
Quick Facts
Biography
Franz Josef Wagner (* 7. August 1943 in Olmütz) ist ein deutscher Boulevard-Journalist und Schriftsteller.
Leben
Wagner wurde während des Zweiten Weltkrieges in Olmütz im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren geboren und wuchs als Sohn einer Handarbeitslehrerin in Regensburg auf, wo er auch Sänger im Chor der Domspatzen war. Er besuchte eine Klosterschule, bestand jedoch die Abiturprüfung nicht und verließ die Schule ohne Abschluss. Danach schlug er sich einige Jahre mit Gelegenheitsjobs durch, bevor er ein Volontariat bei der Nürnberger Zeitung begann.
Ab 1966 arbeitete Wagner beim Axel-Springer-Verlag in Hamburg, unter anderem als Kriegsberichterstatter und Chefreporter für die Bild. Er schrieb nebenher als Ghostwriter für Franz Beckenbauer und Boris Becker.
1988 wechselte Wagner zum Hubert-Burda-Verlag nach München und wurde Chefredakteur der Boulevard-Zeitschrift Bunte. Dort entwickelte er zusammen mit Günter Prinz auch die Zeitschriften Elle und Superillu. 1991 folgte die Boulevard-Zeitschrift Super!, deren erster Chefredakteur er wurde. Sie war als für Ostdeutschland konzipierte Konkurrenz zu Bild gedacht, wurde aber nach einem Jahr wieder eingestellt. Mit Wagners Schlagzeile „Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen – Ganz Bernau ist glücklich, daß er tot ist“ vom 3. Mai 1991 verlieh er Super! bereits am zweiten Erscheinungstag das Image eines Revolverblattes. 1998 kam Wagner zurück zum Axel-Springer-Verlag und wurde Chefredakteur der B.Z. und B.Z. am Sonntag. 2000 verlor er seinen Posten als Chefredakteur jedoch, nachdem er in einem Artikel über Franziska van Almsick ehrverletzende Töne angeschlagen hatte.
Seit 2001 ist Wagner „Chefkolumnist“ beim Axel-Springer-Verlag; eine Position, die eigens für ihn geschaffen wurde. Er schreibt die Kolumnen Post von Wagner, montags bis samstags in Bild sowie (bis 2005) Wagners Welt wöchentlich in der Welt am Sonntag. Für die Kolumne Post von Wagner erhielt er 2002 den vom Bauer-Verlag verliehenen Journalistenpreis Goldene Feder in der Kategorie „Print“.
Wagner ist verheiratet und hat eine Tochter.
Rezeption
Seine mit vielen beschreibenden Adjektiven und Adverbien versehenen, sich mitunter binnen kurzer Zeit widersprechenden Texte und seine wilden Argumentationssprünge haben Wagner unter anderem den Spitznamen „Gossen-Goethe“ eingebracht. Das Satiremagazin Titanic verspottete Wagner als „Gaga-Kolumnisten“. 2012 adaptierte der Regisseur Patrick Wengenroth Wagners Buch Brief an Deutschland und Rainald Goetz’ Text Katarakt in einem Theaterabend am Berliner HAU 2. 2019 parodierte der Autor Nils Markwardt Wagners Stil auf Twitter in Briefen an deutsche Geistesgrößen wie Hegel oder Kafka.
Wagner hat ebenfalls viel Kritik an seinen persönlichen Verhaltensweisen auf sich gezogen. Die ihm kritisch gegenüberstehende tageszeitung fasste zu seinem 60. Geburtstag zusammen: „Er gilt als cholerisch, viril, impulsiv, reaktionär, hysterisch, zynisch, chaotisch, mithin unerträglich.“ Besondere Schwierigkeiten im persönlichen Umgang hatte Wagner in den Jahren, in denen er die B.Z.-Redaktion führen sollte. Sein Arbeitsstil wurde als chaotisch beschrieben und seine Führungsmethoden brachten einen großen Teil der Redaktion gegen ihn auf. Dies ging so weit, dass auf einer anonym von Redakteuren der B.Z. betriebenen Internetseite indirekt die Absetzung Wagners gefordert wurde.
2009 wurde er wegen einer Beleidigung gegenüber Eva Herman durch zwei Instanzen zu Schadensersatz in Höhe von 10.000 Euro verurteilt. Anlässlich ihrer vielfach kritisierten Äußerungen zur Familienpolitik der Nationalsozialisten hatte er die Fernsehmoderatorin in seiner Bild-Kolumne als „dumme Kuh“ bezeichnet. Im Januar 2014 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, Gabriele Pauli als „durchgeknallte Frau“ zu bezeichnen. 2015 wurde er von Christian Brandes kritisiert, nachdem er einen Text zum Absturz der Germanwings-Flug 9525 verfasste.
Häufige Kritik erhält Wagner zudem im Bildblog und von dessen ehemaligem Betreiber Stefan Niggemeier.
Werke
- Brief an Deutschland, Diederichs, München 2010, ISBN 978-3-424-35041-8
Romane
- Das Ding, Blanvalet, München 1978, ISBN 3-7645-0854-X (1979 verfilmt als Fernsehzweiteiler)
- Im September, wenn ich noch lebe, Blanvalet, München 1979, ISBN 3-7645-5302-2
- Big Story, Bertelsmann, München 1982, ISBN 3-570-01857-1
- Wolfs Spur, Bertelsmann, München 1984, ISBN 3-570-00279-9