Günther Tabor
Quick Facts
Biography
Günther Tabor (* 30. August 1925 in Langenwang; † 26. Oktober 2002 in Berlin) war ein österreichischer Schauspieler und Regisseur.
Leben
Der Sohn aus einer Kaufmannsfamilie schloss nach seinem Militärdienst als Flieger und anschließender sowjetischer Gefangenschaft nach Kriegsende parallel zu einem Studium der Philosophie und Psychologie sein Schauspielstudium ab. Er arbeitete erst als Kabarettist und Autor unter anderem für das Wiener Kabarett „Der Spiegel“. Danach war er von 1946 bis 1950 am Deutschen Volkstheater, Wien, unter Paul Barnay als Schauspieler und Regieassistent engagiert. Hier spielte er seine ersten großen Rollen als romantischer jugendlicher Held. Es folgten z. B. der Tasso in Luzern, der Romeo in Baden-Baden, dann in Frankfurt Richard III. und wieder in Wien (Theater in der Josefstadt) unter anderem die Rollen des Wurm, Franz Moor, Antipholus und Zawisch. Er gastierte in der Folge unter anderem in Hannover, Nürnberg, Frankfurt als Clavigo, Carlos und Lenin.
Erwin Piscator verpflichtete ihn 1959 nach Essen, wo er als Orin in „Trauer muß Elektra tragen“ unter Piscators Regie ins Charakterfach wechselte, und 1960 unter der Regie von Jean-Louis Barrault den Christoph Columbus spielte. Mit Piscator wechselte Tabor nach Berlin und gab in der Uraufführung von Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“ 1963 unter Piscators Regie den Pater Ricardo, aber auch z. B. den Saint Just anlässlich der Eröffnung des neuen Hauses der Freien Volksbühne.
Neben der Schauspieltätigkeit betätigte sich Tabor schon früh auch als Regisseur. Er inszenierte von Shakespeare und Goethe über Brecht, Horvath, Nestroy, Schnitzler bis zu Gegenwartsautoren etwa hundert Stücke im In- und Ausland, von denen er viele auch bearbeitete. Von 1980 bis 1985 übernahm er die Schauspieldirektion der Kieler Bühnen und zeigte dort unter anderem in einer eigenen Textfassung des „Stellvertreter“ dessen erneute Aktualität, und nahm sich auch mit Erfolg der Uraufführung von Hochhuths „Judith“ an.
Zuletzt war Günther Tabor 1995 im Berliner Renaissancetheater zu sehen.
Seit Ende der 1940er-Jahre übernahm Tabor auch regelmäßig Rollen in Film- und Fernsehproduktionen. Er spielte beispielsweise im Edgar-Wallace-Krimi Der Mann mit dem Glasauge, der Komödie Car-napping – bestellt – geklaut – geliefert und im Straßenfeger Die Gentlemen bitten zur Kasse über den Postzugraub vom 8. August 1963 in Großbritannien. Daneben spielte er Gastrollen in vielen Fernsehserien wie Liebling Kreuzberg, Derrick und Der Alte. Darüber hinaus war er umfangreich für Hörspielproduktionen tätig.
Günther Tabor war mit der Schauspielerin Christine Prober verheiratet. Das Paar hat drei Söhne.
Filmografie (Auswahl)
- 1949: Vom Mädchen zur Frau
- 1950: Großstadtnacht
- 1966: Die Gentlemen bitten zur Kasse
- 1969: Der Mann mit dem Glasauge
- 1969: Der spanische Bürgerkrieg
- 1971: Die sich Christen nennen
- 1977: Der Alte – Verena und Annabella (Serie)
- 1980: Car-napping – bestellt – geklaut – geliefert
- 1981: Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene
- 1983: Das Wagnis des Arnold Janssen
Hörspiele (Auswahl)
- 1956: Rembrandt, zwei Teile; Regie: Otto Kurth, mit Alfred Schieske, Elfriede Rückert, WDR.
- 1956: Macht; Regie: Kurt Meister, mit Hilde Weissner, Hans Quest, WDR.
- 1956: Götter; Regie: Kurt Meister, mit Hilde Weissner, Hans Quest, WDR.
- 1957: Die Stunde des Lorenzo da Ponte; Regie: Walther Harth, mit Gerd Keller, Wilhelm Kürten, HR.
- 1958: Der Major von Köpenick; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Elfriede Irrall, Werner Kreindl, WDR.
- 1959: Das Haus auf dem Hügel; Regie: Edward Rothe, mit Franz Felix, Gusti Wolf, WDR.
- 1959: Kleiner Bahnhof im Nebel; Regie: Otto Kurth, mit Wera Petersohn, Karl Meixner, WDR.
- 1960: Die Brüder aus Mazedonien; Regie: Otto Kurth, mit Harry Grüneke, Lis Verhoeven, WDR.
- 1960: Der Prozeß; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Charles Wirths, Klaus Höhne, SDR.
- 1960: Charles de Foucauld: Mönch in der Wüste; Regie: Gert Westphal, mit Wolfgang Wahl, Edwin Dorner, WDR.
- 1960: Mensch aus Staub und Asche; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Gertrud Kückelmann, Elisabeth Opitz, WDR.
- 1960: Novalis; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Gustl Halenke, Friedrich W. Bauschulte, WDR.
- 1961: Die Orestie; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Gustl Halenke, Brigitte Horney, WDR.
- 1961: Franz von Assisi. Der Spielmann; Regie: Otto Kurth, mit Walter Richter, Bernhard Minetti, WDR.
- 1961: Eine neue Welt; Regie: Horst Loebe, mit Brigitte Bergen, Kurt Lieck, RB.
- 1961: Das Verhör; Regie: Hans Quest, mit Gisela Mattishent, Ida Ehre, WDR.
- 1962: Die Kartothek; Regie: Horst Loebe, mit Ehmi Bessel, Werner Hinz, RB.
- 1962: Julius Cäsar (als Marc Anton); Regie: Friedhelm Ortmann, mit Willy Birgel, Thomas Holtzmann, WDR.
- 1963: Der Stellvertreter; Regie: Erwin Piscator, mit Maria Becker, Dieter Borsche, HR.
- 1963: Gelassen stieg die Nacht an Land; Regie: Heinz Wilhelm Schwarz, mit Volker Lechtenbrink, Max Noack, WDR.
- 1964: Jeanette – Reportage einer Liebe; Regie: Heinz Wilhelm Schwarz, mit Gertrud Kückelmann, Erla Prollius, WDR.
- 1964: Das unsichtbare Gepäck; Regie: Heinz Wilhelm Schwarz, mit Otto Rouvel, Elfriede Rückert, WDR.
- 1965: Jemand hat geklingelt; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Hanns Ernst Jäger, Wilhelm Borchert, RIAS.
- 1966: Die Befristeten; Regie: Raoul Wolfgang Schnell, mit Hans Caninenberg, Paul Hoffmann, WDR.
- 1966: Im Labyrinth der Treue; Regie: Otto Düben, mit Gisela May, Volker Lechtenbrink, WDR.
- 1967: Papiervögelchen; Regie: Curt Goetz-Pflug, mit Ruth Hausmeister, Mathias Einert, SFB.
- 1968: Renz oder Eine Männerwelt; Regie: Friedhelm von Petersson, mit Norbert Langer, Wolfgang Spier, SFB.
- 1968: Noch 2 Aquarelle bis zum Ersten; Regie: Ulrich Lauterbach, mit P. Walter Jacob, Rita Mosch, SR.
- 1970: Gernot T.; Regie: Friedhelm Ortmann, mit Norbert Kappen, Marion Schweizer, WDR.
- 1988: Das Ende der Träume; Regie: Bärbel Jarchow-Frey, mit Holger Madin, Max Volkert Martens, RIAS.
Literatur
- Who’s Who in the Arts and Literature, Bd. 2: Applied Arts and Music, Karl Strute und Theodor Doelken (Hrsgg.), 3. Auflage, Zürich: red series 1983, S. 663.
- Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. De Gruyter, Berlin 1956, DNB 010075518, S. 734.