Hanna Poddig
Quick Facts
Biography
Hanna Poddig (* 11. November 1985 in Hamburg) ist eine deutsche Umweltaktivistin und Autorin. Sie selbst bezeichnet sich als Vollzeitaktivistin.
Leben
Poddig wuchs zunächst in Osterladekop (Jork), später in Werneck bei Schweinfurt auf.
Nach ihrem Abitur war sie zwischen 2002 und 2007 im Umweltschutzverein Robin Wood engagiert, davon ein Jahr im Vorstand. Als Kletteraktivistin für Robin Wood war sie an zahlreichen Aktionen beteiligt, darunter an Castor-Blockaden im Wendland oder bei den Protesten gegen das G8-Treffen in Heiligendamm. Im Februar 2008 kettete sie sich bei der Blockade eines Bundeswehr-Bahntransports in Nordfriesland an die Bahngleise, wofür sie zu 90 Tagessätzen verurteilt wurde. Statt die Geldstrafe zu zahlen, entschied sie sich, eine Haftstrafe abzusitzen, die sie am 15. März 2012 in der JVA Frankfurt-Preungesheim antrat. Eine Verfassungsbeschwerde wegen der Verletzung ihres Grundrechts auf Versammlungsfreiheit wurde vom Verfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen.
Im Jahr 2012 nahm sie mit einer Ankettaktion an der Blockade eines Urantransports aus der Urananreicherungsanlage Gronau teil. 2015 wurde sie wegen der Aktion zu 110 Tagessätzen Geldstrafe (der höchsten in Deutschland je wegen einer Ankettaktion an Gleisen verhängten Strafe) durch das Landgericht Münster verurteilt.
Seit 2014 engagiert sie sich in der Kampagne Atomtransporte Hamburg stoppen, unter anderem zu sehen in der ZDF-Dokumentation Deutschlands heimliche Atomtransporte.
Seit 2011 ist Hanna Poddig in diversen Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren als Strafverteidigerin für andere Aktivisten und Aktivistinnen aktiv. Dabei benutzt sie die Möglichkeit einer Zulassung nichtstudierter Juristen nach §138(2) StPO zur Strafverteidigung, bisher (2015) unter anderem in Stuttgart, Potsdam, Hamburg, Dortmund, München und Fulda.
Medienauftritte und -Berichte
Mit Berichten über ihre Aktionen, als Verfechterin des Containerns und mit polarisierenden kapitalismuskritischen Positionen war Hanna Poddig wiederholt in Talkshows deutscher Fernsehanstalten eingeladen. So trat sie 2009 bei 3 nach 9 und Menschen bei Maischberger auf, 2010 bei Nachtcafé und Maybrit Illner, 2011 bei Günther Jauch und in den Jahren 2011 und 2012 bei Markus Lanz, wo sie unter anderem mit Bundesumweltminister Norbert Röttgen diskutierte.
In der WDR-Fernsehdokumentation Gefundenes Fressen – Leben vom Abfall von Britta Dombrowe und Valentin Thurn aus dem Jahr 2008 war sie als „Container-Hanna“ zu sehen.
Der ARD-Fernsehsender EinsPlus porträtierte Hanna Poddig 2013 in der Sendung Leben. Im Jahr 2016 ist sie im Kinofilm Projekt A – Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa zu sehen bei einer Ankettaktion eines Urantransports 2012 in Gronau, bei einer Lesung in der besetzten Stillen Straße 10 in Berlin sowie bei ihrer Haftentlassung aus der JVA Preungesheim in Frankfurt am Main.
Journalistische Tätigkeit
Hanna Poddig ist seit 2007 Autorin der Zeitschrift Graswurzelrevolution und Teil der Redaktion des Grünen Blattes. 2009 erschien ihr Buch Radikal mutig im Rotbuch Verlag. Seit 2012 ist sie Mitarbeiterin im Übersetzungskollektiv rund um den anarchistischen Mailorder black mosquito. Zusätzlich zur Übersetzungsarbeit (neben kürzeren Texten erschienen die Bücher Message in a Bottle und Work mit Übersetzungen von Texten des crimethInc-Kollektivs im Unrast-Verlag) führt sie seit 2014 regelmäßig auch Lesungen dazu durch sowie weitere Veranstaltungen im Rahmen der internationalen Kampagne Alles verändern.
Auszeichnung
2017 erhielt Poddig den Internationalen Blue Planet Award der Stiftung ethecon (Ethik & Ökonomie).
Veröffentlichungen
- Radikal mutig. Meine Anleitung zum Anderssein. Rotbuch Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86789-085-4
- Im Namen des Flummiballs. Skurrile, ätzende, widerliche, menschenverachtende – kurz: ganz normale Geschichten aus dem Gerichtsalltag. SeitenHieb Verlag, Reiskirchen 2011, ISBN 978-3-86747-050-6
- Klimakämpfe. »Wir sind die fucking Zukunft!«. Unrast Verlag, Münster 2019, ISBN 978-3-89771-148-8