Hartmut Röseler
Quick Facts
Biography
Hartmut Röseler (* 11. März 1942 in Berlin) ist deutscher Politiker (CDU). Er war von 1971 bis 1975 stellvertretender Bürgermeister und von 1971 bis 1979 Bezirksstadtrat für Volksbildung in Charlottenburg. Von 1981 bis 1985 war er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.
Leben und Politik
Ab 1962 studierte er an der FU Berlin Betriebswirtschaft und Politische Wissenschaften. Studienbegleitend war er tätig als Geschäftsführer des Berliner Ringes politischer Jugend (RpJ) und später als Pressereferent des Senators für Gesundheitswesen, Dozent in der Erwachsenenbildung sowie an einer Erzieherfachschule. Nach dem Examen arbeitete er in der Weiterbildung der deutschen Renault-Zentrale. Ab 1979 war der Diplom-Politologe als freiberuflicher Rhetorik- und Kommunikationstrainer tätig und trat 1980 in das Horst-Rückle-Team (Böblingen) ein. 1983 war er Mitbegründer der Team Connex in Böblingen.
1957 trat er den Deutschen Jungdemokraten bei. 1959 trat er in die FDP ein. Er organisierte später für die Jungdemokraten internationale Begegnungen und pflegte ab 1964 (umstrittene) Kontakte zur Ost-Berliner LDPD und FDJ (DT 64). 1965 organisierte er im Audimax der TU Berlin mit dem Berliner SDS-Vorsitzenden Tilman Fichter die Veranstaltung „8. Mai – 20 Jahre Tag der Befreiung“. 1966 wurde er Landesvorsitzender. Am Vorabend des 20. Juli 1966 war er neben Bürgermeister Heinrich Albertz und Alfred Mozer (Kabinettschef von EWG-Vizepräsident Sicco Mansholt) Gedenkredner in der Berliner Gedenkstätte Plötzensee. 1968 engagierte sich der Politiker parallel zu der weltweiten Petition von etwa 200 Intellektuellen und Musikern (u. a. Francis Davis, Igor Strawinsky, Herbert von Karajan) gegenüber den südkoreanischen Militärmachthabern und öffentlich für die Freilassung des aus West-Berlin nach Südkorea verschleppten und dort inhaftierten Komponisten Isang Yun. Isang Yun kam im Februar 1969 frei, lebte und wirkte bis zu seinem Tod im November 1995 in Berlin.
Nach Parteiquerelen trat er in die CDU ein. Ab 1971 hatte er innerhalb der CDU im Ortsverein und auf Kreisebene Vorstandsämter inne. 1967 wurde er als bis dahin jüngster deutscher Kommunalpolitiker in die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg gewählt. Mit seiner Jungfernrede machte er als „Volkstribun“ (Berliner Morgenpost) Schlagzeilen, in der er für die Rückbenennung des kurz nach Adenauers Tod unbenannten Kaiserdamms eintrat. 1971, nach seiner Wiederwahl, übernahm er in der ersten CDU-FDP-Koalition nach dem Bonner Umbruch zur sozialliberalen Koalition Brandt/Genscher die Funktionen des Stellvertretenden Bezirksbürgermeisters und Volksbildungsstadtrates. Röseler engagierte sich für den Aufbau von Ganztagsschulen und eine intensive Beschulung von Roma-Kindern an ihrem Aufenthaltsplatz. In Charlottenburger Schulen führte er „AGs für Schnuppersportarten“ (u. a. Judo, Segeln, Reiten, Fechten – mit dem österreichischen Fecht-Olympioniken Bruno Jerebicnik) ein. Röseler war Mitbegründer des Charlottenburger Schulsportvereins u. a. mit dem deutschen Olympioniken Bodo Tümmler. Er organisierte u.a. eine erste Ausstellung russischer nonkonformistischer Maler „Soviet ´unofficial` art“ um Oskar Rabin (Sammlung Alexander Glezer). Als Röseler 1978 forderte, die Schüler sollten auch in Deutschland (wie die in anderen Ländern) ihre Nationalhymne lernen, wurde ihm auch überregional Nationalismus vorgeworfen (Die Zeit Nr. 21/1978). 1979–1981 war er erneut Mitglied des Charlottenburger Kommunalparlaments. 1981 zog er als direkt gewählter Abgeordneter in das Abgeordnetenhaus von Berlin ein.
1959 nahm er als Gast der österreichischen Hochschülerschaft bei einer Parallelaktion der demokratischen Jugendverbände aus westlichen Ländern zu den kommunistischen 7. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Wien teil. 1969 diskutierte er mit Günter Grass in der Budapester Universität mit Studenten und 1973 mit Bezirksbürgermeister Roman Legien anlässlich der von der FDJ ausgerichteten 10. Weltfestspiele der Jugend und Studenten auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz mit Jugendlichen verschiedener Länder. Er war deutscher Ko-Vorsitzender der von Schachgroßmeister Ludek Pachmann 1976 gegründeten „Freien Gesellschaft zur Förderung der Freundschaft mit den Völkern der Tschechoslowakei“. Röseler hielt Kontakt zur Charta 77 mit Marta Kubišová. Er hatte 1974 Pachmann nach Berlin geholt, nachdem dessen Schachclub Solingen 1868 ihn nach einem sowjetischen Protest aus dem eigenen Schachturnier ausgeladen hatte. Er war lange Vorstandsmitglied des Gemeinnützigen Schullandheimwerkes Charlottenburg, des Charlottenburger Schulsportvereins und Mitglied des Kuratoriums der Käthe Dorsch Stiftung.
1985 zog er sich aus der Politik zurück. Später verließ er die CDU.
Literatur
- Werner Breunig, Andreas Herbst: Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991. Landesarchiv Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, Seite 312.