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Biography

Hans Haustein (* 27. August 1894 in Berlin; † 12. November 1933 ebenda) war ein jüdischer Arzt und Wissenschaftler in der Weimarer Republik.

Leben

Hans Haustein studierte von 1913 bis 1918 Medizin in Freiburg im Breisgau und Berlin. 1920 promovierte er in Berlin. Anschließend erhielt er seine Approbation und wurde Assistenzarzt. Seine Lehrer in den Fachgebieten der Dermatologie und Venerologie waren Abraham Buschke am Rudolf-Virchow-Krankenhaus sowie Georg Arndt an der Hautklinik der Berliner Charité.

Bald nachdem Haustein Facharzt für Hautkrankheiten und Geschlechtskrankheiten geworden war, eröffnete er 1924 eine Arztpraxis am Kurfürstendamm. Das verschaffte ihm eine entsprechende Kundschaft mit Wohlstand und hohem sozialen Status. Er stand im Ruf eines Modearztes, der aber auch Prostituierte betreute und sie mit Pessaren zur Empfängnisverhütung versorgte. Als Facharzt war er Kollege und Konkurrent von Gottfried Benn, der in der Belle-Alliance-Straße, heute Mehringdamm, praktizierte.

In der Bregenzer Straße 4 in Berlin-Wilmersdorf führte er ein mondänes Haus mit Salon. In diesen Räumlichkeiten gab er rauschende Feste, auf denen sich Schriftsteller, Komponisten, Maler und Mäzene trafen. Wilmersdorf hatte in der Zeit der Weimarer Republik einen starken jüdischen Bevölkerungsanteil. Zahlreiche jüdische Künstler und Schriftsteller wohnten in diesem Bezirk.

Haustein, der für seine intellektuelle und erotische Freizügigkeit bekannt war, galt als Salonlöwe. Er war liiert mit einem Mannequin namens Sonja, dem er sexuell hörig gewesen sein soll. Zu seinen engeren Freunden zählten u. a. der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der Komponist Fred Raymond und der Maler Christian Schad, der ihn 1928 im Stil des magischen Realismus auch porträtierte. Auf diesem Bild ist auch Hausteins Geliebte Sonja als Schatten an der Wand zu sehen.

Haustein arbeitete auch wissenschaftlich und galt als einer der wichtigsten Experten bei der Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten. Er veröffentlichte ab 1916 über 70 Arbeiten, darunter bedeutende wie Die Geschlechtskrankheiten einschließlich der Prostitution und Die Frühgeschichte der Syphilis. Von 1921 bis 1923 war er Mitarbeiter der Zeitschrift Soziale Hygiene, Fürsorge und Krankenhauswesen. Ab 1932 leitete er die historische Sektion der Abteilung für Genetik des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung in Berlin-Buch.

Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verlor Haustein schlagartig seinen großbürgerlichen Status und sah sich der Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Seine kassenärztliche Zulassung wurde ihm entzogen und er musste Hausdurchsuchungen und Verhöre über sich ergehen lassen. Am 7. Juli 1933 wurde er zusammen mit anderen jüdischen und politisch missliebigen Ärzten verhaftet und in einem provisorischen Konzentrationslager schwer misshandelt. Haustein machte sich nach diesen Erfahrungen keine Illusionen über sein Schicksal als Jude. Als ihn die Gestapo am 12. November 1933 abermals verhaften wollte, tötete er sich selbst durch Zyankali.

Hintergrund

Portrait Dr. Haustein
Christian Schad, 1928
Öl auf Leinwand
81 × 55 cm
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

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(Bitte Urheberrechte beachten)

Bereits am 22. April 1933 entzog das NS-Regime jüdischen und politisch links stehenden Ärzten durch die Verordnung über die Zulassung von Ärzten zur Tätigkeit bei den Krankenkassen die kassenärztliche Zulassung und nahm ihnen dadurch die Existenzgrundlage. Während kommunistische und sozialistische Mediziner keinerlei Widerspruchsrecht hatten, konnten diejenigen jüdischen Kollegen, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine Praxis geführt oder im Weltkrieg an der Front gekämpft hatten, zunächst weiter praktizieren. In den folgenden Jahren schränkte das NS-Regime die Betätigungsmöglichkeiten jedoch immer stärker ein, um schließlich mit der Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz zum 30. September 1938 sämtlichen jüdischen Ärzten die Berufsausübung zu verbieten. Nur einige wenige erhielten die Erlaubnis, als sogenannte Krankenbehandler ausschließlich jüdische Patientinnen und Patienten zu betreuen. Dieses schrittweise Vorgehen war aus Sicht des NS-Regimes erforderlich, da 1933 in Berlin von den 3600 Kassenärzten über 2000 gemäß der nationalsozialistischen Kategorisierung jüdisch waren und die ärztliche Versorgung sichergestellt bleiben musste.

Die meisten Kassenärzte akzeptierten vermutlich das Vorgehen gegenüber ihren jüdischen Kollegen und zogen daraus auch Vorteile. Gerade jungen Ärzten bot sich so unerwartet die Gelegenheit, eine Praxis zu übernehmen. Dieses Verhalten vieler Ärzte erschwerte nach dem Zweiten Weltkrieg die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Erst in neuerer Zeit begann die Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft und Kassenärztlichen Vereinigungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Beispielgebend ist hier die Untersuchung der Geschichte der Kassenärztlichen Vereinigung Berlins der Medizinhistorikerin Rebecca Schwoch mit dem Titel Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus aus dem Jahr 2009. Die jahrelange Forschungsarbeit wurde durch Spenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die Bundesärztekammer und den Deutschen Ärzteverlag finanziert. In der Folgezeit initiierte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns eine wissenschaftliche Arbeit über das Schicksal jüdischer Ärzte in der NS-Zeit und die Ärztekammer Niedersachsen veröffentlichte eine Broschüre zum Gedenken an jüdische Kollegen. Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages brachten 2018 für die Mitglieder des Deutschen Bundestages eine kurze Dokumentation über die Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung von jüdischen Ärztinnen und Ärzten im Nationalsozialismus heraus.

Werke (Auswahl)

  • Hans Haustein: Die Hautfarbentafel Felix von Luschans nach Davenports Methode entmischt. Berlin 1916.
  • Hans Haustein: Die sozialhygienische Betätigung der Landesversicherungsanstalten, dargestellt am Beispiel der Landesversicherungsanstalt der Hansestädte. Leipzig 1919.
  • Hans Haustein: Geschlechtskrankheiten und Prostitution in Skandinavien. Berlin 1925.
  • Hans Haustein: Zur sexuellen Hygiene in Sowjet-Russland. Bonn 1926.
  • Hans Haustein: Die Geschlechtskrankheiten einschließlich der Prostitution. In: Adolf Gottstein (Hrsg.): Handbuch der Sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Berlin 1926.
  • Hans Haustein und Hugo Hecht: Soziale Bedeutung, Bekämpfung, Statistik der Geschlechtskrankheiten. In: Josef Jadassohn (Hrsg.): Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Band 22, Berlin 1927.
  • Hans Haustein: Die Frühgeschichte der Syphilis. Berlin 1930.

Literatur

  • Volker Klimpel: Ärzte-Tode: Unnatürliches und gewaltsames Ableben in neun Kapiteln und einem biographischen Anhang. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 9783826027697, S. 18–20.
  • Rebecca Schwoch (Hrsg.): Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Hentrich & Hentrich Teetz, Berlin 2009, ISBN 9783941450080.
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