Joachim Lottmann
Quick Facts
Biography
Joachim Lottmann (* 6. Oktober 1956 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Karriere
Joachim Lottmann gilt als Vertreter der deutschen Popliteratur. Sein Debütroman Mai, Juni, Juli aus dem Jahr 1987 wurde 2003 von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu einem der „wichtigsten deutschen Bücher der letzten 20 Jahre“ gewählt und neu aufgelegt.
Von 2005 bis 2006 war Lottmann Mitarbeiter im Kulturressort des Spiegel.
Stil
Ein herausstechendes Merkmal in Lottmanns Prosa ist das ironische „Zu-Tode-Loben“ im Duktus gespielter Einfalt. Das tat Lottmann etwa in zahlreichen Artikeln über die SPD und Gerhard Schröder in der taz („Dieser Mann war wie kein zweiter: Deutschland.“) und mit den ständigen Verweisen auf Christian Kracht in seinem Roman Deutsche Einheit.
Lottmann pflegt nicht nur in seinen literarischen, sondern auch in seinen journalistischen Arbeiten einen lockeren Umgang mit Tatsachen: „Wenn man beispielsweise liest, was Lottmann über Bands oder Konzerte schreibt, dann kann es gut sein, dass Namen, Orte, Uhrzeiten und Begebenheiten nicht stimmen. Lottmann geht es, bewusst oder nicht, um etwas anderes: Um das Festhalten eines diffusen Zeitgeistes, eines Gefühls das in der Luft liegt.“
Verschiedenes
- Lottmann lud seine Freunde zum Geburtstag, legte Getränke auf Eis, die Rede von Joseph Goebbels zum letzten „Führergeburtstag“ 1945 auf den Plattenspieler und verließ dann die offene Wohnung.
- Lottmann feierte seinen Einstand beim Spiegel mit einem Leserbrief an die taz, in dem er darauf hinwies, dass ein Buch seines neuen Chefs Matthias Matussek nicht genügend gelobt worden sei. Matussek bekam daraufhin in der taz die Gelegenheit, sich von der Beschreibung durch Lottmann zu distanzieren.
- Als die Malerin Bettina Semmer nachträglich Geld für ein Bild verlangte, das sie Lottmann seinen eigenen Angaben zufolge geschenkt hatte, ließ dieser stattdessen für einen höheren als den von ihr geforderten Betrag „superoriginalgetreue Kopien“ herstellen und gab ihr das Bild zurück.
- Rainald Goetz bezeichnete Lottmann als „wirklich böse“. In der Kulturszene kursierten außerdem abschätzige Vokabeln wie „verlottmannt“, „lottmannhaft kaputt“ oder „lottmannesk“.
Werke
Prosawerke
- Mai, Juni, Juli. Ein Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987; Neuausgabe 2003, ISBN 3-462-03246-1.
- Deutsche Einheit. Ein historischer Roman aus dem Jahr 1995. Haffmans, Zürich 1999; Diana, München 2001.
- Die Jugend von heute. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03426-X.
- Zombie Nation. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03665-3.
- Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein Leben als Deutschlandreporter. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03937-5.
- Der Geldkomplex. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-04146-0.
- Unter Ärzten. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-04012-8.
- 100 Tage Alkohol. Kein Roman. Czernin Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-707-60377-4.
- Endlich Kokain. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, ISBN 978-3-462-04635-9.
- Happy End. Roman. Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2015, ISBN 978-3-942989-89-3.
- Hotel Sylvia. Till-Tolkemitt-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-942989-94-7.
- Alles Lüge. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04964-0.
Herausgeberschaft
- Kanaksta. Von deutschen und anderen Ausländern. Quadriga, Berlin 1999, ISBN 3-88679-333-8
Angebliche Manuskripte
Nach eigenen Angaben hat Lottmann weitere Romanmanuskripte geschrieben („mindestens drei, vielleicht auch an die 20“) die alle vom Verlag abgelehnt worden seien.
Diedrich Diederichsen erwähnte 1982 im Musikmagazin Sounds einen angeblichen Roman Lottmanns mit dem Titel Port Stanley ist gefallen.
Auszeichnungen
- 2010 Wolfgang-Koeppen-Preis