Franz Joseph von Plettenberg und Wittem
Quick Facts
Biography
Reichsgraf Franz Joseph Maria von Plettenberg und Wittem (* 19. März 1714; † 29. April 1779 in Wien) war kaiserlicher Kämmerer sowie münsterischer Erbmarschall und Kurkölnischer Erbkämmerer.
Leben
Herkunft und Familie
Franz Joseph von Plettenberg wuchs als Sohn des Ferdinand von Plettenberg (1690–1737, kurkölnischer Premierminister) und seiner Gemahlin Bernhardine Felizitas von Westerholt-Lembeck (Tochter des Freiherrn Dietrich Conrad Adolph Freiherr von Westerholt zu Lembeck) zusammen mit seiner Schwester Bernhardina (1719–1769, ⚭ Graf Joseph Franz Bonaventura von Schönborn-Wiesentheid) in einer der ältesten und bedeutendsten Adelsfamilien Westfalens auf. Kaiser Karl VI. erhob die Familie im Jahre 1724 in den Reichsgrafenstand. Am 10. November 1737 heiratete er Aloysia Steyer von Lamberg (1718–1796, Tochter des Fürsten Franz Anton von Lamberg und seiner Gemahlin Prinzessin Ludovica Friederike Ernestine von Hohenzollern-Hechingen). Ihr wurde am 3. Mai 1768 durch die Kaiserin der Sternkreuzorden verliehen. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:
- Franz Anton (1735–1766, Domherr in Hildesheim),
- Aloysia (Kanonissin in Nancy),
- Friedrich Clemens August (1742–1771, Erbmarschall und Verwalter von Nordkirchen, ∞ 1762 Maria Anna von Galen (1752–1829, Tochter des Wilhelm Ferdinand von Galen zu Assen)), Vater von Maximilian Friedrich von Plettenberg (1771–1813), Erbe von Schloss Nordkirchen,
- Maria (Salentinianerin in Wien),
- Bernhardine (1743–1779), ∞ 1762 Fürst Dominik Andreas von Kaunitz-Rietberg (1739–1812) und
- Friedrich Ludwig (1745–1796, Domherr in Paderborn).
Werdegang und Wirken
Bevor Franz Joseph zum Kurkölnischen Erbkämmerer bestellt und zum Erbmarschall ernannt wurde, studierte er zunächst in Frankreich und dann an der Universität in Leiden Rechtswissenschaften. Er wurde Mitglied des Reichshofrats und 1734 in die Niederrheinische Ritterschaft aufgenommen. Vier Jahre später übernahm er die Familiengüter. Am 1. März 1746 folgte die Aufschwörung zur Münsterschen Ritterschaft. Damit war er Mitglied des Landtags, einem Gremium, das sich aus den drei Ständen zusammensetzte. Dessen Aufgabe bestand in der Regelung des Steuerwesens und ab 1447 auch des Fehdewesens im Hochstift Münster. Franz Joseph diente auch am kaiserlichen Hof als Kämmerer. Von seinem Vater erbte Franz Joseph den schon hochverschuldeten Besitz Schloss Nordkirchen. Ursächlich für die Verschuldung war die enorme Investitionssumme, die der Neubau des Schlosses verschlang. Franz Joseph vergrößerte die Verschuldung durch seinen Lebensstil und seinen langjährigen Aufenthalt in Wien noch einmal beträchtlich, sodass 1764 ein Konkursverfahren gegen ihn eröffnet wurde. Er übertrug den Familienbesitz daher an seinen Sohn Franz Anton (1740–1766), der sich um eine Schuldenregulierung bemühte. Franz Joseph und seine Frau lebten daraufhin in bescheidenen Verhältnissen. Die Lage war so prekär, dass er das Familiensilber verkaufen musste, um das Überleben seiner Angehörigen zu sichern.
Sonstiges
Ein Großteil des Musikalienbestandes der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster stammt aus Wien und dürfte von Franz Joseph während seiner Wiener Jahre gesammelt und nach Schloss Nordkirchen gebracht worden sein.
Quellen
Marcus Weidner: Landadel in Münster 1600–1760. Aschendorff Verlag, Münster 2000.
Sven Solterbeck: Blaues Blut und rote Zahlen. Westfälischer Adel im Konkurs 1700–1815. Waxmann Verlag, Münster 2018.