Hans Klose
Quick Facts
Biography
Johannes Karl Wilhelm Klose (* 11. Februar 1880 in Schalke; † 28. Februar 1963 in West-Berlin) war ein deutscher Gymnasiallehrer. Bekannt wurde er als Naturschutzfunktionär in der Zeit des Nationalsozialismus und in der frühen Bundesrepublik Deutschland.
Leben
Als Spross schlesischer Vorfahren machte Klose 1899 in Gelsenkirchen das Abitur. Von 1899 bis 1901 studierte er Naturwissenschaften (Geologie und Paläontologie, Geographie, Biologie und Physik) für das Höhere Lehramt an der Westfälischen Wilhelms-Universität und Königlichen Universität zu Greifswald. Mit einer geologischen Doktorarbeit wurde Klose 1904 in Greifswald mit der Arbeit Die alten Stromtäler Vorpommerns: Ihre Entstehung, ursprüngliche Gestalt und hydrographische Entwickelung im Zusammenhange mit der Litorinasenkung zum Dr. phil. promoviert. Er absolvierte 1905 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt in Biologie, Geografie und Physik und wurde als Gymnasiallehrer in Münster, Gelsenkirchen und Berlin-Wilmersdorf eingesetzt.
1899 wurde Klose in Münster Mitglied der Normannia, einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Vereinigung mit unbedingter Satisfaktion im Goslarer Cartell-Verband. In Greifswald schloss er sich 1901 dem Akademisch-Medizinischen Verein, dem späteren Corps Marchia Greifswald, an. Später wurde er auch Mitglied des Corps Irminsul in Hamburg. Von 1933 bis 1954 war er Vorsitzender von Marchias Altherrenschaft. Im Rudolstädter Senioren-Convent war er einer der beiden Beiräte im Vorstand des Altherrenbundes und an der Vereinigung des RSC mit dem Weinheimer Senioren-Convent maßgeblich beteiligt.
Frühes Wirken
Kloses erste Wirkungsstätte außerhalb des Schuldienstes war das Westpreußische Provinzial-Museum Danzig. Den Direktor Hugo Conwentz kannte Klose aus dem Studium; er hatte sein Interesse für den Naturschutz geweckt. Von 1910 bis 1913 vertrat Klose Conwentz als Leiter der Preußischen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin. 1913 wurde er stellvertretender Leiter der Brandenburgischen Provinzialkommission für Naturdenkmalpflege unter Wilhelm Wetekamp. 1914 zog er in den Ersten Weltkrieg, aus dem er als Hauptmann heimkehrte.
Wieder im Schuldienst, setzte er sich für die Einrichtung von Bezirks- und Kreisstellen für Naturschutz ein und kartierte Naturdenkmale in Berlin und Brandenburg. Findlinge und markante Bäume wurden unter Schutz gestellt. Außerdem war Klose Dozent für Naturschutz an den Volkshochschulen Wilmersdorf und Groß-Berlin. 1922 beteiligte sich Klose an der Gründung des Volksbundes für Naturschutz e. V., dem er bis 1945 vorstand. Am 1. Januar 1923 bestellte ihn die Provinz Brandenburg als Wetekamps Nachfolger zum Kommissar für Naturdenkmalpflege. Mit diesem Ehrenamt begann Kloses Wirken in der ganzen deutschen Naturschutzbewegung. In dem diesem Amt zuarbeitenden Gremium war auch Rittergutsbesitzers Walter von Keudell aus Hohenlübbichow Mitglied. Dieser verfügte über ein Gut an den Oderhängen in Bellinchen, das eine seltene Flora und Fauna aufwies. Auf Anfrage war er bereit, es als Naturschutzgebiet unter Schutz stellen zu lassen. In Bellinchen (Oder) wurde das erste Naturschutzgebiet Brandenburgs ausgewiesen. Klose erhielt vom preußischen Provinziallandtag 2500 Mark, um das Anwesen naturschutzfachlich erforschen zu lassen. 1928 erreichte er die Einrichtung einer „Biologische Station“ in Bellinchen.
Klose gründete die Märkischen Naturschutztage und den Naturschutzring Berlin/Brandenburg. Seit 1925 war er Mitglied des Deutschen Ausschusses für Naturschutz. Als Keudell von Hermann Göring 1934 als Generalforstmeister berufen wurde, engagierte er Klose als Mitarbeiter und beauftragte ihn mit der Ausarbeitung des Reichsnaturschutzgesetzes.
Wirken im Nationalsozialismus
Klose begrüßte in einer Publikation 1935 die nationalsozialistische Machtübernahme und die neue Weltanschauung und erhoffte sich davon eine Stärkung der Wirksamkeit des Naturschutzes. 1935 wurde er vom Schuldienst entpflichtet, um ein Zentrales Referat für Naturschutz in Preußen (angegliedert an das Reichsforstamt) aufzubauen. Unter Verwendung von Vorlagen des Naturschützers, Höhlenforschers und früheren jüdischen Kollegen Benno Wolf formulierte Klose innerhalb von sieben Wochen den Gesetzestext, der am 26. Mai 1935 von Göring als Gesetz erlassen wurde. Dem Gesetz folgten bis zum Frühjahr 1937 Durchführungsbestimmungen und Verordnungen u. a. zur Erhaltung der Wallhecken und zum Schutz wildwachsender Pflanzen und nichtjagdbarer Tiere. Unter Mitarbeit von Ministerialrat Adolf Vollbach (geb. 1880) verfasste er 1936 einen Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz mit Bezügen zur Blut- und Boden-Ideologie des Nationalsozialismus und dessen autoritärer Staatsauffassung.
In der Präambel des Gesetzes, die Klose nach eigenen Angaben verfasst hatte, stellt er dieses in den Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus: „Der um die Jahrhundertwende entstandenen „Naturdenkmalpflege“ konnten nur Teilerfolge beschieden sein, weil wesentliche politische und weltanschauliche Voraussetzungen fehlten; erst die Umgestaltung des deutschen Menschen schuf die Vorbedingung für wirksamen Naturschutz.“ Nach 1945 bestritt er, für die Präambel verantwortlich gewesen zu sein.
Im Volksbund Naturschutz führte Klose 1936 den Arierparagraphen ein. Vormals wichtige tragende Mitglieder wie Benno Wolf und Max Hilzheimer waren seitdem dort unerwünscht. Klose stellte seine Nähe zum Nationalsozialismus unter anderem in seiner Veröffentlichung Ich dien aus den 1940er Jahren dar. In dieser Zeit waren Naturschutzfunktionäre unter Klose auch in die Vertreibungen in Polen verwickelt.
Nach 1945
Von 1945 bis 1954 war Hans Klose Leiter der Zentralstelle für Naturschutz und Landschaftspflege. Diese hieß ab 1952 Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege, aus der das heutige Bundesamt für Naturschutz hervorging. 1950 war Klose aktiv an der Gründung des Deutschen Naturschutzrings, des Dachverbands der deutschen Naturschutzverbände, beteiligt. Mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit setzte er sich nie kritisch auseinander, eine Ehrung z. B. Benno Wolfs hielt er nie für erforderlich, ebenso wenig die Ehrung Max Hilzheimers, des ersten Naturschutzkommissars Berlins, mit dem er in den Gründungsjahren des Volksbunds Naturschutz sehr eng zusammengearbeitet hatte.
Werke
Neben zahlreichen Vorträgen und Exkursionen war Klose von 1904 bis 1950 für 145 Veröffentlichungen verantwortlich. Von 1929 bis 1942 redigierte er die Vierteljahreszeitschrift Naturdenkmalpflege und Naturschutz in Berlin und Brandenburg.
Ehrungen
- 1923: Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
- Ernst Friedel-Medaille der Brandenburgia
- 1954: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Verdienstkreuz 1. Klasse
- Hans-Klose-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für beispielhafte Leistungen im Naturschutz in den Neuen Ländern
Literatur
- Lebensbild von Dr. Hans Klose. In: Nachrichtenblatt für Naturschutz und Landschaftspflege. 25. Jahrgang, Nr. 6, 1954, S. 21 f.
- Heinrich Diedler: Ein Leben für den Naturschutz: Dr. Hans Klose. Rudolstädter Corpsstudent prägte Bewußtsein für Umwelt und Landschaft. In: CORPS – Das Magazin. 110. Jahrgang, Heft 1, 2008, S. 25–26.
- Hainer Weißpflug: Lehrer, Forscher und Politiker – Der Naturschützer Hans Klose (1880–1963). In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 7, 1998, ISSN 0944-5560, S. 66–70 (luise-berlin.de).