Fritz Werner
Quick Facts
Biography
Fritz Werner (* 4. Mai 1906 in Stettin; † 26. Dezember 1969 in Hannover) war ein deutscher ordentlicher Professor, Richter und von 1958 bis zu seinem Tod 1969 dritter Präsident des Bundesverwaltungsgerichts. Er verkörperte damit den seltenen Fall des Präsidenten eines obersten Gerichtshofes des Bundes, der zeitgleich als Ordinarius tätig war.
Leben
Werner studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Kiel, Frankfurt/Main und Greifswald und wurde anschließend mit einer Abhandlung zu Tarifvertrag und Tarifordnung 1934 zum Dr. jur. promoviert. In den Jahren 1932–1936 war er Assistent an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt Universität u. a. bei Arnold Köttgen. Sein besonderes Interesse galt dem Öffentlichen Recht. Werner war bereits vor 1933 Mitglied der SA und der NSDAP, trug mithin den Ehrentitel "Alter Parteigenosse",und wurde nach 1933 zum höheren SA-Führer berufen. Dieser Sachverhalt wurde gegen Werner, zu seinem Vorsitz im Verbotsverfahren zwischen 1959 und 1962 gegen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten am Bundesverwaltungsgericht zur Verteidigung der VVN-BdA genutzt, um eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen.
Danach wurde Werner zunächst Gerichtsassessor in Greifswald und Kassel, wo er 1939 zum Amtsgerichtsrat ernannt wurde. Nachdem er von Beginn an am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte, geriet Werner in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde und aus der SBZ nach Kassel zurückkehrte. 1949 wurde er dort Landgerichtsrat. Im selben Jahr wurde er, seinem akademischen Interesse gemäß, als Richter an das neu errichtete Oberverwaltungsgerichts für die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Lüneburg berufen, wo er ab 1952 als Senatsvorsitzender und ab 1955 als Vizepräsident tätig war. Seit 1951 wurde er Mitglied in der Schriftleitung bei "Deutsches Verwaltungsblatt". Ab 1958 war er Präsident des BVerwG, wo er Vorsitzender des 1. Senats war.
Wissenschaftliche Tätigkeit:
Fritz Werner war seit 1956 Honorarprofessor an der Universität Göttingen und wurde 1964 zum ordentlichen Professor für Staatsrecht und Politik an der FU Berlin berufen. An der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer hielt er Fortbildungskurse.
Werner prägte die Sichtweise des Verwaltungsrechts als konkretisiertes Verfassungsrecht. Eine Vielzahl seiner Publikationen befasste sich mit rechtlichen Grundfragen seiner Zeit, so mit Problemen der Gewaltenteilung, der richterlichen Unabhängigkeit und der Rolle der Verwaltungsgerichtsbarkeit, aber auch mit dem Thema "Recht und Gerechtigkeit", vielfach vor historischem und rechtsphilosophischem Hintergrund.
Werk (Auswahl)
- Recht und Gericht in unserer Zeit.Reden, Vorträge, Aufsätze 1948–1969, Hrsg. von Karl August Bettermann und Carl Hermann Ule, Köln/Berlin/Bonn/München 1971. ISBN 3-452-17359-3.
- Zum Verhältnis von gesetzlichen Generalklauseln und Richterrecht, Karlsruhe 1966.
- Über Tendenzen der Entwicklung von Recht und Gericht in unserer Zeit, Karlsruhe 1965.
- Recht und Toleranz, Tübingen 1963.
- Das Problem des Richterstaates, Berlin 1960.
- Empfiehlt es sich, den allgemeinen Teil des Verwaltungsrechts zu kodifizieren? (Gutachten für den 43. Deutschen Juristentag), Tübingen 1960.
- Grundsätzliches zur Richteranklage, 1950.
- Zur Geschichte des Kammergerichts in Berlin, 1968.
- Über Goethes Wirken in der Verwaltung, DVBl. 1949, S. 421–424.
- Georg Büchners Drama "Dantons Tod" und das Problem der Revolution, 1952.
- Sport und Recht, 1968.
- Schule, Staat und Recht, 1957.
- Tarifvertrag und Tarifordnung, Dissertation (Greifswald), Stettin 1934.
Literatur
- Horst Sendler: Fritz Werner zur Erinnerung. In: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (NVwZ), 5. Jahrgang 1986, Heft 5, S. 366 f.
- Hans Joachim Becker: Fritz Werner – Präsident des Bundesverwaltungsgerichts von 1958 bis 1969. In: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart (JöR) 36 (1987), S. 105 ff.
- Fritz Werner, in: Internationales Biographisches Archiv 17/1970 vom 13. April 1970, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)