Friedrich Pustet
Quick Facts
Biography
Friedrich Pustet (* 25. Februar 1798 in Hals (Passau); † 6. März 1882 in München) war ein deutscher Verleger und Gründer der Friedrich Pustet KG.
Leben
Friedrich Pustet, Sohn des Marktkämmerers und Buchbinders Anton Pustet, absolvierte 1809 eine Lehre zum Buchbinder und übernahm nach dem frühen Tod des Vaters das Geschäft in Passau. 1826 verlegte er sein Engagement von Passau nach Regensburg. Dort baute er eine Buchhandlung auf, später war er auch als Verleger tätig im Bereich regionaler, historischer, naturwissenschaftlicher und belletristischer Literatur.
1833 wurde er Eigentümer einer großräumigen Liegenschaft in der Gesandtenstraße in Regensburg, wo sich noch heute das Hauptgeschäft von Bücher Pustet befindet. Das heutige mehrstöckige Geschäftshaus mit Innenhof entstand aber erst 1957 im Baustil der Nachkriegszeit nach dem Abbruch von mehreren mittelalterlichen und barocken Bauten und Häusern.
Mit dem Kauf einer Schnellpresse 1833 legte Friedrich Pustet den Grundstein für die Pustet‘schen Druckunternehmen. 1836 begann er in den Orten Laaber und Alling westlich von Regensburg nach Vorbildern in England die industrielle Fabrikationvon Papier in Form von Endlospapierbahnen. An beiden Orten lieferte dieSchwarze Laber Energie zum Antrieb der Maschinen, die zur Herstellung von Holzschliff und Zellstoff benötigt wurden. Später konnte mit den bei Alling gefundenen Braunkohlevorkommen auch Dampfmaschinen betrieben werden. Zur Begrüßung von König Maximilian II., der 1855 die Anlagen durch einen Besuch würdigte, wurde in zwei Bahnen weiß und blau eingefärbtes Papier gedruckt. Nachdem 1875 die Fabrikationsstätten sogar mit der Bahnstrecke Sinzing–Alling an Regensburg angebunden wurden, hatte Friedrich Pustet den bahnbrechenden Aufbau der Papierindustrie abgeschlossen.
Ein 1846 veröffentlichtes lateinisches Messbuch für den Gottesdienst der katholischen Kirche legte den Grundstein für eine überregionale Ausbreitung und Bekanntheit des Unternehmens. Mit dieser Altar-Missale begann die Spezialisierung des Verlags auf liturgische Werke. Zusammen mit Karl Proske entstand die Reihe „Musica divina“, eine Edition polyphoner Musikwerke. 1848 war Pustet beteiligt an der Gründung des Regensburger Morgenblattes.
Nachdem es unter Bürgermeister Gottlieb von Thon-Dittmer in Regensburg im Hungerjahr 1846/47 im Vormärz enorme Teuerungen bei Lebensmitteln gegeben hatte, war Pustet auch an Bestrebungen der damaligen katholisch-konservativen Vereinsbewegung beteiligt, Arbeiterunterstützungsvereine zu gründen. So wurde im März 1849 unter Beteiligung weiterer Druckereibesitzer wieGeorg Joseph Manz der „Gutenbergverein“ gegründet, der die Regensburger Buchdrucker in Notfällen des Lebens unterstützen sollte. Aus dem Verein entstand 1850 eine Unterstützungskasse für kranke, reisende und invalide Buchdrucker, aus der die bis zum Ersten Weltkrieg existierende Buchdrucker-Unterstützungskasse e. V hervorging.
1854 erwarb Pustet die J. E. v. Seidel'sche Buchhandlung in Sulzbach-Rosenberg. 1860 übergab er das Regensburger Unternehmen Pustet mit Verlag, technischem Betrieb und Papierfabrik an seine Söhne Friedrich (1831–1902), Karl (1839–1910) und Clemens (1833–1898). Die Buchhandlung in Sulzbach verkaufte er 1864 und übernahm 1864 den kgl. Central-Schulbuch-Verlag in München; diesen leitete er bis 1874.
Literatur
- Dieter Albrecht: Pustet, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 15 (Digitalisat).
- J. Braun: Pustet, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 735 f.
- Deutsche Biographische Enzyklopädie 8, K. G. Saur Verlag/Walter de Gruyter 2007, S. 113