Heinrich Theodor Toeplitz
Quick Facts
Biography
Heinrich Toeplitz (* 5. Juni 1914 in Berlin; † 22. November 1998 ebenda) war Funktionär der CDU der DDR und Präsident des Obersten Gerichts der DDR.
Leben
Toeplitz wurde als Sohn eines Juristen geboren, besuchte das Gymnasium, legte 1932 das Abitur ab und studierte bis 1936 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Breslau. 1937 promovierte er zum Dr. jur., arbeitete in der Wirtschaft, zeitweise auch im Ausland und wurde aus rassistischen Gründen in Deutschland verfolgt. Er wurde zur Organisation Todt dienstverpflichtet, 1944 bis 1945 in Zwangsarbeitslagern in Frankreich und den Niederlanden festgehalten und kehrte nach Kriegsende nach Berlin zurück. 1945 bis 1947 war er Referendar und Hilfsrichter in Berlin, legte 1947 das zweite juristische Staatsexamen beim Kammergericht Berlin ab und war bis 1950 juristischer Hauptreferent beim Magistrat von Berlin. 1949 trat er der CDU bei, war 1950 stellvertretender Generalsekretär der CDU und 1950 bis 1960 Staatssekretär im Ministerium für Justiz der DDR. In dieser Funktion war er Mitglieddes Redaktionskollegiums von Neue Justiz und er würdigte die 15-monatige Leitungstätigkeit des Rechtsprofessors Hans Nathan in der Chefredaktion dieser Zeitschrift anlässlich dessen Ausscheidens 1953 als Chefredakteur.
1951 bis 1989 war er Abgeordneter der Volkskammer der DDR, 1952 bis 1989 Mitglied des Politischen Ausschusses und ab 1954 Mitglied des Präsidiums des CDU-Hauptvorstandes. 1966 bis 1989 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU, 1955 bis 1987 Vorsitzender des Zentralen Untersuchungsausschusses der CDU und 1953 bis 1990 Mitbegründer und Präsidiumsmitglied der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR sowie ab 1954 Mitglied im Zentralrat der Fédération Internationale des Résistants (FIR, Internationale Vereinigung der Widerstandskämpfer). 1960 bis 1986 war er Präsident des Obersten Gerichts der DDR, 1962 bis 1985 Präsident des Verbands der Juristen (VdJ) der DDR und 1975 bis 1990 Präsident der Freundschaftsgesellschaft DDR-Italien. Weiterhin war er Vorsitzenden des DDR-Komitees für die Kampfdekade gegen Rassismus und Rassendiskriminierung. Von Ende 1989 bis 1990 war er Vorsitzender des zeitweiligen Ausschusses der Volkskammer der DDR zur „Überprüfung von Fällen des Amtsmißbrauchs, der Korruption, der persönlichen Bereicherung und anderer Handlungen“.
Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, kommentierte 1962 den von Toeplitz geleiteten Schauprozess gegen den Fluchthelfer Harry Seidel: „Es gibt kein Wort, das genügen würde, um der Empörung über dieses Schandurteil der modernen Inquisition eines Unrechtsstaates Ausdruck zu verleihen.“
Auszeichnungen
- 1955 Vaterländischer Verdienstorden (VVO) in Bronze
- 1959 Vaterländischer Verdienstorden in Silber
- 1969 Carl-von-Ossietzky-Medaille
- 1970 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
- 1974 Ehrenspange zum VVO in Gold
- 1964 Orden „Banner der Arbeit“
- 1989 Großer Stern der Völkerfreundschaft
- Verdienstmedaille der DDR
- Stern der Völkerfreundschaft in Gold
- Ernst-Moritz-Arndt-Medaille
- Leninorden der UdSSR
Schriften
- Oberstes Gericht der DDR, höchstes Organ wahrhaftiger demokratischer Rechtsprechung, Berlin 1970
- Aus Reden und Aufsätzen 1952-1973, Berlin 1974
Literatur
- Helmut Müller-Enbergs: Toeplitz, Heinrich. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.