias von Schorlemer, † nach 1621.
  12. Aus Wesel (so die Matrikel) oder Essen.
  13. Aus Marsberg, auch Kock; Sohn des Bürgermeisters Georg Koch, starb nach einem Duell am 8. Februar mit dem Studenten Jakob Tetens aus Eiderstedt am 26. Februar 1584, Grabplatte von 1585 in St. Stephani zu Helmstedt.
  14. Aus Steinfurt (1691–1770), Dr. jur., Historiker, gestorben in Arnheim.
  15. Wolfgang Günther (* um 1578; † 1628), Stadtsekretär und Syndikus in Paderborn, Anhänger von Liborius Wichard, später landgräflich hessischer Rat, nach der Absetzung des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in Ziegenhain hingerichtet.
  16. Johannes Sander SJ (1596–1674) aus Lichtenau.
  17. = Über Geschenke zwischen Ehemann und Ehefrau (zu D. 24,1).
  18. = Zu grundsätzlichen Rechtsfolgen nach dem Titel (Abschnitt) ‚Über Ablehnungsgründe‘ der Pandekten, sofern ein Waisenkind erzogen oder aufgenommen werden müsste, mit zwei ausgewählten der folgenden Titel (zu D. 27,1; C. 5,62).
The contents of this page are sourced from Wikipedia article. The contents are available under the CC BY-SA 4.0 license.
Lists
Jobst Gogreve is in following lists
comments so far.
Comments
From our partners
Sponsored
Credits
References and sources
Jobst Gogreve
arrow-left arrow-right instagram whatsapp myspace quora soundcloud spotify tumblr vk website youtube pandora tunein iheart itunes